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Väter und Söhne: Fortsetzung mit den Schumachers?

Söhne, die auf den Spuren ihrer Väter unterwegs sind, sind im Rennsport kein Einzelfall.

Väter und Söhne: Fortsetzung mit den Schumachers? Foto: © getty

Auf dem (unvermeidlichen) Weg in ein Formel-1-Cockpit hätte Mick Schumacher (21) also am Freitag im ersten freien Training für den Eifel Grand Prix auf dem Nürburgring einen weiteren Schritt machen sollen. Doch das Wetter spielte für den Deutschen nicht mit. (News zur Absage >>>

Damit wird das Kapitel „Väter und Söhne“ im internationalen Rennsport noch nicht erweitert, dies scheint aber nur eine Frage der Zeit zu sein. Ein Überblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit auf das, was bisher geschah:

Grand Prix Sport - Formel 1

Ascari. Antonio (1888-1925) war ein Sieger mehrerer Grands Prix in den 1920ern, ehe er in Monthléry bei Paris im französischen GP in einem Alfa tödlich verunglückte. Sohn Alberto (1918-1955) gewann von 32 Formel-1-Rennen 13 und wurde für Ferrari 1952 und 1953 Weltmeister. Er starb bei Tests in Monza.

Stuck. Hans Stuck (1900-1978) war der „Bergkönig“ der Zwischenkriegszeit, wurde auf Austro Daimler 1930 Europameister (und bekam den österreichischen neben dem deutschen Pass). Auf der Rundstrecke gewann er für Mercedes und Auto-Union mehrere GP und fuhr Rekorde.

Durch den Ausschluss deutscher Rennfahrer ab 1945 startete Stuck sen. bis 1950 als Österreicher. Nach wenigen F1-Starts in den 1950ern wurde er 60-jährig nochmals deutscher Bergmeister. Sohn Hans-Joachim (geb. 1951), wie der Vater deutsch-österreichischer Doppelstaatsbürger, fuhr von 1974 bis 1979 74 F1-Rennen (zwei Mal Dritter), gewann je zwei Mal in Le Mans, Sebring und die 24 Stunden auf dem Nürburgring (im Abstand von 28 Jahren!), er wurde 1990 DTM-Champion. Auch seine Söhne Johannes und Ferdinand waren aktive Rennfahrer.  

Formel 1 – Sportwagen/CART

Brabham. Sir Jack Brabham (1926-2014) wurde drei Mal Weltmeister (1959, 1960, 1966), siegte in 14 von 126 Rennen.

Drei Söhne wurden Rennfahrer: Geoff (geb. 1952) bestritt von 1981 bis 1994 die CART-Meisterschaft (vier Mal Dritter, Vierter im Indy 500 1983) und wurde vier Mal US-Sportwagenmeister (IMSA GTP), 1993 Sieger in Le Mans. Gary (geb. 1961) schaffte im desaströsen Life 1989 keine (Vor-)Qualifikation in der F1.

David (geb. 1965) fuhr 1990 und 1994 (Teamkollege Roland Ratzenbergers bei Simtek) in der F1, gewann mit Alex Wurz 2009 Le Mans (Peugeot) und wurde zwei Mal Meister der American Le Mans Series.

Lauda. Über die drei WM-Titel von Niki (1949-2019) wurde genügend publiziert. Weniger bekannt ist, dass auch Mathias (geb. 1981) als „Weltmeister“ gefeiert wurde: 2017 nach dem WEC-Finale in Bahrain, als der Aston-Martin-Werkpilot mit Pedro Lamy und Paul dalla Lana Gesamtsieger der GTE-Am-Kategorie (mit vier Siegen in acht Rennen) geworden war.

Formel 1

Graham Hill
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Hill. Die erste Familie mit WM-Titeln: Graham (1929-1975) wurde 1962 und 1968 Weltmeister, Sohn Damon (geb. 1960) 1996. GP-Siege: Graham 14 (174 Rennen), Damon 22 (115 Rennen). Graham Hill ist der einzige Rennfahrer mit der Triple Crown, also Siegen in Monaco (F1), im Indy 500 und in den 24 Stunden von Le Mans.

Rosberg. Keke (geb. 1948) schaffte 1982 mit einem einzigen Saisonsieg den WM-Titel (insgesamt fünf F1-Erfolge in 114 Rennen). Nico (geb. 1985) wurde 2016 Weltmeister und siegte in 206 Rennen 23 Mal. Er trat Ende 2016 als Champion vom Rennsport zurück.

Villeneuve. Jeder Experte bescheinigte dem Draufgänger Gilles (1950-1982) das Potenzial zum mehrfachen Champion. Sechs Siege in 67 Rennen und der Vize-WM-Titel 1979 standen bis zum tödlichen Unfall in Zolder zu Buche. Jacques (geb. 1971) gewann 1995 die Indycar-Meisterschaft samt den 500 Meilen von Indianpolis und wurde im zweiten F1-Jahr 1997 Weltmeister, er gewann elf von 163 Rennen. Auch Gilles‘ jüngerer Bruder Jacques sen. (geb. 1953) war Rennfahrer in der CART- und Sportwagenszene, in der Formel 1 scheiterte er drei Mal an der Qualifikation.

Andretti. Mario (geb. 1940) ist die amerikanische Rennfahrerlegende: F1-Champion 1978, 12 Siege in 128 Rennen. Dazu kommen Erfolge im Indy 500 und Daytona 500 sowie vier USAC/CART-Titel.

Michael (geb. 1962) wurde 1991 CART-Meister und gewann insgesamt 42 Rennen, in der Formel 1 standen 1993 als Teamkollege von Ayrton Senna bei McLaren nur sieben Punkte in 13 Rennen zu Buche. Zur Dynastie Andretti gehören auch Marios Bruder Aldo, Marios zweiter Sohn Jeff, Neffe John und Enkel Marco (Michaels Sohn), der aktuell Indycar-Rennen bestreitet. Michaels Cousin John Andretti (1963-2020) fuhr CART, IMSA und NASCAR und erlag im Jänner einem Krebsleiden.

Emerson Fittipaldi
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Fittipaldi. Wilson (geb. 1943) war in der Formel 1 mit drei Punkten in 35 Rennen in den 1970ern weit weniger erfolgreich als Bruder Emerson (geb. 1946), der 1972 und 1974 Weltmeister wurde und in 144 Rennen 14 Mal siegte.

1989 wurde er CART-Champion und gewann in dieser Serie 22 Rennen, darunter zwei Mal das Indy 500. Wilsons Sohn Christian (geb. 1971) holte in 40 F1-Rennen zwölf Punkte (1992-1994), fuhr von 1995 bis 2002 in der CART-Serie (zwei Siege) und gewann drei Mal die 24 Stunden von Daytona. Aktive Fittipaldis im Rennsport sind derzeit Emersons jüngster Spross Emerson jun. und seine Enkel Pietro und Enzo.

Piquet. Drei Mal wurde Nelson (geb. 1952) F1-Champion (1981, 1983, 1987) und siegte bei 203 Starts 23 Mal. Sohn Nelson jun. (geb. 1985) fuhr 2008/09 28 F1-Rennen (19 Punkte) und wurde 2015 erster Meister der Formel E. Dessen Halbbruder Pedro (geb. 1998) fährt in der Formel 2.

Verstappen. Vater Jos (geb. 1972) brachte es in 107 Rennen zu 17 Punkten und zwei Podestplätzen. Sohn Max (geb. 1997) feierte bisher neun Siege in 112 Rennen.

Nakajima. Satoru (geb. 1953) war mit 34 Jahren einer der ältesten F1-Debütanten (gleich alt wie Roland Ratzenberger beim Debüt) und der erste Japaner mit WM-Punkten (16 in 74 Rennen). Sohn Kazuki (geb. 1985) holte deren neun in 36 Rennen und wurde 2019 und heuer Langstrecken-Weltmeister (WEC), er gewann drei Mal in Folge für Toyota in Le Mans (2018-2020).

Palmer. Große Lorbeeren blieben sowohl dem promovierten Arzt Jonathan (geb. 1956) mit 14 Punkten in 83 Rennen als auch Jolyon (geb. 1991) mit neun in 35 Rennen verwehrt.

Winkelhock. Manfred (1951-1985), der erste F1-Teamkollege von Gerhard Berger, schaffte zwei WM-Punkte in 47 Rennen, er verunglückte 1985 in einem Kremer-Porsche im Sportwagenrennen in Mosport/Kanada tödlich. Sohn Markus (geb. 1980) ist aktiver GT-Pilot und fuhr 2007 einen Grand Prix für Spyker: Auf dem Nürburgring führte er dank Regenreifen das Rennen nach einsetzendem Regen sogar mehrere Runden an. Manfreds Brüder Joachim (in der F1 nie qualifiziert) und Thomas fuhren vor allem Tourenwagenrennen.

Magnussen. Jan (geb. 1973) ist nach 25 F1-Rennen in den 1990ern (ein Punkt) immer noch in Langstreckenrennen aktiv. Sohn Kevin (geb. 1992) fährt seit 2014 in der Formel 1 (158 Punkte).

Alain Prost
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Prost. Der vierfache Weltmeister Alain (geb. 1955) ist mit 51 Siegen in 199 Rennen einer der Größten der F1-Geschichte. Sohn Nicolas (geb. 1981) fuhr von 2015 bis 2918 in der Formel E (Dritter 2016) und war kurzzeitig F1-Testfahrer.

Rallye-Formel 1

Sainz. Carlos sen. (geb. 1962) ist eine Offroad-Legende: Rallye-Weltmeister 1990 und 1992 mit Toyota (26 Siege von 1990 bis 2004), dazu drei Dakar-Siege mit drei Marken (VW, Peugeot, Mini). Carlos jun. (geb. 1994) ist seit 2015 in der Formel 1 (308 Punkte in 111 Rennen).

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm…

Das zeigte sich in den vergangenen Jahrzehnten bei einigen österreichischen Familien. Im Haus Wurz wurde Vater Franz (geb. 1946) Rallyecross-Europameister, Sohn Alex (geb. 1974) gewann zwei Mal Le Mans und fuhr in der Formel 1 für drei Teams je einmal auf einen Podestrang. Bei den Lechners traten Robert (geb. 1977) und Walter jun. (geb. 1981/2002 als LMP2-Gewinner damals jüngster Klassensieger in Le Mans) in die Fußstapfen von Vater Walter (geb. 1949).

In der Rallyeszene färbten Franz Wittmann (geb. 1950), Österreichs erster WM-Laufsieger (Neuseeland 1987) auf Franz jun. (geb. 1983), Rudi Stohl (geb. 1947) auf Manfred (geb. 1972, Rallye-Weltmeister Gruppe N 2000) und Ernst Harrach (geb. 1951) auf Beppo (geb. 1979) ab.

Und die Dynastien in den USA

Da gibt es sowohl in der Geschichte von USAC/CART/Indycar als auch NASCAR viele erfolgreiche Sippen: Als Beispiele seien die der Unser, Mears, Bettenhausen, Vukovich, Rahal, Earnhardt, Petty, Foyt und natürlich Andretti genannt.

Und in der Zukunft?

Formel-1-Ambitionen haben neben Mick Schumacher auch dessen F2-Kollegen Giulio Alesi (Sohn von Jean), Pedro Piquet (Sohn von Nelson) und Louis Delétraz (Sohn von Jean-Denis).

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