Für das elfte Rennen der Saison 2024 blickt alles auf den Red Bull Ring. In der Steiermark jagt Max Verstappen den nächsten Sieg, während die Konkurrenz weiter versucht, die Lücke zum WM-Leader zu schließen.
Doch Spielberg ist reichlich mehr als 2024. Motorsport-Experte Gerhard Kuntschik lädt zur Zeitreise ein, die ihr erstes Kapitel vor 60 Jahren schreibt.
Zeltweg: Der Urvater des Österreich-GP
1964: Nach dem Grand Prix des Vorjahres auf dem Zeltweger Flugfeld (ohne WM-Status) ist es nach den intensiven Bemühungen von Martin Pfundner & Co. vor 60 Jahren so weit: Der erste Grand Prix als WM-Lauf!
Er wird zum Desaster, weil die Rumpelpiste die Autos derart beansprucht, dass nur neun der 20 Piloten ins Ziel kamen. Zeltweg war damit Geschichte.
Es war aber auch der F1-Einstieg eines 22-jährigen Nachwuchsfahrers namens Jochen Rindt, der jedoch nach 58 der 105 Runden mit gebrochener Lenkung des Brabham-BRM von Rob Walker aufgeben musste.
Rindt hatte sich als 13. qualifiziert. Den Sieg holte Ferrari-Jungstar Lorenzo Bandini (damals 28), der drei Jahre später in Monaco tödlich verunglücken sollte. Außer Bandini starben sieben weitere Fahrer dieses Rennens später bei Tests oder Rennen den Rennfahrertod.
1974: Vor 50 Jahren gaben zwei Lokalmatadore nunmehr auf dem 1969 eröffneten Österreichring ihre F1-Debüts: Dieter Quester, schon 35 Jahre alt, und Helmut Koinigg, 26.
Während unter 31 Fahrern Quester sich im dritten Werks-Surtees als 25. und Letzter qualifizieren konnte, blieb dies Koinigg in einem privaten Brabham der Scuderia Finotto versagt.
Quester beendete seinen einzigen GP als Neunter und überwarf sich anschließend mit Teamchef John Surtees, der ihm weitere Einsätze angeboten hatte. Statt Quester wechselte Koinigg für die Nordamerika-Rennen zu Surtees, wurde in Mosport (CAN) Zehnter und verunglückte in Watkins Glen in der neunten Runde tödlich, als ihn eine lockere Leitschiene buchstäblich köpfte.
Quester: Koinigg starb in meinem Auto
Quester erinnert sich an den Sommer 1974: "Das Zünglein an der Waage war Ernie Huppert, ein Österreicher, der für Surtees arbeitete. Mit John war nach dem neunten Platz auf dem Österreichring 1974 alles abgesprochen für die drei restlichen Saisonrennen."
"Ich wurde in einem TV-Interview über die Situation bei Surtees befragt, und ich sagte, er sei schon ein Schlitzohr, weil er nicht alles, was er zugesagt hatte, gehalten hatte, drei Autos statt zwei zum Beispiel, und keine Ersatzteile", führte Quester fort.
"Huppert erzählte ihm dies. Ich war out, Surtees und Huppert holten Helmut Koinigg, der dann in Watkins Glen tödlich verunglückte, in dem Auto, in dem ich hätte fahren sollen. Koinigg war einer der sympathischesten Kollegen. Mein F1-Debüt auf dem Österreichring bei Surtees kostete 350.000 Schilling. Das waren noch Zeiten!"
Quester habe sich später bei einer FIA-Feier in England mit Surtees ausgesprochen, erzählt er: "Wir hatten danach ein sehr gutes Verhältnis."
Im GP 1974 startete Ferrari-Jungstar Niki Lauda erstmals in der Heimat von der "Pole", schied aber mit Motorschaden nach 17 Runden aus. Sieger wurde der aus Position zwei gestartete Carlo Reutemann (Brabham).
Lauda trotzt Getriebeschaden
1984: Lauda vs. Prost war vor 40 Jahren die Schlagzeile der Saison. Niki, im dritten Jahr des Comebacks bei McLaren, gelang sein einziger Heimsieg. Rivale Alain Prost hatte sich auf einem Ölfleck in der Rindt-Kurve von der Strecke gedreht.
Lauda siegte trotz eines Getriebeproblems, wegen dem er fast schon aufgeben wollte. An diesem Wochenende debütierte Gerhard Berger im ATS-BMW in der Formel 1, womit nach Jo Gartner (seit Imola im Osella-Alfa dabei) ein dritter Lokalmatador antrat.
Beide schafften die Qualifikation (Berger 20., Gartner 22.). Der Wiener musste schon nach sechs Runden wegen Motorschadens aufgeben, der Tiroler wurde als Letzter (12.) gewertet.
Silberpfeile strahlen bei Spielberg-Comeback
2014: Nachdem es vor 30 bzw. 20 Jahren keinen GP von Österreich gegeben hatte, kam es vor zehn Jahren zur Premiere auf dem um- bzw. neu gebauten A1-Ring, der nun nach dem neuen Eigner Red Bull Ring hieß.
Legendär wurden die Werbetafeln des Mercedes-Teams unter Chef Toto Wolff: "Heim-Spielberg" wurde in Anlehnung an den Wiener plakatiert, was bei Red Bull nicht gerade goutiert wurde.
Noch weniger dann der Rennausgang: Mercedes feierte einen Doppelsieg durch Nico Rosberg vor Lewis Hamilton. Mit den Williams-Piloten Bottas und Massa (3./4.), den Force-India-Fahrern Pérez und Hülkenberg (6./9.) sowie Magnussen im McLaren (7.) wurden sieben der ersten Zehn von Mercedes-Hybridmotoren in die Punkte gebracht