Formel 1 und Nachhaltigkeit - für viele passt das generell nicht zusammen. "Ein Sport wie die Formel 1 kann nie klimaneutral sein", erneuerte die NGO Greenpeace rund um das Österreich-Rennen ihre Kritik.
Der größte Brocken in der Klimabilanz sind aber nicht die Hybridmotoren der Autos, sondern Flugverkehr und Großevent-Logistik. Protagonisten der Szene verweisen auf die potenzielle Vorbildwirkung. "Die Formel 1 wird besser und nachhaltiger", sagte Ex-Teamchef Günther Steiner.
Beachtliche Zahl an Flugkilometern
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Knapp 193.000 Flugkilometer wird ein Mitglied eines Formel-1-Teams, das in England stationiert und bei allen Saisonrennen dabei ist, laut APA-Berechnungen im Jahr 2024 zurücklegt haben. Angenommen wurde dabei, dass nur Direktflüge absolviert werden - was in der Realität bei kaum einem Rennen möglich ist.
Dabei sind die Wege mit anderen Verkehrsmitteln oder die Reisen der Fans noch gar nicht eingerechnet. "Die Realität der Formel 1 - Privatjets, Fototermine mit Ölscheichs und ein erfundenes Image als harmloses Freizeitevent - ist nicht zeitgemäß", hieß es in einer Aussendung der Letzten Generation, die am Sonntag auf dem Red Bull Ring eine Protestaktion geplant hatte.
Harsche Kritik vom NGOs
"Der Rennkalender der Formel 1 ist an Absurdität nicht zu überbieten", sagte Ursula Bittner, Greenpeace-Sprecherin in Österreich. Die Organisation errechnete eine durchschnittliche Reisedistanz von 6.000 Kilometern, die jedes Team pro Grand Prix zurücklegen muss. Die geografische Abfolge der Rennen sei nach wie vor ein "Zickzack"-Kurs. "Nach dem Grand Prix in Österreich reist der gesamte Zirkus nach England, nur um in drei Wochen im Nachbarland Ungarn zu sein."
Mit einer Umstrukturierung des Rennkalenders könnten die Reisekilometer nahezu halbiert werden, heißt es von Greenpeace. Laut Steiner, der jahrelang und zuletzt als Haas-Teamchef in der Formel 1 tätig war, ist das schwierig. "Viele Events haben einen Vertrag für die nächsten fünf Jahre. Das kannst du nicht einfach mittendrin ändern", sagte der Südtiroler der APA. Zudem sei das Wetter ein Faktor. So könne der Große Preis von Kanada in Montreal nicht einfach vom Frühling in den Herbst zu den meisten anderen Nordamerika-Rennen verschoben werden. Auch deshalb, weil die Strecke nach dem Formel-1-Gastspiel für Wochen mit anderen Events belegt sei.
Rennanzahl dürfte nicht noch weiter steigen
Fix scheint zumindest, dass die Anzahl der Rennen pro Jahr nicht weiter steigen soll. "Sie werden nicht über 24 Grands Prix hinausgehen können, weil dann bist du in einem Swing drinnen, wo du viel mehr Personal brauchst. Das heißt, diese Kosten-Nutzen-Rechnung geht für keinen mehr auf", betonte Ex-Pilot Alexander Wurz im APA-Gespräch.
"Was ich verstanden habe, ist 24 die Nummer, die sie als Limit definiert haben. Ich weiß nichts von Diskussionen, diese Nummer weiter zu erhöhen", sagte Mario Isola, der Motorsportchef von Reifenhersteller Pirelli. Für sein Unternehmen sei das Thema Nachhaltigkeit elementar wichtig. Das ende nicht beim Recycling der Reifen.
Steiner: Nachhaltigkeit "so stark wie möglich" einbinden
Steiner sagte, die Motorsport-Königsklasse taste sich heran. Man müsse probieren, "Nachhaltigkeit so stark wie möglich einzubinden. Ich glaube, das macht die Formel 1 ziemlich gut", sagte der ServusTV-Experte. Ab 2026 wird die Antriebseinheit zu 50 Prozent aus einem Verbrennungsmotor und zu 50 Prozent aus einem Elektromotor bestehen. Der Verbrenner wird mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden. "Kosmetische Maßnahmen", nennt das Greenpeace-Expertin Bittner, die noch dazu oft negative Konsequenzen für die Umwelt hätten.
"Die Formel 1 hat den Vorteil, dass sehr viel Geld da ist", sagte Steiner. "Die Mineralölkonzerne entwickeln jetzt nachhaltige Treibstoffe. Das Geld wäre sonst nicht da, niemand würde es ausgeben. In der Formel 1 investierst du es, um zu gewinnen. Das Resultat ist die Entwicklung eines Brennstoffs, der dann nachhaltig ist." Viele mittlerweile alltägliche Erfindungen hätten ihren Startpunkt in der Formel 1 gehabt. "Wenn es heute in der Formel 1 ist, dann ist es oft in fünf bis zehn Jahren im Straßenauto. Nur hat man dann vergessen, wo es herkommt", erklärte Steiner.