Es war ein Jubeltag für die Italiener und ein Freudentag für die Österreicher.
Sieben Stunden nach Ferraris Heimsieg in der Formel 1 in Monza durch Charles Leclerc und die beste Strategie gewannen die Roten auch den Langstrecken-WM-Lauf auf dem Circuit of the Americas>>> (COTA) in Austin.
Wobei "die Roten" nicht exakt stimmt, denn der Sieg ging an den dritten 499P von Ex-F1-Crack Robert Kubica, Nachwuchsmann Robert Shwartzman und Yifei Ye im "Kundenauto" von AF Corse. Da der de facto ein Werkswagen ist und die Fahrer aus dem Werkskader kommen, macht es nichts aus, dass diesmal der "Gelbe" mit Nummer 83 vorn war.
Es war der erste Hypercar-Sieg für Ferrari außerhalb von Le Mans, seit man in das World Endurance Championship eintrat. Für Porsche (6. und 7.) gab es einen Dämpfer im WM-Kampf, weil Toyota (2.) mehr punktete. Deutlich im Aufwind war BMW und kämpfte mit beiden M Hybrid V8 um Podestplätze, ehe eine 100-Sekunden-Strafe wegen technischen Vergehens den Wagen von René Rast & Co. von Platz sechs auf 14 zurückwarf. Der zweite BMW punktete als Achter.
Und für die durch Clemens Schmid im Akkodis-Lexus erweiterte österreichische Abordnung im WEC gab es durchaus etwas zu feiern. Ferdinand Habsburg holte als Fünfter sein bestes Resultat als Alpine-Werkfahrer. Teamboss Bruno Famin, in der Formel 1 sanft vom Chefsessel enthoben, konnte als Genugtuung auch Platz neun für den zweiten A424 mit Mick Schumacher & Co. zur Kenntnis nehmen: Erstmals kamen beide Blauen in die Punktränge.
Alpine im Höhenflug
Habsburg kämpfte sich als Startfahrer nach einem Rückschlag (Durchfahrtsstrafe wegen Kollision mit dem Cadillac von Earl Bamber) zurück. Der 27-Jährige musste in der heißen Startphase einem BMW ausweichen und touchierte den Cadillac – eine kleinliche Strafe für eine Berührung.
Vom drittletzten Platz bei den Hypercars kämpfte sich Habsburg wieder in die Führungsrunde zurück, die Teamkollegen Paul-Loup Chatin und Charles Milesi setzten die Aufholjagd fort.
Der Erfolg kam für Alpine, das als einziges Hypercar-Team Ende Juli nicht auf dem COTA testete, überraschend. "Wir glauben, dass wir die Ursachen für die beiden frühen Motorschäden in Le Mans gefunden haben und haben uns entsprechend vorbereitet", hatte Ferdinand vor dem Start noch vorsichtig gemeint.
Nachher befand er: "Die gute Kommunikation zwischen Fahrern und Ingenieuren ergab eine sehr gute Abstimmung und eine perfekte Rennstrategie. Teamwork macht sich bezahlt!"
Strafen kosten Punkte
Vor den letzten beiden Rennen in Fuji (sechs Stunden, 15. 9.) und Bahrain (acht Stunden, 2. 11.) liegt Alpine auf Platz vier der Hersteller hinter Toyota, Porsche und Ferrari. Habsburg, der nach dem schweren Testunfall in Aragon Ende März ("da hatte ich Riesenglück, das hätte schlimm ausgehen können") zwei Rennen verletzt aussetzen musste, ist in der Fahrer-WM 14.
Für Mirko Bortolotti im einzigen Lamborghini SC63 kosteten Strafen die durchaus möglichen Punkte – mit Edo Mortara (der in der Startrunde acht Plätze gutmachte) und Daniil Kvyat wurde er 14.
"Es war wie erwartet ein hartes Wochenende in der Hitze, an dem wir das Minimalziel Ankunft erreichten. Unsere Vorstellung war solide, aber wir wissen, dass wir an der Leistung des SC63 noch arbeiten müssen", erklärte der Wiener.
Österreicher-Duell geht weiter
In der LMGT3-Klasse zeichnet sich ein WM-Titelduell zwischen den beiden Manthey-Porsche mit Klaus Bachler bzw. Richard Lietz immer mehr ab. Hinter dem siegreichen Aston Martin von The Heart of Racing (James/Ribeiras/Mancinelli) belegte Bachler mit Alex Malykhin und Joel Sturm Platz zwei vor Lietz mit Yasser Shahin und Morris Schuring. Clemens Schmid kam als Neunter mit Kelvin van der Linde und Arnold Robin im Lexus zu zwei WM-Zählern.
In der WM führen Bachler & Co. mit 118 Punkten vor dem Lietz-Team mit 90; Schmid ist nach seinem besten WEC-Ergebnis 27., bestritt aber nur zwei Rennen.
"Ein fantastisches Rennen für uns, das wir so nicht erwarten konnten. Wir hatten als Sieger von Sao Paulo 30 Kilo Ballast im Auto, das machte es wirklich nicht einfach. Es war eine fehlerfreie Leistung des ganzen Teams. Wir werden in Fuji auch mit 40 Kilo Zusatzgewicht alles geben", erklärte Bachler.
Lietz, der im Juni zum fünften Mal Klassensieger in den 24 Stunden von Le Mans geworden war, gab zu: "Ich denke, dass der Klausi und seine Jungs mit etwas mehr GT3-Erfahrung als wir die besseren Karten haben werden. Und sie würden sich den Titel absolut verdienen."
Beide Österreicher bestritten den Schlussteil und waren dabei jeweils über zwei Stunden am Steuer, mehr als die Teamkollegen, und erzielten auch die schnellsten Runden.