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Von 10 auf 1: Verstappen ist selbst überrascht

Max Verstappen und Red Bull belohnen sich für "geduldiges" Rennen selbst:

Von 10 auf 1: Verstappen ist selbst überrascht Foto: © Red Bull Contentpoolgetty

Unverhofft kommt oft! 

Max Verstappen siegt phänomenal beim Grand Prix vom Ungarn (Rennbericht) und baut vor der großen Sommerpause der Formel 1 die WM-Führung auf Charles Leclerc auf komfortable 80 Punkte aus. WM-Stand >>>

"Wer hätte das gedacht, als wir aufgestanden sind, dass wir das Rennen gewinnen werden?", fragte Verstappen nach seinem 28. Grand-Prix-Sieg seine Mannschaft. 

Obwohl nur von Platz zehn aus gestartet, mit Kupplungs- und Getriebeproblemen kämpfend und trotz eines Drehers stand der Red-Bull-Pilot am Ende zum achten Mal in dieser Saison ganz oben am Podest. Von einem so schlechten Startplatz hat der Weltmeister zuvor noch nie gewonnen.

"Es waren sehr herausfordernde Bedingungen, aber wir hatten eine sehr gute Strategie. Sogar mit einem 360 (Drehung) haben wir gewonnen", lacht Verstappen. "Es hat da draußen wirklich Spaß gemacht!"

Kurzfristige Reifen-Entscheidung vor dem Start

Nach einem fürchterlichen Qualifiying am Vortag glaubte Verstappen am Renntag nicht, den Sieg holen zu können. Umso überraschender kam dieser, er selbst hoffte, an "einen Podestplatz dranzukommen." Der nun 28-fache GP-Sieger lobt die Arbeit seines Teams, betont im Interview mit Ex-F1-Fahrer David Coulthard deren Strategie-Stärke im schwierigen 13. Saisonrennen:

"Wir sind ruhig geblieben und haben die richtigen Entscheidungen getroffen", merkt Verstappen an und weiter: "Wir sind zum richtigen Zeitpunkt an die Box und hatten gute Outlaps." Die Strategie war das Schlüsselelement des Ungarn-Rennens. Eigentlich hätten sowohl Verstappen als auch Sergio Perez auf dem harten Reifen starten sollen, aber:

"Als ich aber auf dem Weg zum Grid auf den weichen Reifen fuhr, haben wir doch diese genommen. Ich bin sehr glücklich darüber, dass wir den kurzfristigen Wechsel gemacht haben." Dies zeige auch die "Flexibilität" der "Bullen", allen voran jene der Strategin Hannah Schmitz, die bereits beim Monaco-GP Perez zum Sieg gelotst hatte.

Auch der Dreher war auf dem Weg zum Sieg kein Hindernis. Der Niederländer erklärt, dass er sich "schwergetan hatte" zu schalten. Deswegen habe er auch beim Dreher die Kupplung "verbrannt", allerdings konnte er das Rennen trotz "zu aufgewärmter Reifen" forsetzen.

"Ziel bleibt, die WM-Führung zu verteidigen"

Bei einem normal verlaufenen Grand Prix wären sich Verstappen und Leclerc wohl nicht in die Quere gekommen. Doch aufgrund der Bedingungen und der desaströs schlechten Ferrari-Strategie fanden sich sowohl der WM-Leader als auch der schärfste Verfolger in einem Zweikampf wieder.

Der mit Medium-Reifen ausgestattete Verstappen erkannte allerdings, dass Leclerc auf harten Reifen sichtlich zu kämpfen hatte: "Ich habe meine Chance gesehen", fasst er kurz und knapp zusammen. Und das mit Erfolg, denn zwar legte er nach dem ersten gelungenen Überholmanöver gegen Leclerc kurz darauf den Dreher hin, schob sich aber Augenblicke später zum zweiten Mal erfolgreich am Ferrari-Piloten vorbei.

Dies erklärt Verstappen nicht nur mit dem puren Rennspeed, sondern mit der richtigen Reifenwahl, die Ferrari bei Leclerc nicht getroffen hatte: "Wir waren nach dem Strategie-Fehler von Ferrari besser positioniert." Wichtig seien "die kleinen Details", denn diese seien im WM-Kampf "entscheidend". 

Von einem Höhenflug will der achtfache Saisonsieger deshalb nichts wissen. Denn für ihn sei es wichtig, den "tollen" WM-Vorsprung auch zu verteidigen. Denn Red Bull wird in der laufenden Saison wohl noch mindestens eine Grid-Strafe erhalten, beide RB-Piloten sind mit den erlaubten Motorenteilen (maximal drei erlaubt) am Anschlag.

Obwohl Verstappen rein rechnerisch mit nur zweiten Plätzen noch Weltmeister werden würde, will er von einem passiven WM-Kampf nichts wissen: "Wir wollen so viele Rennen wie möglich gewinnen. Ziel bleibt aber, die WM-Führung zu verteidigen und so wenig Fehler wie möglich zu machen."

Verstappen zittert zum Rennende

Im Schlussakt des Rennens wurde die zweite VSC-Phase aufgrund des gestrandeten Valtteri Bottas (Alfa Romeo) ausgerufen. Weil aber die Regentropfen immer intensiver wurden, machte dies Verstappen Sorgen: "Sie haben mir am Funk gesagt, dass Regen kommen könnte. Die Reifentemperatur ging zurück, in der letzten Runde bin ich deswegen sehr langsam gefahren, um keinen Dreher zu risikieren."

Am Ende glückte der Sieg, von Ferrari-Schützenhilfe will er aufgrund derer verkorksten Strategie aber nichts wissen: "Jedes Team versucht das Beste zu tun. Manchmal gelingt das, manchmal nicht. Am Ende ist es aber schwierig zu sagen, dass sie mir mit dem heutigen GP geholfen haben, einen Schritt in Richtung zweiten Titel zu machen."

Auch will er die erbrachte Leistung von Mercedes nicht unbeachtet lassen, da Lewis Hamilton Zweiter und George Russell Dritter wurden und damit das zweite Doppelpodium in Folge holten. Die "Silberpfeile" werden immer "kompetitiver", was Red Bull vor allem in der Hersteller-WM helfe, da die Roten durch den Kampf mit dem deutschen Rennstall Punkte verlieren.

Horner schwärmt von Verstappen-Leistung

"Das Rennen war phänomenal", fasst RB-Teamchef Christian Horner gegenüber "Sky" den Sieg von Verstappen kurz und knapp zusammen und führt weiter aus: "Wir sind von Platz zehn gestartet und mussten uns im ersten Teil des Rennens um das Kupplungsproblem kümmern."

Der seit 2005 im Amt waltende Brite zeigt sich wie Verstappen vorsichtig in puncto WM, denn: "Die Chancen auf den Titel stehen gut, aber es sind noch neun Rennen und 234 Punkte zu holen." Deswegen sei es wichtig, auch weil sich "noch viel ändern" könne, nach der Pause "wieder gut zurückzukommen."

Bei der Verstappen-Fahrt ging Perez' fünfter Rang beinahe unter. Der Mexikaner startete von Platz elf ins Rennen, war wie sein Teamkollege ebenfalls mit Soft-Reifen bestückt. Horner merkt an: "Perez hat einen wunderschönen letzten Stint gehabt. Er hätte unter Umständen ohne das VSC am Ende eine Chance aufs Podium gehabt."

Jetzt müsse über die Sommerpause geschaut werden, was sich beim Monaco-Sieger etwas "verändert" habe. Red Bull arbeite stets "als Team" merkt der 48-Jährige an.

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