Japan ist doch etwas weit entfernt von uns und daher nicht gerade schnell im Sinn, und auch nicht oft in den Medien. Das gilt besonders für heimische Motorsportler, wenn sie dort einen Karriereschritt machen bzw. machen wollen. Das war so bei Roland Ratzenberger, bei Robert Lechner, und das ist jetzt so bei Lucas Auer.
Der Berger-Neffe, durch den Mercedes-Ausstieg aus dem Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) zur Suche nach neuer Betätigung gezwungen gewesen, hat sein Jahr in der japanischen Super Formula Sonntag mit Anstand beendet. Und wie so oft: Platz drei im Qualifying in Suzuka, am Start aber die tolle Ausgangsposition vergeben, am Ende Elfter.
In der Saison-Abrechnung stehen ein Podestplatz und Gesamtrang neun für den Rookie zu Buche. Zu bedenken ist, dass Auer in einem Neulings-Team (B-Max/Motopark) von Red-Bull-Junioren-Chef Helmut Marko untergebracht worden war.
"Es ist schwierig zu sagen, was sein hätte können ohne das Kupplungs-Problem am Start", sinnierte Auer. Wie auch immer: Die Super-Lizenz der Formel 1 war für den Tiroler außer Reichweite.
Lucas Auer stellt Red-Bull-Kollegen in den Schatten
Der Trost: Auer stellte gleich drei jüngere Red-Bull-Kollegen in den Schatten: Den Briten Daniel Ticktum, der schon bald von Marko aus dem Förderprogramm befördert wurde, den Mexikaner Patricio O'Ward und den im Finale eingesetzten Esten Jüri Vips.
Auer in die Langstrecke?
Anzunehmen ist: Auers Rückkehr in eine Monoposto-Serie ist damit wohl zu Ende. Möglicherweise wird er, nachdem die Formel E ausgebucht ist, in der Langstrecke eine neue Betätigung suchen – und finden.
Ein "Schicksal", das schon andere heimische Talente erlebten. Doch der nächste Formel-1-Österreicher (als Fahrer) ist damit weiter nicht in Sicht.
Christian Klien fuhr 2010 im Finale in Abu Dhabi als letzter einen Grand Prix. Sein Ex-Kollege Patrick Friesacher schnuppert noch gelegentlich als Pilot des alten Minardi-Doppelsitzers Formel-1-Luft im Rahmen des "F1 Experience". Andreas Zuber, immerhin Siegfahrer in der GP2, scheiterte am Formel-1-Einstieg, als er schon bei Honda testete – und 2008 die Japaner (wie auch Toyota und BMW) angesichts der Wirtschaftskrise eilig den Stecker aus dem F1-Engagement zogen.
Es muss nicht die Formel 1 sein
Auer wird sich also neu orientieren. Dabei kann man auch abseits der Formel 1 als Österreicher Karriere als Werkfahrer machen: Wie Richard Lietz, der immerhin um einen WM-Titel (GT-Fahrer, WEC) kämpft und seit 13 Jahren einen Porsche-Werkvertrag hat.
Wie Mirko Bortolotti (wir lassen den echten Wiener mit italienischem Pass als Österreicher durchgehen), der als Lamborghini-Werkpilot in GT3-Klassen ein Star ist (und zuletzt zwei Mal in Folge mit dem Knittelfelder Grasser-Team die 24 Stunden von Daytona in der GTD-Klasse gewann).
Wie Philipp Eng, für den (wie für Bortolotti) nach der Formel 2 die Monoposto-Laufbahn zu Ende war und der als BMW-Werksfahrer ein Top-Mann in der DTM und bei Langstrecken-Einsätzen (zwei Mal Sieger 24 Stunden Spa, Klassensieger 24 Stunden Daytona 2019!) wurde.
Wie der Austro-Spanier Andy Soucek, der seit Jahren Werkfahrer bei Bentley (ebenfalls GT3) ist. Wie Martin Ragginger und Klaus Bachler, die als ehemalige Porsche-Junioren immer noch Beziehungen zum Werk haben und in Privat-Teams gefragt sind. Oder wie Porsche-Junior Thomas Preining, der die Langstrecken-WM (WEC) fährt und als Testpilot ins neue Formel-E-Team der Stuttgarter geholt wurde (HIER nachlesen>>>).
Alle Blicke noch auf Macau richten
Einen Karriereschub soll es für zwei Österreicher am 16. und 17. November in Macau geben: Im traditionellen Formel-3-Grand Prix ist neuerlich Ferdinand Habsburg im französischen ART-Team dabei (und will den 2017 in der Zielkurve entgangenen Sieg nachholen), sein Debüt gibt der 17-jährige Wiener Lukas Dunner bei MP Motorsport. Er war heuer in der Euroformula Open Gesamt-Dritter.
Und ein zweiter gebürtiger Salzburger neben Habsburg ist auch dabei: David Schumacher (18), Sohn von Ex-F1-Star Ralf.
Aber das ist eine andere Geschichte.