Die Bestätigung wurde seit Wochen erwartet, nun ist es offiziell: Alpine wird ab 2026, mit Inkrafttreten des neuen Reglements der Formel 1, den Antrieb eines anderen Herstellers beziehen (Mercedes) und die eigene Entwicklung in Viry-Chatillon aufgeben.
Die Mitarbeiter sollen in neuen Projekten von Hochleistungsmodellen für Renault und Alpine beschäftigt bleiben.
Der Schritt ist ein schwerer Rückschlag nicht nur für die Belegschaft, sondern auch ein Imageverlust für den ambitionierten Konzernchef Luca de Meo.
Auch wenn die Renault-Gruppe schon vor der Zeit des von Seat abgeworbenen Italieners mit Mercedes in Serienmodellen kooperierte, ist es für die stolzen Franzosen ein Schlag ins Gesicht, beim künftigen Antrieb symbolisch den Stern durch einen Rhombus zu "überkleben“.
Renault oft in der Spitze dabei
Renault war sowohl in der Serie als auch in der Formel 1 oft Vorreiter oder in der Spitze mit dabei. Der Zoe war eines der ersten brauchbaren E-Autos. In der aktuellen Modellpalette stehen E-Tech-Versionen mit Hybrid- oder Batterieantrieb hoch im Kurs: drei BEVs (Renault 5, Mégane, Scénic) werden durch sieben Modelle mit Hybridversionen ergänzt (Clio, Captur, Symbioz, Arkana, Austral, Espace, Rafale).
Alpine stellte den kleinen Elektro-Sportflitzer A290 vor. Da sollte genügend Potenzial für die künftige F1-Antriebsperiode mit je 50 Prozent Leistung aus Verbrenner und Batterie vorhanden sein. Doch: nein.
In der Formel 1 war Renault der Turbo-Pionier lang vor BMW, Porsche (Auftragsarbeit für TAG) und den anderen. 1977 traten die Franzosen mit dem ersten Turbomotor in die Formel 1 ein und wurden anfangs von der Konkurrenz belächelt. Denn es gab vier Ausfälle und eine Nicht-Qualifikation.
15 Monate nach dem Debüt in Silverstone kam Jean-Pierre Jabouille 1978 in Watkins Glen als Vierter zu den ersten WM-Punkten für Renault. Fast zwei Jahre nach dem Debüt war es soweit: Jabouille gewann den Heim-GP in Dijon, René Arnoux wurde Dritter: Die Turbo-Ära der Formel 1 war in Schwung gekommen.
Dennoch zog sich das Renault-Team Ende 1985 als Werkteam zurück. 1989 kam der Wiedereinstieg als Motorenpartner. Von 1992 bis 1997 wurden mit Williams und Benetton fünf Fahrer- und sechs Konstrukteurs-Weltmeisterschaften gewonnen.
Aus Benetton wurde Renault
Nach dem Kauf von Benetton 2000 war Renault werkseitig als Motorenpartner 2001 dabei, ehe 2002 aus Benetton Renault wurde – mit den WM-Titeln 2005 und 2006 von Fernando Alonso. 2011 wurde das Team verkauft, doch als Motorenpartner blieb Renault mit Red Bull Racing und Sebastian Vettel (je vier WM-Titel) erfolgreich. 2016 wurde das einstige Renault-Team zurückgekauft, ehe es 2021 in Alpine umgetauft wurde.
Die Bilanz von Renault als eigenes Team: Je zwei Fahrer- und Konstrukteurs-Titel und 35 Siege in 400 Rennen, als Motorenpartner elf Fahrer- und zwölf Konstrukteursmeisterschaften in 741 Rennen mit 169 Siegen. Elf Kundenteams fuhren zwischen 1983 und 2020 mit Renault-Antrieb. Neben den 50 Siegen von Red Bull-Renault gewann Gerhard Berger einmal mit Renault: 1997 in Hockenheim, sein letzter F1-Erfolg. In Bergers Zwangspause wegen Erkrankung holte Alex Wurz 1997 in Silverstone sein erstes F1-Podium mit dem Benetton-Renault.
Unter dem Namen Alpine blieb Esteban Ocons Sternstunde auf dem Hungaroring 2021 der einzige große Erfolg – der erste Sieg eines Franzosen in einem französischen Auto mit französischem Motor seit Alain Prost 1983 auf dem Österreichring. 2024 zeichnet sich mit dem derzeitigen neunten Rang die schlechteste Saison für Alpine ab. Pierre Gasly (5) und Ocon (4) kamen nur neun Mal zu Punkten, nie besser als Neunter.
Viele Veränderungen in der Teamleitung
Seit der Umbenennung in Alpine kam es mehrfach zu Veränderungen in der Teamleitung: Von Cyril Abiteboul (der nun als Hyundai-Motorsportchef den Einstieg der Koreaner in die Langstrecken-WM WEC mit der Premiummarke Genesis vorbereitet) über Davide Brivio, Marcin Budkowski, Otmar Szafnauer, Bruno Famin bis Oliver Oakes (seit Ende August 2024).
Seit 2022 ist Alpines Titelsponsor das Mondseer Unternehmen BWT von Andreas Weißenbacher. Und seit dem Sommer ist der Langzeit-Teamchef von Benetton und Renault, Flavio Briatore, zurück als „Berater“.
Zurück in die Vergangenheit, um in eine bessere Zukunft zu kommen?