Vom letzten Platz (18.) noch zu Rang vier, das war keine schlechte Ausbeute für Ferdinand Habsburg im Alpine-Hypercar in den Acht Stunden von Bahrain, dem Finale der Langstrecken-WM (WEC).
Und von den neuen Weltmeistern ist einer Wahl-Vorarlberger: Der seit Jahren in Höchst lebende Franzose Kévin Estre sicherte sich mit seinen Porsche-Kollegen Laurens Vanthoor und André Lotterer den WM-Titel mit einem konservativ angelegten Rennen auf Platz zehn.
Das Trio war mit deutlichem Vorsprung auf die Le-Mans-Gewinner Fuoco/Molina/Nielsen (Ferrari) ins Finale gegangen.
"Man kann das Rennen genießen, wenn man von hinten bis Platz vier vorfährt, auch wenn es einige Stunden dauert", meinte Habsburg schmunzelnd.
"Das zeigt, dass wir niemals aufgeben, weder die Fahrer noch das Team. Als ich meinen Turn beendet hatte, war ich emotional aufgewühlt nach meiner ersten Saison als Werkfahrer", ergänzte der 27-Jährige, dessen Vertrag mit den Franzosen weiterläuft.
Freude auch bei Alex Wurz
Dass Porsche nicht auch das Herstellerchampionat für sich entschied, war einer strategischen Meisterleistung von Toyota zuzuschreiben. So holten Sébastien Buemi/Brendon Hartley/Ryo Hirakawa für das Kölner Team den Titel mit zwei Punkten Vorsprung auf Porsche.
Platz zwei für Makowiecki/Campbell/Christensen reichte für die Stuttgarter nicht. Und mit der Toyota-Mannschaft freute sich auch der "Berater" Alex Wurz, dessen Rolle bei Toyota Gazoo Racing nach außen kaum sichtbar, aber höchst effektvoll ist.
Der frisch gekrönte DTM-Champion Mirko Bortolotti steuerte den Lamborghini SC63 in den Top Ten, doch Teamkollege Daniil Kwyat musste das Hypercar im Finish nach einem Motorproblem abstellen. Der Wiener sieht seine Saison in der WM ohne viel Begeisterung: "Es geht zu langsam in der Entwicklung voran, daher macht es derzeit auch wenig Spaß." Seinen DTM-Titel möchte er jedenfalls gern verteidigen.
Bachler: Quasi GT-Weltmeister
Einen "Grand Slam" gab es in der erstmals durchgeführten LMGT3-Trophy der FIA für Manthey-Porsche. Die beiden 911er-Teams belegten in der Fahrer- und in der Teamwertung die Plätze eins und zwei. Klaus Bachler ist nun quasi GT-Weltmeister und hat sich mit seinen Kollegen Alex Malykhin und Joel Sturm als konstanteste Equipe den Titel redlich verdient.
"Auch wenn es im Finale nicht ganz nach Wunsch lief mit einer Durchfahrtsstrafe im Finish und etwas weniger Speed wegen des Zusatzgewichts", wie der Steirer nach Platz neun im Finale erklärte. Der Gesamtsieg stand aber schon seit dem vorletzten Lauf in Fuji fest.
Platz zwei für Richard Lietz (mit Yasser Shahin und Morris Schuring) war noch gefährdet, doch zwei fehlerlose Stints des Ybbsitzers brachten Platz fünf und den Vizetitel. Dazu hatte das Trio im Juni die 24 Stunden von Le Mans gewonnen. Für Lietz war es schon der fünfte Klassensieg nach 2007, 2010, 2013 und 2022, nun im 18. (!) Jahr als Porsche-Werkfahrer.
"Ich hatte vor der Saison gar nicht mit der Teilnahme an der WM gerechnet, aber mit Manthey fühlt sich alles wie in einer Familie an und machte richtig Spaß. Nochmals Le Mans zu gewinnen, hätte ich vorher sofort unterschrieben", sagte der Ybbsitzer.
Die viel beschäftigte Familie Wurz
Der Vater setzte seine Karriere nach der Formel 1 auf der Langstrecke fort, gewann WM-Läufe und zum zweiten Mal die 24 Stunden von Le Mans. Soweit ist der Junior noch nicht. Charlie Wurz, 18, sammelte aber nun erste Erfahrung in Prototypen.
In Portimao konnte er kürzlich den LMP2 von Proton aus der Europäischen Le Mans-Serie probieren, am Sonntag (dem traditionellen Abschlusstesttag des WEC) debütierte Wurz jun. im Porsche 963 Hypercar des deutschen Proton-Teams, das im Rennen Platz zwölf mit Jani/Tincknell/Andlauer belegt hatte.
"Ich konnte mit Teamchef Christian Ried eine Vereinbarung treffen. Er war sehr aufgeschlossen", bestätigte Papa Alex Wurz.
"Es heißt nicht, dass ich meine Formel-Karriere aufgebe. Aber es ist immer gut, neue Erfahrungen zu sammeln, zu lernen und Kontakte zu knüpfen", sagte Charlie Wurz, der von den Runden im bisher stärksten Auto angetan war. Die Konzentration bleibt aber auf der Formel 3, die er 2025 mit dem Mailänder Trident-Team bestreiten wird.
Die Pläne bei Oscar Wurz
Charlies jüngerer Bruder Oscar (16) wird in der Formel 4 bleiben. "Er wird nach der Lernsaison in der zentraleuropäischen Serie die britische oder spanische Meisterschaft fahren", erzählte der Vater.
Während Charlie die Schule mit englischem A-Level (Hochschulreife) abschloss, muss Oscar noch "pauken": Allerdings in einem Pendant zu österreichischen Sportgymnasien mit Toleranz für angehende Spitzensportler.
"F1 ist das Ziel" - Oscar Wurz auf den Spuren des Vaters >>>
Und weil Alex Wurz als F1-Fahrerpräsident, "graue Eminenz" bei Toyota und Vater zweier Rennjungspunde nicht ausgelastet wäre, arbeitet er auch an einem neuen Rennstreckenprojekt (neben dem in Riad/Saudi-Arabien).
Rennstrecke in Willow Springs in den Händen von Alex Wurz
"Amerikanische Geschäftsleute haben mich engagiert, die Strecke von Willow Springs in Kalifornien zu modernisieren. Aber nicht für großen Rennsport, sondern für Clubveranstaltungen und Hobbyracer aus dem Großraum Los Angeles", erklärte Alex. In Willow Springs hatte Roland Ratzenberger 1992 einen Indycar-Test für Dick Simon absolviert.
In Bahrain trafen die Wurzens auf die Brüder Robert und Walter Lechner, mit denen sie seit Jahren freundschaftlich verbunden sind – seit Alex Wurz "Schüler" beim 2020 verstorbenen Walter Lechner sen. war. Die beiden Salzburger setzen das Werk ihres Vaters fort: Zum 16. Mal geht heuer über den Winter die GT3-Serie in Bahrain, Dubai, Abu Dhabi und Katar in Szene, zum zweiten Mal aufgewertet als "Porsche Carrera Cup Middle East".
"Und wir treten drei Mal im Rahmen der Formel 1 auf", erklärten die Lechners mit Stolz.