news

Teamorder stört nur kurz die McLaren-Festspiele in Ungarn

Lando Norris folgt der Teamorder und "schenkt" seinem Teamkollegen Oscar Piastri den ersten Sieg. Bei McLaren läuft in Ungarn fast alles nach Wunsch.

Teamorder stört nur kurz die McLaren-Festspiele in Ungarn Foto: © getty

Nach dem ersten "Front-Row-Lockout" im Qualifying seit zwölf Jahren am Samstag, fährt McLaren beim Großen Preis von Ungarn am Sonntag souverän zum Doppelsieg.

Oscar Piastri gewinnt am Hungaroring sein erstes Rennen in der Formel 1. Dahinter folgt Teamkollege Lando Norris auf Rang zwei. In der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft fehlen auf Spitzenreiter Red Bull nur noch 51 Punkte. Rennbericht>>>

"Es ist sehr besonders. Es ist der Tag, von dem ich als Kind geträumt habe, ganz oben auf dem Formel-1-Treppchen zu stehen" strahlt der Australier nach dem Sieg über beide Ohren.

"Es war etwas kompliziert am Ende, aber ich habe mich am Start in diese Position gebracht. Vielen Dank ans Team für diese unglaubliche Leistung und dieses unglaubliche Auto. Es macht mir so viel Spaß bei McLaren zu fahren, ich kann ihnen für diese Gelegenheit nicht genug danken. Jetzt diesen Grand Prix nach gerade einmal 18 Monaten in der Formel 1 zu gewinnen, fühlt sich einfach unglaublich an", schwärmt Piastri weiter.

Ungewollter Undercut spült Norris an die Spitze

Man möchte meinen, es war das perfekte Wochenende für McLaren. Doch die Art und Weise des Piastri-Sieges sorgt für Diskussionen - zunächst innerhalb des Teams und anschließend in der Motorsportwelt.

Der Australier überholte Norris direkt nach dem Start in Kurve 1, in Folge dominiert der Youngster das Rennen und war stets gut drei Sekunden voran. In der 46. Runde holt McLaren dann überraschend zuerst Norris für den zweiten Stopp in die Box. Leader Piastri kommt zwei Runden später zum Reifenwechsel, kehrt aber hinter Norris zurück auf die Strecke.

"Als wir gesehen haben, dass Hamilton an die Box fährt, wollten wir das Rennen sehr sicher angehen, deswegen gingen wir mit dem Auto zuerst rein, bei dem mehr Risiko da war. Daher haben wir zuerst Lando und dann Oscar reingeholt. Wenn man nur so wenig Vorsprung hat, muss man in Betracht ziehen, dass es immer ein Problem beim Boxenstopp geben kann", begründet Teamchef Andrea Stella den Undercut nach dem Rennen.

Trotz zahlreicher Ansagen des Teams, dass die Plätze zurückgetauscht werden sollen, fährt Norris zunächst einen Vorsprung von knapp sechs Sekunden heraus. Alles sieht danach aus, als würde sich der Brite die 25 Punkte für den Rennsieg schnappen.

Teamplayer Norris: "Er hat den Sieg verdient"

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Nach dem fünften Platz von Verstappen hätte der 24-Jährige den Rückstand auf den WM-Führenden Max Verstappen auf 64 Punkte reduzieren können. Wenige Runden vor Schluss wird der Kommandostand nochmal deutlicher: "Wir wissen, dass du weißt, was du machen musst."

Schlussendlich gibt Norris zwei Runden vor Schluss nach und drosselt auf der Start/Ziel-Geraden drastisch das Tempo. Piastri zieht dankend vorbei und fährt anschließend zu seinem ersten Rennsieg in seiner noch jungen Karriere.

Der Zweitplatzierte hakt das Thema rund um die Teamorder nach dem Rennen schnell ab: "Das Team hat mir gesagt, ich soll es machen, also habe ich es gemacht."

"Es ist ein unglaublicher Tag für uns als Team. Ich denke, das ist die Hauptsache. Ich bin sehr glücklich. Es war eine lange Reise und ein langer Weg, um das aus eigener Kraft zu erreichen. Wir haben es verdient. Wir sind lange ein sauberes und klares Rennen gefahren. Oscar hat mich am Start direkt erwischt und ist ein super Rennen gefahren. Es musste irgendwann passieren und er hat den Sieg heute verdient", zeigt sich der Brite als fairer Teamplayer und richtet den Blick auf das große Ganze.

"Ich bin ein klein wenig nervös geworden, aber es war vom Team super ausgeführt. Ich denke, es war die richtige Entscheidung, da ich mich am Start in die Position gebracht habe. Meine Pace war im letzten Stint nicht mehr so gut, wie ich es gerne gehabt hätte, aber ich war eben in dieser Situation. Es war vom Team gut gelöst", lobt auch der Australier das starke Teamgefüge.

McLaren hat Lust auf mehr! Folgt Angriff auf Red Bull?

"Wenn man als Rennfahrer vorne ist, ist es nie einfach, die Position zu wechseln. So denkt kein Fahrer. Als Team müssen wir helfen und es sagen. Wir racen als McLaren und das war die richtige Entscheidung. Lando wusste auch, dass es für ihn selbst die richtige Entscheidung war. Wenn er um die WM kämpfen will, muss er das ganze Team, auch Oscar, hinter sich haben. Manchmal braucht man etwas mehr Weisheit, auch wenn das Visier unten ist", denkt Stella an den langfristigen Erfolg, kann aber Norris auch gut verstehen.

Am Ende ist man sich bei McLaren einig. Der große Preis von Ungarn war ein weiterer Beleg dafür, dass die "Papaya Orange" ein ernst zunehmender Gegner für Red Bull ist.

"Ja klar, definitiv als Konstrukteur. Wir haben zwei gute Fahrer und ein unglaubliches Team" glaubt Norris zur Saison-Halbzeit weiter fest an den Konstrukteur-Titel. Aktuell liegt McLaren nur 51 Punkte hinter Red Bull.

Vor der wohlverdienten Sommerpause im August wird es aber noch einmal heiß. Bereits nächstes Wochenende geht es auf der Traditionsstrecke in Spa weiter.

Auch dort rechnet sich Premierensieger Piastri Chancen aus: "Wir haben in dieser Saison gezeigt, dass wir auf jeder Strecke und unter allen Bedingungen vorne dabei sein können. Spa sind vielleicht nicht unsere besten Jagdgründe, aber ich bin zuversichtlich, dass wir dort stark sein können. Wir haben ein Auto, dass ein echter Allrounder ist."


Formel 1: Diese Fahrer haben ein Cockpit für 2025

Kommentare