Red Bull hat nach Monaco und Ungarn keinen seiner Piloten für den GP von Italien (So, ab 15 Uhr im LIVE-Ticker>>>) in der ersten Startreihe - beunruhigen tut dies Motorsport-Konsulent Helmut Marko aber nicht.
In einem engen Monza-Qualifying setzte sich Charles Leclerc beim Ferrari-Heimspiel mit 1:20.161 Minuten gegen Max Verstappen (+0,145) sowie Teamkollege Carlos Sainz Jr. (+0,268) durch. Doch weil sowohl Verstappen als auch Sainz aufgrund von Teilewechseln im Motorenbereich strafversetzt werden, hat Leclerc am morgigen GP-Sonntag den Mercedes-Piloten George Russell sowie den McLaren-Fahrer Lando Norris hinter sich (alle Strafen im Überblick>>>).
Beunruhigen tut dieser Fakt Motorsport-Zampano Marko allerdings nicht, denn bei einem Vorsprung von 109 WM-Punkten von Verstappen gegenüber Leclerc ist alles anderes als Alarm angesagt.
"Sind in einer komfortablen Position"
Im Gegenteil. Zwar sei man bei Red Bull vom Qualiyfing-Ergebnis "selbst überrascht", wisse aber den Grund dafür: "In Sektor eins haben wir die Zeit auf die Ferraris, speziell auf Leclerc verloren." Denn beide Red-Bull-Piloten hätten, im Gegensatz zum abschließenden dritten Freien Training, "Probleme" gehabt, die der gebürtige Grazer gegenüber "Sky" aber nicht genauer erklärt.
Dennoch weiß Marko, dass die Punkte nicht am Samstag, sondern erst am Sonntag ausgeschüttet werden. Er ist sich sicher: "Im Rennen wird das anders sein, denn die Strategie wird sein, so schnell, aber auch so sicher wie möglich an den Ferrari (von Leclerc, Anm.) heranzukommen und Druck zu machen. Wenn das erfolgreich ist, werden wir um den Sieg fahren und wenn nicht, versuchen wir, um Platz vier herum anzukommen."
"Verstappen wird von Platz sieben starten, ich denke aber nicht, dass allzu starke Gegner vor uns sein werden", führt Marko weiter fort.
"Der Druck liegt auf Ferrari"
Auch wenn Verstappen spätestens in Spa-Francorchamps bewiesen hat, dass die Qualifying-Platzierung nicht immer ausschlaggebend ist, will Marko nichts von einer Favoritenrolle wissen. Vor den Augen der Tifosi werden die "Roten" die Gejagten sein. "Der Druck liegt auf Ferrari und wir können uns ein Ankommen auf dem zweiten oder dritten Platz leisten", macht der 79-Jährige klar und führt fort: "Wir sind mit unserem Punktevorsprung in einer komfortablen Position."
Verstappen selbst glaubt, dass das gewählte Setup, was einen steiler gestellten Heckflügel im Vergleich zu Ferrari und Co. vorsieht, "nicht die beste Lösung auf eine Runde" sei. Aber: Beim morgigen Rennen rechnet sich der amtierende Weltmeister gute Chancen aus, will sich zunächst "aus Ärger heraushalten" und anschließend nach vorne fahren.
Verstappen hat im Übrigen den GP im Vorjahr nicht beendet, nachdem er mit WM-Rivale Lewis Hamilton (Mercedes) im Kampf um den Titel 2021 in der Rettifilo-Schikane (Kurve 1&2) kollidierte.
Im Red-Bull-Stall lauert aber auch Sergio Perez. Der aktuell geteilte WM-Zweite - Leclerc steht ebenfalls bei 201 WM-Punkten - wird das Gastspiel in Italien nach einer Rückversetzung um zehn Plätze lediglich von Rang 13 in Angriff nehmen. In wie weit der Mexikaner zumindest im Kampf um das Podest eingreifen kann, müsse Marko "erst bei der Strategie-Abteilung nachfragen."
Aber Marko lobt seinen Piloten nach dem Qualifying und stellt fest: "Perez' Leistung ist deutlich besser geworden, dass zeigt auch (das Quali-Ergebnis, Anm.). Er macht sich auch seine Gedanken und er will mit uns die Hersteller-WM gewinnen. Da brauchen wir zwei Autos, die deutlich im Vorderfeld ins Ziel kommen."
Perez selbst erklärt im Anschluss des Qualifyings: "Ich werde versuchen, mich von der schlechteren Startposition zurückzuarbeiten." Weiter betont er: "Wir brauchen die richtige Strategie dafür, um die Pace richtig einsetzen zu können."
Herta: Test im Alpine geplant
Außerhalb des RB-Kaders bleibt der us-amerikanische IndyCar-Start Colton Herta das Gesprächsthema für ein mögliches AlphaTauri-Cockpit 2023. Doch weil der US-Amerikaner nicht die benötigten 40 Punkte für die Superlizenz vorweisen kann, wird dem 22-Jährigen diese vom Welt-Automobilverband FIA nicht ausgestellt.
"Es geht um ein Rennen, wo nicht genug Starter am Start waren. Dadurch hat er nur ein Drittel der Punkte bekommen". zieht Marko Bilanz und führt fort, dass "die FIA die Möglichkeit" habe, "zu reagieren." Denn:"Es liegt nicht im Ermessen des Fahrers, wie viele Piloten am Start sind. (Die Superlizenz, Anm.) wäre möglich, ohne das man die bestehenden Regeln verbiegen müsste bzw. gegen das Reglement auslegen müsste."
Deswegen sei ein Test geplant, bei dem Herta beweisen soll, dass er trotz fehlender Punkte F1-tauglich wäre: "Es hat geheißen, dass dieses Wochenende die Entscheidung fallen soll, aber bis jetzt haben wir noch keinerlei Indikationen, wie das ausschauen wird. Aber es ist geplant, dass Herta einen Formel-1-Test im Alpine in Budapest absolvieren wird. Dieser Test muss, bevor wir nach Singapur reisen, passieren."
Herta wäre nicht der erste Pilot, der ohne Superlizenz in die Königsklasse käme. Im Winter 2000/01 lud Peter Sauber den jungen Kimi Räikkönen aus dem damaligen Formel Renault 2.0 Eurocup nach nur 23 Monoposto-Rennen zu einem Test in Mugello an. Der Finne überzeugte, trat aber die ersten vier Rennen in der Saison 2001 ohne Superlizenz, dafür aber auf Probe an. 2007 wurde er bekanntlich Weltmeister im Ferrari.