Ein Klassiker feiert sein Jahrhundert-Jubiläum: Wenn am Samstag die 91. Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans startet, begeht die legendäre Motorsport-Show ihren 100. Geburtstag.
An den zahlreichen Triumphen, Heldentaten und Tragödien in dieser Zeit waren auch viele Österreicher beteiligt. Geschichte schrieb etwa Alexander Wurz, der gleich zweimal gewann und bis heute der jüngste Le-Mans-Sieger ist. Die Zukunft des Langstrecken-Events liegt im Wasserstoff.
Seit Ausgabe der Tickets waren diese Mangelware, an die 300.000 Fans werden erwartet. Eröffnen wird das Spektakel Basketball-Superstar LeBron James. "Das platzt aus allen Nähten", berichtete Wurz, der durch seine Beratertätigkeit bei Toyota in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) weiter fest mit Le Mans verbunden ist.
Der Niederösterreicher gewann hier 1996 beim Debüt als 22-Jähriger mit Porsche und 2009 nach Beendigung seiner Formel-1-Karriere zum zweiten Mal. Dabei steuerte er einen Peugeot 908 Diesel. Er war der dritte österreichische Gesamtsieger nach Jochen Rindt (1965) und Helmut Marko (1971). Das allererste Le-Mans-Rennen fand im Mai 1923 statt.
Drei Österreicher auch 2023 am Start
An der diesjährigen Jubliäums-Edition nehmen 62 Autos teil - darunter mit Floyd Vanwall Racing ein Hypercar-Team mit österreichischer Lizenz sowie drei Fahrer, die Rot-Weiß-Rot vertreten. Ferdinand Habsburg (Team WRT) und Rene Binder (Duqueine) starten in der LMP2-Klasse, Richard Lietz (Proton) teilt sich in der LMTGE Am das Porsche-Cockpit mit dem Schauspieler Michael Fassbender und dem Esten Martin Rump.
Dauer-Champion Toyota, wo Wurz unter anderem in die langfristigen Planungen involviert ist, stellt mit Sebastien Buemi, Ryo Hirakawa und Brendon Hartley die Titelverteidiger bei den Hypercars. Den zweiten Toyota pilotieren Mike Conway, Kamui Kobayashi und Jose María Lopez.
Hypercars heißt die neue Le-Mans-Hauptkategorie, deren Autos mit einem angeblich zu 100 Prozent erneuerbaren Treibstoff betrieben werden. Die WEC war im Vorjahr die erste große Motorsportserie, die auf einen solchen setzte. Die Reifen bestehen zu 46 Prozent aus erneuerbarem Material.
Organisatoren verkaufen "grüne Tickets"
Problematisch in ökologischer Hinsicht sind die Zuschauermassen, da die Fans praktisch von überall auf der Welt nach Frankreich kommen. Um den CO2-Fußabdruck zu verringern, wurden heuer auch 10.000 "grüne Tickets" verkauft. Sie bieten eine zehnprozentige Ermäßigung, wenn man mit einem Elektro- oder Hybrid-Auto, per Zug, Straßenbahn, Fahrgemeinschaft oder Fahrrad anreist.
"Wir wollen die Zuschauer wirklich dazu bringen, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren, wenn sie nach Le Mans kommen", sagte Pierre Fillon, der Präsident des Automobile Club de l'Ouest (ACO), der die 24-Stunden-Rennen organisiert.
Das nächste große Projekt ist der Wasserstoff-Antrieb, obwohl dessen Potenzial unter Expertinnen und Experten höchst umstritten ist. Die Herstellung von Wasserstoff ist immens aufwendig und kostenintensiv. Nichtsdestotrotz soll 2026 eine neue Le-Mans-Klasse eingeführt werden, in der Autos entweder mit Brennstoffzellen-Technologie oder mit Verbrennungsmotoren, die mit Wasserstoff betrieben werden, ausgestattet sind. "Das Ziel ist, dass 2030 die ganze Top-Kategorie mit Wasserstoff fährt", betonte Fillon.
Die "DNA der 24 Stunden" werde sich dadurch nicht ändern, schließlich sei Le Mans schon immer ein Testgelände für Hersteller und innovative Technologien gewesen. "Jetzt ist das Ziel ganz klar, für eine emissionsfreie Mobilität zu arbeiten", sagte der ACO-Boss.
Die aktuellen Hypercars erleben jedenfalls einen Boom: Zu den momentanen Herstellern - Porsche, Toyota, Ferrari, Peugeot, Cadillac, Vanwall und Glickenhaus - gesellen sich nächstes Jahr noch Lamborghini, Alpine und BMW. Dieses breitere Feld bietet auch österreichischen Piloten wie Habsburg oder Philipp Eng Chancen auf Cockpits.