Seit 1059 Tagen war Max Verstappen saisonübergreifend WM-Leader.
Diese historische Marke findet beim chaotischen Grand Prix von Australien ein jähes Ende (zum Rennbericht >>>). Der Niederländer erreicht im Regen das Ziel auf Platz zwei, muss sich in einem Herzschlagfinale Sieger Lando Norris (McLaren, die Siegerstimme >>>) geschlagen geben.
Auch wenn der vierfache Weltmeister in Red-Bull-Diensten nicht mit der Bestplatzierung aus Australien abreist, gibt er sich stolz über seine Leistung. "(Das Ergebnis, Anm.) ist ein Platz besser, als es normalerweise sein muss", sagt Verstappen im "ORF".
McLaren sei im Albert Park "sehr stark" gewesen, "eigentlich viel schneller". Der zweite Platz sei als "positiv" zu bewerten, er betont aber, dass der amtierende Konstrukteurs-Weltmeister im direkten Vergleich "noch weit vorne" sei.
Regen in der Schlussphase: "Hatte Panik"
Augenblicke nach der Zielflagge stellte sich Verstappen den englischsprachigen Kollegen von "F1 TV", frisch aus dem RB21 ausgestiegen auf dem Weg zur Siegerehrung.
In Runde 44 war der Niederländer erster Augenzeuge des McLaren-Doppelabflugs, der Regen kehrte in dem Moment wieder zurück und sorgte für hektische Funksprüche an den Kommandoständen der Teams.
Es war die heikle Phase, den richtigen Moment für den Boxenstopp zu wählen, das Feld war auf dem Zeitpunkt auf den Trockenreifen unterwegs. Verstappen gibt zu, Zweifel im Auto gehabt zu haben: "Ich hatte etwas Panik, soll ich in die Box kommen oder nicht?"
Weil aber der Regen verstärkt eingesetzt hat und die Fahrbahn wieder vollständig nass machte, war der Wechsel zurück auf die Intermediatereifen die logische Wahl.
Für den Red-Bull-Piloten ist aber klar: "Selbst wenn ich eine Runde früher reingekommen wäre, wäre ich sowieso nur Zweiter geworden." Das glaubt auch Motorsportberater Helmut Marko, der gegenüber dem österreichischen Rundfunk unterstreicht: "Vielleicht hätten wir Max eine Runde früher zum Stopp holen können, aber das war ein Gambling."
Verstappen, der beim 20. Teamjubiläum für das Podest sorgte, nimmt das Ergebnis trotz allem sportlich, fast schon selbstironisch: "Es sind 18 Punkte mehr, als ich letztes Jahr hier eingefahren habe", witzelt der Niederländer zum Abschluss.
Marko: Mehr Regen für "Max-Faktor"
Während bei Verstappen der Renntag einen Grund zum Jubeln ermöglichte, sah bei Liam Lawson die Welt weniger rosig aus. Der "Kiwi" verursachte die letzte Safety-Car-Phase und schied wie seine Rookie-Kollegen Jack Doohan (Runde 1, Anm.) und Gabriel Bortoleto (kurz darauf, Anm.) aus.
Grund für den Dreher in Kurve 2, der in einem Einschlag resultierte, waren die Trockenreifen auf nasser Fahrbahn. "Ich wollte so lange wie möglich auf dem Reifen bleiben", relativiert er und betont, zum Zeitpunkt des Unfalls "nicht zu sehr gepusht" zu haben."
Einer, der das Rennen aus der Box verfolgt hat, war Helmut Marko. Der Motorsportberater der "Bullen" untermauerte, dass der Australien-GP ein "wahnsinnig spannendes Rennen" gewesen sei, mit dem zweiten Platz von Verstappen sei das Team "zufrieden".
Allerdings habe der RB21, das erste Auto der Post-Newey-Ära, eine Baustelle, die für einen Nachteil gegenüber McLaren sorgt. Der "Reifenverschleiß ist deutlich höher" als jener des britischen Rennstalls. Das habe in Melbourne dafür gesorgt, dass Verstappen nur "sechs bis acht Runden" mit Lando Norris und Oscar Piastri mithalten konnte.
Um den erhöhten Verschleiß kompensieren zu können, hätte es im Albert Park "mehr Regen geben müssen", da dann "der Max-Faktor" zum Tragen gekommen wäre, ist sich der Grazer gegenüber dem "ORF" sicher.