Für Ferdinand Habsburg ging Samstagnacht auf dem Bahrain International Circuit eine Periode erfreulich und dennoch mit einem Wermutstropfen zu Ende.
Im Finale der Langstrecken-WM (WEC), den Acht Stunden von Bahrain, holte der gebürtige Salzburger mit seinen Partnern Sean Gelael und Robin Frijns Platz zwei hinter den WRT-Teamkollegen Andrade/Déletraz/Kubica, die sich auch den WM-Titel der LMP2-Klasse sicherten – worauf beim belgischen Team eine lange Nacht des Feierns folgte.
Führung bis zum letzten Boxenstopp
Habsburg & Co. lagen bis zum letzten Boxenstopp unter Neutralisation klar in Führung.
„Dann entschied das Team, beide Autos hereinzuholen. Das war personell durchaus machbar – nur leider funktionierte bei uns der Schlagschrauber beim Reifgenwechsel nicht. Wir standen endlos lang und verloren die deutliche Führung“, erzählte der 26-Jährige.
Und bewies auch Fairness: „Das Team deutete die Möglichkeit eines Platztausches an. Aber ich wollte das nicht, so blieben wir Zweite.“ Kubica & Co. hätten auch mit Rang zwei die WM klar gewonnen, Habsburg und Kollegen wurden WM-Vierte.
Damit sind drei Jahre bei WRT und in der LMP2 für Habsburg beendet. Die Klasse gibt es ab 2024 nur noch bei den 24 Stunden von Le Mans, nicht aber in der restlichen WM. Vier Rennsiege, darunter Le Mans 2021, neun Podestplätze und ein WM-Titel schon im ersten Jahr stehen in der Erfolgsbilanz.
Zur eben abgelaufenen Saison sagt Ferdinand: „Ich will nichts beschönigen oder schlechtreden, aber es gab heuer viele komische Momente wie einen Motorschaden, einen Chassisriss, Pech mit einer Safety-Car-Phase, als wir klar in Führung lagen und eine Runde verloren, weil wir beim Boxeneingang schon vorbei waren, oder jetzt der Schlagschrauber. Im Vergleich zum Schwesterauto hatten wir sicher mehr Pech, aber man ist dabei immer einen Teil selbst schuld. Auf jeden Fall lernt man daraus.“
Habsburg weiter: „Die Erfolge im ersten Jahr bei WRT waren sensationell, aber das Jahr begann gar nicht so, die erste Hälfte war schlecht. Dann kam der Sieg in Le Mans, bei dem die Hauptkonkurrenten ausfielen, und es lief. Drei Siege in sechs Rennen und der Titel waren schon stark, aber sie waren auch hart erarbeitet. Im Vorjahr waren wir bis zum Finale noch im Titelrennen, doch Bahrain ging schief, da muss ich etwas auf meine Kappe nehmen.“
Große Persönliche Fortschritte
Insgesamt sieht er große persönliche Fortschritte: „Ich war heuer mit meinen Zeiten im Schnitt viel konstanter, auch das ist auf einen Reifeprozess zurückzuführen. Ich denke, ich habe mich als Fahrer bei WRT sehr weiterentwickelt.“
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Für die Mannschaft von Vincent Vosse hatte Habsburg ein Abschiedsgeschenk vorbereitet, dass er schon nach der Qualifikation überreichte: T-Shirts für alle mit aufgedruckten Lieblingsfotos aus den gemeinsamen Jahren. „Die Kurze Rede dazu musste ich mir lang überlegen, denn rückblickend gab es so viele Gänsehautmomente.“
Schon in zwei Wochen wird Habsburg für sein neues Team in der Hypercar-Klasse testen, „aber die offizielle Bekanntgabe der Fahrer wird wohl noch dauern.“ Gerüchteweise wird Ferdinand seine Französisch-Kenntnisse vertiefen….
Bei den Rookie-Testfahrten am Sonntag in Bahrain kamen Thomas Preining (für Porsche Penske) und René Binder (im privaten Proton-Porsche) zu ihren ersten Runden in einem LMDh-Prototypen.
Auch Bortolotti 2024 bei den Hypercars
Mit Platz fünf in Bahrain und Rang elf in der WM schloss Mirko Bortolotti die Saison im Prema-LMP2 ab. Wie Habsburg wird auch der Wiener 2024 in der großen Klasse beim Neueinsteiger Lamborghini fahren. „Wir zeigten im Finale Potenzial und hatten den richtigen Speed, was mich persönlich überzeugte. Leider hatten wir bei den Stopps einige kleinere Probleme, die sich auf etliche Sekunden summierten. Aber daraus lernen wir alle“, erklärte der Lamborghini-Werkfahrer und DTM-Vizemeister, dessen junge Teamkollegin Doriane Pin als Startfahrerin in eine kleinere Kollision verwickelt war und aufholen musste. Mirko brachte den Prema nach Hälfte des Rennens sogar in den Kampf um die Führung – just gegen Habsburg, ehe die Boxenstopp-Probleme einen Rückfall nach sich zogen.