Die Formel-1-Saison 2025 ist eröffnet!
In Bahrain beendete die Königsklasse die drei Testtage am Freitagabend (Lokalzeit), die absolute Bestzeit holte Neo-Williams-Pilot Carlos Sainz Junior. Die Teams nutzten die insgesamt 24 Teststunden, um diverse Programme abzuspulen; bei Regen oder bei Trockenheit mitsamt Longrun-Simulationen war alles dabei.
Zwei kuriose Rotphasen rundeten den letzten Tag ab, einmal wegen einer zerbrochenen Glasscheibe und einmal wegen eines verirrten Shuttle-Bus-Fahrers. Ebenfalls gab es beim Test einen Stromausfall entlang der Anlage der seit 2004 befahrenen Strecke.
Doch auch das gehört zum Charme der Testfahrten, bei denen die Fahrer und Teams ohnehin nicht das Maximum zeigten, dazu. Die Vor-Ort-Zuschauer durften sich immerhin unterhalten gefühlt haben.
Und dass die Teams nicht das Maximum geben würden, war beim Blick auf die Bestellliste der Reifen klar: Nur Ferrari und Williams ließen sich je einen Satz der C5- und C6-Mischung liefern, die zwei weichsten Mischungen, die Pirelli zu bieten hat.
Doch wie lassen sich die Testfahrten in Bahrain nun einordnen? LAOLA1 mit dem Kommentar.
Williams: Kein Hype, aber Zuversicht
Wir fangen direkt mit den Briten rund um Teamchef James Vowles an. Sowohl Sainz als auch Alex Albon zeigten auf, Williams dürfte wohl in der neuen Saison der größte Sprung aller Teams bevorstehen.
Denn Neuzugang Sainz umrundete am Donnerstag mitsamt den meisten Tagesrunden den 5,412 Kilometer langen Kurs am schnellsten, die Uhr stoppte bei 1:29.348 Minuten. Das war, wenn auch wenig Aussagekraft, zugleich die schnellste Testzeit überhaupt. Williams blieb fleißig, Albon setzte am Freitag die drittschnellste Zeit und die meisten Tagesrunden eines Piloten überhaupt.
Beeindruckend: Williams lag mit der Runde von Sainz 0,873 Sekunden unter der Qualizeit von 2024. Auch Alpine verbesserte sich um 0,753 Sekunden.
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Die guten Testergebnisse - ich plädiere nochmals zur Vorsicht - sind die Bestätigung der harten Arbeit, die Williams im Winter in den neuen FW47 investiert hat. Das Paket scheint zu stimmen und der Traditionsrennstall könnte sich im Saisonverlauf als "Best of the Rest"-Team etablieren - sofern Sainz und Albon keinen Schrott produzieren und Williams die Ressourcen nicht ausgehen.
Und ja, sie werden das "Dark Horse" sein und ich traue ihnen zu, zumindest bei einem verregneten Grand Prix mit der nötigen Portion Glück auf das Podest zu fahren. Der fünfte Platz in der Konstrukteurs-WM dürfte nur über sie gehen.
McLaren bleibt die Eins, aber...
Bei den Testfahrten haben mich die Wokinger in dem Gefühl bestätigt, mit dem ich aus der Saison 2024 gegangen bin: Sie sind die Gejagten, die Nummer 1 im neuen Jahr. Nicht aber wegen der WM-Krone, sondern aufgrund des Gesamtpakets.
Boss Zak Brown hat mit Teamchef Andrea Stella definitiv den richtigen Mann am Kommandostand, Lando Norris und Oscar Piastri sind zwei hungrige Fahrer, die sich beide den Fahrertitel holen wollen.
In Bahrain verkaufte sich McLaren mit dem MCL39 gut, technische Probleme gab es keine. Das Programm brachte man in die Bücher, nur auf nasser Fahrbahn fuhren die Briten im Wüstenstaat nicht, weil weder Intermediates noch Full-Wets bestellt wurden.
Doch das dürfte die Wokinger herzlich wenig stören. Norris und Piastri werden die Titelverteidigung in der Konstrukteurs-WM ohnehin ins Trockene bringen. Es bleibt nur die Frage, ob auch die Fahrer-WM in die eigenen Hallen fällt.
Das erste Ausrufezeichen kann die britisch-australische Paarung bereits im Albert Park setzen, es wäre der erste McLaren-Auftaktsieg seit Jenson Button 2012.
Max Verstappen reibt sich die Finger, aber...
Red Bull Racing hat sich mit einem guten Test aus Bahrain verabschiedet, der neue RB21 scheint genau das zu erfüllen, was man sich nach dem ersten Winter ohne Adrian Newey erwartet hat.
Auch Motorsportberater Helmut Marko gab sich, trotz einiger weniger Dreher von Max Verstappen und "Halbrookie" Liam Lawson, noch während der Testfahrten zuversichtlich.
Die "Bullen" mögen zwar ohne Tagesbestzeit von der Arabischen Halbinsel abgereist sein und auch bei den Longruns nicht das schnellste Auto gehabt haben - so zumindest der Eindruck - aber gehen mit einem sehr großen Vorteil gegenüber der Konkurrenz in die Saison: Eine klare Stallregie.
Und das wird bei der Frage der Fahrer-Weltmeisterschaft eine wichtige Rolle spielen. Verstappen will den fünften Titel in Folge, ein Kunststück, das bislang nur Michael Schumacher geschafft hat.
Da Lawson als klare Nummer 2 fungiert, dürfte im Zweifelsfall klar sein, wer für wen weichen muss. Bei der Konstrukteurs-WM wird es in jedem Fall spannend, da noch nicht absehbar ist, wie gut Lawson dem Druck der Punktepflicht standhalten wird.
Ferrari: Die Nummer 3 und der Traum in Rot
Was kann die Scuderia im neuen Jahr? Geht der Traum von Lewis Hamiltons achtem Titel, dieses Mal in Rot und damit die Unsterblichkeit in Maranello, in Erfüllung? Klare Antwort: Nein!
Formel 1: Die besten Bilder der Testfahrten in Bahrain
Zwar mögen die Testfahrten positiv verlaufen sein, aber Ferrari fehlt noch etwas. Man war zwar fleißig, auch wenn "nur" 382 Runden gefahren wurden, aber der SF-25 scheint zumindest im Longrun nicht ganz den MCL39 biegen zu können - wobei ich auch hier betone, dass Vorsicht bei der Beurteilung der Zeiten gilt.
Interessant zu beobachten wird sein, wie die Scuderia mit der neuen Pullrod-Aufhängung an der Vorderachse, jenem System, das bereits Red Bull und McLaren nutzen, zurechtkommen wird. In der Theorie dürfte es ein Schritt nach vorn sein, aber Ferrari ist Ferrari und Fehler sowie (peinliche) Patzer dürfen nicht ausgeschlossen werden.
Zudem: Wie geht Teamchef Frederic Vasseur mit der Frage der Stallregie um? Ist "Il Predestinato" Charles Leclerc oder der Sir (Lewis Hamilton) die Nummer 1?
Und was macht man in Maranello, wenn es hart auf hart beim WM-Kampf kommen sollte? Schmeißt man - wie in der Vergangenheit - einmal mehr die Nerven weg?
Mercedes: Die Nummer 4, mal wieder
Die "Silberpfeile" mit Teamchef Toto Wolff gehen als viertstärkstes Team in die Saison - so der Eindruck nach Bahrain.
Klar, George Russell holte im letzten Moment am Freitag die Tagesbestzeit, wenn auch nur um 0,021 Sekunden. Und Mercedes spulte akkumuliert über die drei Tage die meisten Runden aller Rennställe ab (458) und war von den vier Top-Teams noch am nächsten an der Qualizeit aus dem Vorjahr (+0,060 Sekunden) dran.
Aber: Ist der einstige Serienmeister mit den zwei Piloten Russell und Andrea Kimi Antonelli überhaupt dem WM-Kampf gewachsen? Und wie sieht es um den W16 aus? Ist er eine klare Verbesserung zum W15?
Russell ist zwar schon seit 2019 in der Formel 1 und auch klarer Teamleader, WM-Erfahrung hat der Brite mit drei GP-Siegen aber nicht. Und das ist der große Knackpunkt gegenüber den anderen drei Top-Teams.
Denn vier der sechs Piloten sind entweder schon Weltmeister oder Vize-Weltmeister geworden. Das ist bei einer Drucksituation, die sich in der zweiten Saisonhälfte ergeben wird, ein immenser Vorteil, wenn es darum geht, auf den Punkt zu liefern. Gleiches gilt im Übrigen auch für die Konstrukteurs-WM.
Mercedes wird zwar den einen oder anderen Sieg einfahren, allerdings sich im Saisonverlauf auf der Vier festbeißen.
Formel 3: Was machte Charlie Wurz?
Was machte der Sohn des einstigen Formel-1-Fahrers Alex Wurz?
Charlie startet 2025 in sein neues Kapitel beim italienischen Top-Team Trident. Bei den Testfahrten in Barcelona, die vom 19. bis zum 21. Februar stattgefunden haben, belegte Wurz am Schlusstag Rang 18.
Ernüchternd: Der 19-Jährige mit der Startnummer 6 lag am Freitag auf nasser bzw. feuchter Fahrbahn ca. 1,7 Sekunden hinter seinem schnellsten Teamkollegen Rafael Camara (3./BRA) und knapp 0,9 Sekunden hinter dem Dänen Noah Stromsted (9.). Die Rundenzeit hielt bei Wurz bei 1:43.148 Minuten.
Und auch der zweite Austro-Pilot im Feld, Joshua Dufek, war schneller als Wurz. Der 20-Jährige, der in London geboren wurde und mit der rot-weiß-roten Rennlizenz fährt, belegte im Hitech-Auto am Abschlusstag Platz 16, war 0,048 Sekunden schneller.
Erstmals abgerechnet in der Formel 3 wird beim Saisonauftakt in Australien, dann ist klar, wo Wurz und Dufek im Feld stehen.
Laps. Laps. And more laps! 😵💫@MercedesAMGF1 lead the way with 458 laps across the three days 💪#F1Testing #F1 pic.twitter.com/ffmKGkQ9FO
— Formula 1 (@F1) February 28, 2025
"It's a lot of fun to drive" 🤩
— Formula 3 (@Formula3) February 21, 2025
Tuukka, Martinius and @WurzCharlie give us the low-down on the new car as pre-season testing continues at @Circuitcat_eng 👇#F3 #F3Testing pic.twitter.com/45xI0gsaFv