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Red-Bull-Junior Maloney: "Formel 1 ist die einzige Option"

Jeder will dorthin, nur die Wenigsten schaffen es: Red-Bull-Jungstar Zane Maloney gibt Einblicke in den harten Konkurrenzkampf im Formelsport.

Red-Bull-Junior Maloney: Foto: © getty

Die Formel 1 ist ein hartes Business.

Das bekam vor kurzem auch Nyck de Vries am eigenen Leib zu spüren, dessen schwache Leistungen in seiner Rookie-Saison zur frühzeitigen Entlassung bei AlphaTauri führten. Zur großen Freude vieler Anhänger ist nun Daniel Ricciardo zurück im Paddock und darf die verbleibenden Rennen des Jahres an der Seite von Yuki Tsunoda bestreiten.

Die langfristige Zukunft des australischen Fanlieblings ist jedoch alles andere als gesichert. Die verfügbaren Cockpits in der Königsklasse sind begrenzt, jeder Platz heiß begehrt und hart umkämpft. Jahr für Jahr drängen Talente aus den Nachwuchsklassen an die Spitze, die ihren großen Traum von der Formel 1 in die Realität umsetzen wollen.

Gerade Red Bull schöpft dabei aus einem vergleichsweise großen Pool an Youngsters, die man im "Red Bull Junior Team" an höhere Aufgaben heranführt. Beachtliche zwölf Fahrer zählen aktuell zum Entwicklungsprogramm des österreichischen Rennstalls.

Sie alle teilen dasselbe Ziel, wirklich erreichen werden es aber nur die Wenigsten. LAOLA1 sprach mit einem der hoffnungsvollsten Nachwuchsfahrer:

Ein Junge aus Barbados auf der Überholspur

Zane Maloney war beim Formel-E-Rennen in Rom Mitte Juli als dritter Fahrer für das Avalanche Andretti Team im Einsatz. Der 19-Jährige durfte beim Rookie-Test Erfahrungen in der elektrischen Rennserie sammeln und schlug sich beachtlich.

Sein Vollzeit-Programm absolviert der junge Mann aus Barbados jedoch in der Formel 2. In den vergangenen Jahren arbeitete er sich stetig seinen Weg nach oben, gewann 2019 die britische Formel-4-Meisterschaft und überzeugte in der vergangenen Saison mit dem zweiten Endrang in der Formel 3

Im Winter sicherte sich Red Bull Racing schließlich die Dienste des Fahrers und nahm ihn in sein Junior Team auf. Für Maloney stellte sich die Zusammenarbeit bisher als absoluter Glücksgriff heraus:

"Es ist eine tolle Gelegenheit, in diesem Jahr als Red Bull Junior Driver am Start stehen zu dürfen", so der 19-Jährige, "ich habe bisher jede Sekunde genossen und schon so viel von Red Bull gelernt. Sie versuchen stets, meine Entwicklung voranzutreiben und mir aufzuzeigen, in welchen Bereichen ich mich verbessern muss."

Aktuell rangiert Maloney auf Platz zehn, drei Podestplätze konnte er als Rookie im Saisonverlauf bereits einfahren. Damit hat es der Youngster zwar schon weit geschafft, von der Formel 1 ist er allerdings noch immer ein Stück weit entfernt.

Die Konkurrenz in der Nachwuchsklasse ist nämlich extrem, der Red-Bull-interne Kampf sorgt zudem für zusätzlichen Wettbewerb. Maloney ist sich bewusst, dass er in der Red-Bull-Akademie nur einer von vielen ist und schätzt seine Situation realistisch ein:

"Das ist für mich kein zusätzlicher Druck. Am Ende kämpft jeder gegen jeden und derjenige, der den besten Job macht, wird schließlich die meisten Möglichkeiten bekommen", ist er sich sicher.

Ohne sein großes Ziel aus den Augen zu verlieren, ist für Maloney vor allem ein Umstand essentiell: "Als Fahrer musst du von Rennen zu Rennen denken und das Ziel haben, immer zu gewinnen. Sobald du jedoch anfängst, über die Meisterschaft in der Formel 2 oder die Formel 1 und wie man dorthin kommt nachzudenken, würde alles schiefgehen."

 

Red-Bull-Juniors in der Formel 1 seit 2012:

Fahrer F1-Debüt
Yuki Tsunoda 2021
Alex Albon 2019
Pierre Gasly 2017
Brendon Hartley 2017
Carlos Sainz 2015
Max Verstappen 2015
Daniil Kwyat 2014
Jean-Eric Vergne 2012
Daniel Ricciardo 2012

Neun Fahrer schafften es seit 2012 als Teil des Red Bull Junior Teams in die Formel 1. Der österreichische Rennstall ist bekannt dafür, jungen Talenten den Weg in die Königsklasse zu ebnen und kann sich in dieser Hinsicht deutlich von der Konkurrenz wie Ferrari (sechs "Absolventen") oder Mercedes (drei) absetzen.

Doch der Schein trügt. Denn so schön die Erfolgsstorys um Max Verstappen, Daniel Ricciardo und Pierre Gasly auch sind, so enttäuschend verliefen viele andere Karrieren. Im erwähnten Zeitraum nahm Red Bull stolze 35 Talente in sein Junior Programm auf, 26 blieb die Formel 1 demnach verwehrt.

Die Chancen auf ein Cockpit sind also in jedem Fall gering, ob als Red-Bull-Junior oder nicht. Am Ende setzen sich nur die besten Talente (die mitunter auch das nötige Kleingeld mitbringen) durch, der Großteil muss sich mit einer Karriere in einer anderen Serie zufrieden geben.

Maloney muss sich profilieren und versuchen, aus dem umkämpften Fahrerfeld der Formel 2 herauszustechen. Das gilt nicht nur auf, sondern zu einem großen Teil auch neben der Strecke. Wie überall ist es auch im Motorsport von enormer Wichtigkeit, sich vermarkten zu können und wertvolle Beziehungen aufzubauen. Und genau zu diesen Zwecken verschlägt es den Teenager in die Formel E.

Formel E schön und gut, aber ...

Der absolvierte Rookie-Test in der Formel E könnte Maloney neue Türen öffnen. Die elektrische Rennserie hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 2014 als Weltmeisterschaft etabliert und punktet sowohl mit Rennaction als auch mit innovativen Neuerungen wie dem "Attack Mode" und einem spannenden Qualifying-Format.

Maloney ist von der Serie angetan: "Die Formel E ist eine tolle Meisterschaft. Heutzutage gibt es viele Meisterschaften, in denen man Karriere machen kann und die Formel E ist da sicher ganz vorne dabei."

Dennoch beschäftigt er sich aktuell überhaupt nicht mit einem möglichen Engagement: "Um ehrlich zu sein, habe ich noch keine einzige Sekunde darüber nachgedacht, was ich mache, wenn alles nicht so kommt wie geplant. Mein Traum ist und bleibt die Formel 1 und ich werde alles Mögliche unternehmen, um dorthin zu kommen. Daran ändert auch dieser Test in der Formel E nichts, auch wenn ich Andretti sehr dankbar für die Chance bin."

Der Fokus ist also voll und ganz auf die Formel 2 gerichtet, die als letzte Hürde auf dem Weg in die Formel 1 gilt. Maloney stellt klar: "Die Formel 1 ist die einzige Option, im Moment gibt es keine zweite." - Eine Einstellung, die er mit unzähligen anderen Junior-Fahrern teilt.

Auch herausragend ist oft nicht genug

Ein Blick auf den Werdegang der aktuellen Formel-1-Talente zeigt deutlich: Titel und Top-Platzierungen in den Nachwuchsklassen sind für angehende Stars im Prinzip Pflicht. Selbst ein sogenannter "Pay Driver" wie Nikita Mazepin fuhr in der Formel 2 um Siege mit, ehe er - mithilfe der finanziellen Unterstützung seines Vaters - den Sprung in die Königsklasse schaffte.

Unterm Strich sind diese Ergebnisse auch nötig, um sich die erforderlichen Punkte für die FIA Super Lizenz zu sichern. Nur Fahrer, die ebendiese besitzen, dürfen auch in der Formel 1 an den Start gehen.

 

Erfolge aktueller Fahrer vor dem Formel-1-Debüt:

Fahrer Debüt Vorherige Erfolge
Oscar Piastri 2023 F2-Meister 2021, F3-Meister 2020
Logan Sargeant 2023 Platz 4 F2 2022, Platz 3 F3 2020
Nyck de Vries 2022 Formel-E-Meister 2021, F2-Meister 2019
Guanyu Zhou 2022 Platz 3 F2 2021
Mick Schumacher 2021 F2-Meister 2020, F3-Meister 2018
Yuki Tsunoda 2021 Platz 3 F2 2020
Nikita Mazepin 2021 Platz 5 F2 2020, Platz 2 GP3 2018
Nicholas Latifi 2020 Platz 2 F2 2019
George Russell 2019 F2-Meister 2018, GP3-Meister 2017
Lando Norris 2019 Platz 2 F2 2018, F3-Meister 2017
Alexander Albon 2019 Platz 3 F2 2018, Platz 2 GP3 2016

Doch selbst die größten Erfolge in den Nachwuchsklassen sind oft keine Garantie für eine erfolgreiche Formel-1-Karriere. Der amtierende Formel-2-Meister Felipe Drugovich konnte im 2023er-Grid kein Cockpit ergattern und muss sich unter Umständen bald nach anderen Optionen umsehen. Mick Schumachers Zeit in der Königsklasse endete im Winter nach nur zwei Jahren - ein Comeback erscheint im Moment in die Ferne gerückt zu sein.

Liam Lawson, der seit 2019 Teil des Red Bull Junior Teams ist, muss trotz zahlreicher Siege in diversen Serien in diesem Jahr in die japanische Super Formula ausweichen. Auch ehemalige, von Red Bull geförderte Toptalente wie Dan Ticktum und Sergio Sette Camara haben mittlerweile in der Formel E ihr Zuhause gefunden und mit der Formel 1 wohl abgeschlossen.

Maloney ist sich bewusst: "Am Ende zählen nur die Ergebnisse. Die zeigen alles. Mein Job ist es, Woche für Woche auf die Strecke zu gehen und die in mich gesetzten Erwartungen zu erfüllen."

In diesem Bestreben ist es schließlich jedoch egal, ob ein Fahrer von einem Formel-1-Team wie Red Bull unterstützt wird oder nicht: "Sie haben mir eh schon sehr geholfen. Im Endeffekt liegt es aber, um ehrlich zu sein, nur an mir selbst."

Und damit ist die Devise für die nahe Zukunft klar vorgegeben. Es wird nicht leicht für Maloney, sich gegen die Konkurrenz in der Formel 2 und aus dem internen "Bullen-Stall" durchzusetzen, den Glauben daran wird er aber mit Sicherheit nicht so schnell verlieren.

Wird sein großer Traum von der Formel 1 in Erfüllung gehen? Oder bleibt er wie viele seiner Vorgänger und Mitstreiter auf der Strecke? Die nächsten Jahre werden entscheiden.



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