Rund um den Grand Prix von Frankreich in Le Castellet mehrt sich die Kritik an der Führungsebene beim Formel-1-Rennstall McLaren.
Wie die britische "Daily Mail" berichtet, könnte es nun sogar zu einem Streik kommen. Das Fass zum Überlaufen brachte offenbar eine demütigende Belohnung für die Mitarbeiter nach Überstunden.
"Wir haben rund um die Uhr gearbeitet, haben Blut geschwitzt, und dann gibt man uns 25 Pence teure Schoko-Riegel", wird ein anonymer Mitarbeiter zitiert.
"Ganz strikt nur ein Riegel pro Person"
"Das Management gibt sie an die Supervisor weiter, um sie dann an die Mitarbeiter zu verteilen. Aber ganz strikt nur einer pro Person", so der Mitarbeiter weiter. Die McLaren-Belegschaft werde aber nur dann belohnt, wenn für das Erreichen einer Deadline besonderer Einsatz nötig ist, wie etwa beim großen Update vor dem Grand Prix in Spanien.
"Wir haben es gerade rechtzeitig geschafft, und dann wurde eine Woche später ein Freddo-Riegel an das beteiligte Personal als Bonus verteilt. Den Supervisors ist es peinlich, sie zu verteilen", erklärt der Mitarbeiter, dessen Wut sich besonders gegen Rennleiter Eric Boullier, Chefingenieur Matt Morris, Geschäftsführer Simon Roberts und Betriebsleiter David Probyn richtet.
"Wir nennen die vier die 'Untouchables'. Einige von ihnen laufen nur herum und plaudern. Wir haben keinen Respekt vor ihnen, und die Leute beginnen, die Debriefings zu boykottieren, weil sie ein Witz sind", so der Mitarbeiter.
Er nennt die Atmosphäre in Woking "vergiftet, die Führungsebene sei "planlos". "Sie haben uns beim Debriefing nach dem Kanada-Grand-Prix gesagt, dass sie wissen, was mit dem Auto nicht stimme, aber nicht, wie man es lösen kann. Und sie fragen uns, obwohl sie sechsstellige Gehälter beziehen."
Boullier: "Da sind vielleicht ein paar Leute sauer"
Auf die Anschuldigungen angesprochen meint Boullier in Le Castellet: "Da sind vielleicht ein paar Leute sauer, was in jeder Firma vorkommt. Wir wissen nicht, welches Problem diese Leute haben, und wir haben sie eingeladen, mit uns darüber zu sprechen, anstatt das hintenrum zu machen."
McLaren habe tonnenweise E-Mails von Leuten bekommen, die meinen würden, dass die Geschichte ein Witz sei, so Buollier: "Wir sind 800 Leute und genießen große Unterstützung bei unseren Mitarbeitern und Ingenieuren."
Die Geschichte um die Schokoriegel dementiert er nicht - im Gegenteil. In einem schriftlichen Statement des Teams heißt es: "Unsere Teamleiter haben die Freiheit, ihr Personal mit spontanen, durchdachten und lustigen Geschenken zu belohnen, wann auch immer sie der Ansicht sind, dass die Arbeit oder eine Aufgabe eine zusätzliche Anerkennung oder Belohnung verdient."
Als Boullier bei der Teamchef-Pressekonferenz in Frankreich vom Journalisten der "Daily Mail" gefragt wird, ob man die Süßigkeit weiter verteilen wird, reagiert der Franzose gereizt: "Wenn Sie wollen, organisieren wir einen Management-Kurs für Sie. Und wenn sie die Freddo-Schokolade unbedingt probieren wollen, dann schicken wir Ihnen eine Schachtel."