Was erwartet Lewis Hamilton bei Ferrari? Der erste WM-Titel (Fahrer) für die Scuderia seit 2007 (Kimi Räikkönen), der erste Konstrukteursgewinn seit 2008?
Das Umfeld ist für den bald (7. Jänner) 40-jährigen Engländer völlig neu.
Ob Hamilton mit seinem neuen Chef Fred Vasseur so harmonieren wird wie mit Langzeit-Freund Toto Wolff, ist fraglich. Teamkollege Charles Leclerc geht in seine siebente Saison in Maranello und hat eine "Hausmacht" längst aufgebaut. Er ist gewohnt an die technischen Chefs Loic Serra (Chassis) und Enrico Gualtieri (Antrieb) sowie Sportdirektor Diego Ioverno.
Lediglich den stellvertretenden Teamchef kennt Hamilton gut: Ex-F1- und -FE-Pilot Jérome d’Ambrosio, Ferdinand Habsburgs Schwager, war schon bei Mercedes in einer Führungsposition. Im Gegensatz zu Hamilton hat der Monegasse keine sprachlichen Probleme mit den Italienern im Team. Abgesehen von körperlichen Faktoren, die eher für den 13 Jahre jüngeren Leclerc sprechen.
Doch wie erging es früheren Champions nach einem spektakulären Teamwechsel? Eine Rückschau:
Niki Lauda
Zwei Mal Weltmeister mit Ferrari (insgesamt 15 Siege), Ende 1977 Wechsel zu Brabham-Alfa aus eigenem Antrieb (was Enzo Ferrari toben ließ, Versöhnung Jahre später). In Bernie Ecclestones Mannschaft nur zwei Siege und nach 29 Rennen der abrupte Abschied in Montréal 1979. Comeback 1982 mit McLaren, bis 1985 acht Siege und der dritte WM-Gewinn 1984.
Nelson Piquet
In der dritten vollen Saison mit Brabham 1981 Weltmeister, 1983 der zweite Titel (insgesamt 13 Siege bis 1985). Wechsel zu Williams 1986, 1987 drittes Championat. Mit Williams sieben Siege. 1988/89 bei Lotus sieglos. 1990/91 Benetton mit drei Siegen. Als das Riesentalent Michael Schumacher zu Benetton kam, verabschiedete sich der Brasilianer aus der Formel 1.
Alain Prost
McLaren (1980) – Renault (1981-1983, neun Siege) und wieder McLaren (1984 – 1989), drei WM-Titel (1985, 1986, 1989) und 30 Siege. Als Titelverteidiger zu Ferrari gekommen, doch von 1990 bis 1991 reichte es „nur“ zu fünf Siegen und dem zweiten WM-Platz 1990. Danach Abschied aus Italien im Groll, ein Jahr Pause und 1993 vierter WM-Gewinn mit Williams (sieben Siege). Karriereende als Champion.
So bewertet LAOLA1 die Jahres-Leistungen der Formel-1-Fahrer
Nigel Mansell
Eine F1-Karriere wie eine On-off-Beziehung. Debüt bei Lotus in Österreich 1980, danach vier volle Jahre bei Lotus ohne Rennerfolg. 1985 bis 1988 bei Williams, 13 Siege und zwei Mal Vizeweltmeister. 1989/90 Ferrari, drei Siege. 1992 Rückkehr zu Williams, Weltmeister und nach einem Vertragskrach mit Frank Williams und Patrick Head Ausstieg aus der Formel 1 und Wechsel in die CART-Serie (heute Indycars). Auf Anhieb Meister 1993 (fünf Siege), 1994 sieglos und nach Saisonende in den USA spektakuläre Rückkehr zu Williams in die F1. Im vierten Comebackrennen im Finale in Adelaide Überraschungssieger. 1995 in zwei Rennen für McLaren ein eher unrühmlicher F1-Abschied.
Ayrton Senna
Nach dem Einstieg bei Toleman 1984 Wechsel zu Lotus (1985 – 1987, sechs Siege), dann 1988 bis 1993 McLaren mit drei WM-Titeln (1988, 1990, 1991) und 35 Siegen. 1994 Wechsel zu Williams. Ohne Punkte in den ersten beiden Rennen im dritten (Imola) tödlich verunglückt.
Michael Schumacher
In der dritten vollen Saison bei Benetton 1994 Weltmeister, 1995 neuerlich (insgesamt 19 Siege) und Wechsel zu Ferrari. Es dauerte fünf Jahre bis zum ersten Titel mit der Scuderia 2000. Vier weitere folgten. 2006 Ausstieg aus der Formel 1 nach fünf WM-Gewinnen und 72 Siegen in Rot. Nach missglückten und gefährlichen Versuchen auf dem Rennmotorrad 2010 Comeback bei (durch die Übernahme von Brawn GP amtierenden Weltmeisterteam) Mercedes. Drei erfolglose Saisonen ohne Siege oder Podestplätze.
Sebastian Vettel
Die beste Vergleichsmöglichkeit, denn nach vier WM-Titeln (2010-2013) und einer mäßigen Saison 2014 (ohne Sieg, davor einer für Toro Rosso und 38 für Red Bull Racing) Wechsel zu Ferrari. 2015 bis 2020 14 Siege, Vizeweltmeister 2017 und 2018. 2021/22 bei Aston Martin nur ein Podestplatz.