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Winter-Abrechnung der Formel 1

Alle zehn Teams in der Kurz-Vorschau! Was sich getan hat, wie der Test lief, was es 2023 zu klären gilt - im LAOLA1 Ranked zum Formel-1-Auftakt:

Winter-Abrechnung der Formel 1 Foto: © getty

Genug geschlafen!

Die Formel 1 geht am Wochenende in Bahrain in die Saison 2023 (alle Sessions im LIVE-Ticker>>>).

Das zweite Jahr unter neuem Reglement bedeutet: Alle Teams hatten nun Gelegenheit, die Learnings aus der Premiere in neuen Autos umzusetzen.

Wird Red Bull Racing wieder antastbar? Wie wird das Geschehen im engen Mittelfeld ablaufen? Und wer hat danebengehaut?

Das einzige Test-Wochenende in Bahrain hat Aufschlüsse gebracht und im LAOLA1 Ranked wird eine erste Einschätzung vorgenommen. Wer ist voran? Was hat sich überhaupt geändert? Und was muss jedes Team in der anstehenden Saison klären?

10. Williams

10. Williams
Foto: © getty

Die Änderungen des Winters: Das drei Jahre andauernde Missverständnis mit Nicholas Latifi kam zu einem Ende. Williams ist mit Logan Sargeant auf den US-Zug aufgesprungen. Das zweite volle Jahr unter Inhaber Dorilton Capital soll den Anschluss wiederherstellen, die Sponsoren werden auch mehr. Mit James Vowles kam der neue Teamchef aus wichtiger Position bei Mercedes, das ist vielversprechend.

Die Performance am Test-Wochenende: Überraschend! Der Williams schnurrte, drehte die zweitmeisten Runden und konnte ein, zweimal mit guten Zeiten aufzeigen. Was aber viel wichtiger erscheint, ist die Einschätzung von Alex Albon, der deutliche Fortschritte zu 2022 erkannte. Da war Williams weit weg vom Schuss.

Die 2023 zu klärende Frage: Ob ein neuer Partner winken könnte. Zuletzt geisterte das Gerücht eines erneuten Porsche-Anlaufs mit Williams unkonkret herum, aber vielleicht ist eine technische Partnerschaft langfristig der Weg zurück zum Erfolg? Hinsichtlich 2026 bringen sich immer mehr Hersteller in Position. Bis dahin muss sich Williams zur attraktiven Braut machen.

Die LAOLA1-Einschätzung: Die Einschätzung als Schlusslicht ist konservativ und fußt auf dem letztjährigen Trauerspiel. Vielleicht sind die Fortschritte groß genug, diesen Status abzuschütteln? Zwischen Rang 8 und 10 geht es in diesem Ranking eng her.

9. McLaren

9. McLaren
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Die Änderungen des Winters: McLaren hat das Tauziehen um "Supertalent" Oscar Piastri mit Alpine für sich entschieden. Weichen musste mit Daniel Ricciardo der Sympathmann des Feldes, der zwar nie die erwarteten Leistungen, aber Sieger-Erfahrung ins Team brachte. Der überraschende Abgang von Teamchef Andreas Seidl musste mit Andrea Stella aufgefangen werden.

Die Performance am Test-Wochenende: Erschreckend! Und daraus macht McLaren keinen Hehl. Papaya war auf der Strecke am seltensten zu sehen. Das Team habe "wesentliche Entwicklungsziele verpasst", musste CEO Zak Brown eingestehen, ehe eine einzige Rennrunde gefahren wurde. Dass jetzt bereits über Updates gesprochen wird, ist kein gutes Zeichen. Lando Norris wurde gar in der Box dabei beobachtet, seinem Frust an einer Wand Ausdruck zu verleihen.

Die 2023 zu klärende Frage: Wie jemals wieder der Anschluss gelingen soll. Die Konkurrenz schläft nicht, McLaren schon - außer, wenn es um die Lukrierung von Sponsoren geht, die sich in Hülle und Fülle am Auto tummeln. Auch das jugendliche Image hat mit dem Fahrer-Duo noch mehr Ausdruck bekommen. Aber eine junge Zielgruppe muss ebenso mit Performance angesprochen werden, wie die Piloten. Norris und Piastri sind in Sachen Potenzial das aufregendste Gespann. Aber irgendwie muss das auf die Strecke kommen.

Die LAOLA1-Einschätzung: Zwischen Williams, Haas und McLaren geht es eng her. Wer sich ganz hinten findet, müssen die ersten Rennen zeigen. Schock wäre ein oranges Schlusslicht nach den Vorzeichen, den Williams-Fortschritten und so manch mieser Darbietung im Vorjahr keines.

8. Haas

8. Haas
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Die Änderungen des Winters: Die Brötchen werden nach einem brauchbaren Jahr 2022 wieder größer. Ein neuer Hauptsponsor hat die finanziellen Gewässer beruhigt, die Entwicklungsrichtung soll weiter nach oben zeigen. Dafür wurde nach langem Zögern auch das mediale Zugpferd Mick Schumacher zugunsten von Nico Hülkenberg geopfert, der nicht so viel Glamour, dafür Erfahrung mit verschiedenen Formel-1-Teams einbringt.

Die Performance am Test-Wochenende: War der Rede nicht wert, Haas war die graue Maus. Das muss kein schlechtes Zeichen sein, gibt aber auch keinen Anlass für Jubelchöre.

Die 2023 zu klärende Frage: Ob Gene Haas bei Laune gehalten wird. Das Team muss seit jeher knapp kalkulieren, warf dafür mal sehr gute, dann auch sehr schlechte Ergebnisse ab. Ein Ausstieg scheint zwar aus der Diskussion verschwunden zu sein, zumal der "Business Case Formel 1" in den nächsten Jahren immer attraktiver wird. Überhaupt für das vorerst noch einzige US-amerikanische Team. Trotzdem geht es in der "Königsklasse" um Leistung, sonst gibt es irgendwann doch Umstrukturierungen.

Die LAOLA1-Einschätzung: Haas ist nicht zuletzt durch Günther Steiners Hauptrolle in "Drive to Survive" Sympathieträger. Für die gelegentlichen Erfolge wird es wieder reichen, der große Wurf scheint auf sich warten zu lassen. Immerhin: 2023 soll Budget für kontinuierliche Weiterentwicklungen da sein.

7. AlphaTauri

7. AlphaTauri
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Die Änderungen des Winters: Die Hälfte der Teams hat sich um Nyck de Vries gerissen, AlphaTauri hat ihn - überraschend - bekommen. Der Formel-E-Weltmeister 2021 wurde lange Jahre im Mercedes-Kader groß und gilt dementsprechend als "Super-Rookie". Wenn der Rennstall überhaupt das Potenzial für große Sprünge hat, wird es der 28-Jährige herauskitzeln.

Die Performance am Test-Wochenende: Mit 456 Runden wurden die meisten Kilometer des Wochenendes abgespult. Das spricht für Zuverlässigkeit. Die Zeiten waren weniger beeindruckend als die ersten Berichte über De Vries' Arbeit, der den Ingenieuren sehr gutes Feedback geben dürfte.

Die 2023 zu klärende Frage: Nicht weniger als die Team-Zukunft. In den letzten Tagen wurden Gerüchte laut, Red Bull könnte sich unter neuer Führung von seinem Zweitteam verabschieden, da es in der aktuellen Konstellation mehr koste als Red Bull Racing. Ein Umzug nach England könnte AlphaTauri in dieser Form retten. Der Red-Bull-Kader hätte aktuell weniger Bedarf an einem Junior-Team.

Die LAOLA1-Einschätzung: Besser als die Sorgenkinder, nicht dran an der erweiterten Spitze. Hilt Yuki Tsunoda die Rute im Fenster oder wird sie zum Hemmschuh? Franz Tost fordert nicht weniger als permanente Punkteplätze im dritten Jahr des Japaners. Dabei könnte ihm sogar passieren, dass er von De Vries in den Schatten gestellt wird.

6. Alfa Romeo

6. Alfa Romeo
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Die Änderungen des Winters: Die Zukunft wirft ihre Schatten voraus. Andreas Seidl wurde als CEO der Sauber-Gruppe eingesetzt und wird die Weichen für die Zusammenarbeit mit Audi stellen. Nach dem Abgang von Frederic Vasseur wird er aber nicht zum Teamchef, sondern darüber angesiedelt - als Repräsentator wirkt Alessandro Alunni Bravi. 

Die Performance am Test-Wochenende: In einem Wort - "sauber"! Der Speed passt. Am zweiten Tag sorgte Guanyu Zhou für eine handfeste Überraschung, als er die schnellste Zeit verbuchte. Jetzt muss nur die Technik halten, es gab auch ein Power-Unit-Problem zu lösen.

Die 2023 zu klärende Frage: Was passiert in den Übergangsjahren? Ende 2023 endet die Zusammenarbeit mit Alfa Romeo, das Team wird wieder zu Sauber. Bis 2026, wenn Audi auf der Bildfläche erscheint. Was bis dahin neben Aufbauarbeit geschieht, ist noch nicht klar. Auch fahrerseitig nicht, Zhou hat das Lehrjahr hinter sich gebracht und muss jetzt auch zu glänzen beginnen.

Die LAOLA1-Einschätzung: Alfa Romeo scheint das Rüstzeug für mehr als brave Auftritte im Mittelfeld zu haben. Mit Option auf Überraschungen, wenn bei den Anderen gepatzt wird.

5. Alpine

5. Alpine
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Die Änderungen des Winters: Allez les Bleus! Nach dem Chaos-Abschied von Fernando Alonso und dem Super-GAU rund um Oscar Piastri hat Alpine das Bestmögliche aus der Ausgangslage gemacht und mit Pierre Gasly eine gute Lösung gefunden. Mit dem französischen Fahrer-Duo ist die Marke des Renault-Konzerns endgültig zum "Nationalteam" geworden.

Die Performance am Test-Wochenende: Alpine war ein wenig das "Dark Horse" der Tests. Vergleichsweise radikale Änderungen am Auto haben auf der Zeitenliste keinen Eindruck geschunden, sehr wohl aber bei Esteban Ocon, der auch das letzte Auto kennt.

Die 2023 zu klärende Frage: Vertragen sich Ocon und Gasly? Mit dem Ex-Red-Bull-Hoffnungsträger holt sich Alpine das alte Problem zweier ebenbürtiger Fahrer an Bord, zufällig haben beide auch jeweils einen GP-Sieg in der Vita stehen. Ocon hat schon in der Vergangenheit gezeigt, sich von Teamkollegen nicht gern in die Suppe spucken zu lassen. Schlimmer noch: Die Franzosen gelten nicht als die besten Freunde, sollen in den letzten Jahren kaum ein Wort gewechselt haben.

Die LAOLA1-Einschätzung: Fußt nur auf den Ocon-Einschätzungen. Während bei manchem Konkurrenten die schlechte Stimmung als Alarmsignal hergenommen werden kann, wirkt die Zuversicht in blau als Indiz dafür, zumindest keinen gravierenden Rückschritt befürchten zu müssen. Ob das für den anvisierten nächsten Schritt nach vorn reicht? Gasly bringt neues Feuer mit und darf sich endlich mit den angemessenen Ressourcen im Rücken beweisen.

4. Aston Martin

4. Aston Martin
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Die Änderungen des Winters: Aston Martin gelang mit der Verpflichtung von Fernando Alonso ein Transfer-Coup, der der angestaubten Nobelmarke besonders nach einem sehr bescheidenen Jahr 2022 richtige Aufbruchsstimmung einhauchte.

Die Performance am Test-Wochenende: Wenn es ein "Sieger-Team" gab, dann war es grün! Der Aston Martin war überraschend schnell und standfest. Fernando Alonso schien das Auto auf Anhieb gut zu verstehen.

Die 2023 zu klärende Frage: Ist der Fünfjahresplan zu halten? Aston Martin übernahm Racing Point vor 2021 mit einem Vorhaben im Gepäck, der angesichts der ersten beiden Jahre eigentlich in der hintersten Schublade verschwinden müsste. 2022 war sogar noch einmal ein Rückschritt. Eigentlich müssten jetzt schon Podestplätze her. Bei großen Marken ist die Stimmungslage bei den Verantwortlichen hinsichtlich einer langfristigen Zukunft im Sport ja nicht so irrelevant...

Die LAOLA1-Einschätzung: Bestätigt sich der Eindruck von den Tests, hat Aston Martin das Zeug zum besten Team im engen Mittelfeld. Podestplätze? Angriff auf Mercedes? Jetzt müssen einmal die bereits verliehenen Vorschusslorbeeren bestätigt werden.

3. Mercedes

3. Mercedes
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Die Änderungen des Winters: Black is back! Die Umlackierung ist aber nur die augenscheinlichste Änderung. Der Abgang von Chefstratege James Vowles Richtung Williams ist ein Verlust, dafür kam mit Mick Schumacher ein hungriger und erfahrener Entwicklungsfahrer hinzu.

Die Performance am Test-Wochenende: Licht und Schatten. Der "W14" dürfte ein Fortschritt sein, der aber nicht groß genug ausfällt, um den erhofften Eingriff in die Titelfragen zu ermöglichen. Am letzten Tag war Lewis Hamilton "Best of the rest". Einige alte Probleme - Stichwort "Porpoising" - sind neuen gewichen. So kostete ein Hydraulikproblem am zweiten Tag viel Zeit.

Die 2023 zu klärende Frage: Die Hamilton-Zukunft. Der Vertrag des Rekordweltmeisters läuft aus. Zwar kündigte der Brite an, den Rest seiner Formel-1-Karriere bei Mercedes verbringen zu wollen, aber wie lange wird sie noch dauern? Wird ihm wieder kein permanent siegfähiges Auto zur Verfügung gestellt, könnte das die Lust einbremsen. George Russell rüttelt ohnehin an einer internen Wachablöse.

Die LAOLA1-Einschätzung: War Evolution statt Revolution bei diesem radikalen Fahrzeugkonzept der richtige Ansatz? Dass schon das Test-Wochenende eine Krisensitzung nötig machte, stimmt nicht zuversichtlich. Aber die Ansprüche bei den Ex-Serienweltmeistern sind auch außergewöhnlich hoch. Bleibt zu hoffen, dass es keinen Ärger mit so manch aufmüpfigem Mittelfeld-Team gibt...

2. Ferrari

2. Ferrari
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Die Änderungen des Winters: Ein neuer Heilsbringer ist an Bord. Frederic Vasseur soll bewerkstelligen, was auch Mattia Binotto trotz großer Fortschritte nicht schaffte - wieder einen WM-Titel nach Maranello zu lotsen. Teamchefs haben bei der Scuderia aber traditionell eine kurze Halbwertszeit.

Die Performance am Test-Wochenende: Auf eine Runde hat Ferrari Speed bewiesen und die Zeitentafel immer wieder angeführt. Kleinere Problemchen ließen keinerlei Beunruhigung aufkommen.

Die 2023 zu klärende Frage: Wie geht Vasseur das interne Team-Duell an? Carlos Sainz hat bewiesen, dass er Rennen gewinnen kann, und wird aufmüpfig - wie 2022 in Österreich. Der Spanier hat zuletzt auch angedeutet, noch mehr Selbstvertrauen an den Tag zu legen.

Die LAOLA1-Einschätzung: Ferrari scheint seinen Status als Nummer zwei einzementiert zu haben. Im Renntrimm könnte aber weiter das "Eutzerl" zur Attacke fehlen. Im Winter wurde explizit an der Standfestigkeit gearbeitet, 2022 noch eine Achillesferse, die manchen Punkt kostete. Aber der Abstand war zu groß, um es nur darauf zu schieben.

1. Red Bull Racing

1. Red Bull Racing
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Die Änderungen des Winters: Die größte Schlagzeile gehörte der Zukunft! Ford wird ab 2026 technischer Partner der hauseigenen RB-Motorenschmiede "Red Bull Powertrains". Rosige Aussichten für übermorgen, die Gegenwart glänzt sowieso. Für 2023 gilt die Prämisse "never change a winning team".

Die Performance am Test-Wochenende: Kurzum beeindruckend. Der "RB19" ist schnell, liegt stabil auf der Strecke und machte in den drei Tagen keinerlei Macken. Serio Perez' schnellste Zeit des dritten Testtages nahm der Konkurrenz mal eben drei Zehntel ab - auf härteren Reifen.

Die 2023 zu klärende Frage: Kann sich Sergio Perez steigern? Der Mexikaner fährt um einen neuen Vertrag. Zwar ist Red Bull Racing die Abwesenheit eines stallinternen Kampfs ohnehin recht, der Routinier war 2022 hin und wieder aber gar weit zurück. Alternativen im RB-Kader sind rar, vielleicht macht Nyck de Vries Druck?

Die LAOLA1-Einschätzung: Zu Saisonbeginn wird Red Bull Racing weiter nicht zu biegen sein! Aber wie viel Luft ist noch da, die Entwicklungen der Konkurrenz zu kontern?

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