Als Rookie in einem der prestigeträchtigsten Rennen der Welt zum Triumph: Ferdinand Habsburg hat am Wochenende mit dem LMP2-Klassensieg in den 89. 24 Stunden von Le Mans nicht nur einen Markstein im heimischen Motorsport gesetzt, sondern auch einen Turbo für die eigene Karriere gezündet.
Was er so formuliert: "Ich bekam Nachrichten und Anrufe von Menschen, von denen ich das nie erwartet oder erhofft hätte." Das belgische WRT-Team von Vincent Vosse, der als Fahrer ausreichend Le-Mans-Erfahrung hat, ging genauso erstmals in den Klassiker wie der gebürtige Salzburger Habsburg mit dem Niederländer Robin Frijns und dem Franzosen Charles Milesi im Oreca-Gibson.
"Wir führten mit beiden Autos die LMP2-Kategorie für rund 16 Stunden an", rekapituliert Habsburg, "acht davon sicher unser Auto." Und dabei erlebte der 24-Jährige wohl alle Emotionen, die ein Drama wie Le Mans zu bieten hat.
"Letzte Runde wurde der Wahnsinn"
"Drei Stunden vor Schluss konnte ich den WRT #31 mit einer Minute Vorsprung auf das Schwesterauto von Kubica/Delétraz/Ye an Robin (Frijns, Anm.) übergeben. Dann ging beim Reifenwechsel der hydraulische Wagenheber kaputt. Wir mussten mit Luftpolstern den Wagen anheben, was nur einzeln für jedes Rad ging und enorm Zeit kostete. Die Führung war dahin, wir lagen auf Platz zwei. Einen weiteren Wechsel konnten wir uns nicht leisten, Robin fuhr die letzten Stunden oder fünf Stints mit denselben Reifen", schildert Habsburg.
Im Finish wurde es noch dramatischer: Der zweite WRT blieb liegen, weil der Gaspedalsensor gebrochen war. Habsburg: "Wie beim Wagenheber war auch das ein Standardteil, welches handelsüblich erworben werden kann." Plötzlich führte Frijns wieder, war jedoch pro Runde mit den alten Reifen drei Sekunden langsamer als der schnell aufschließende Jota von Tom Blomqvist.
"Die letzte Runde wurde der Wahnsinn schlechthin." Habsburg bangte in der Box mit dem restlichen Team: "Die Toyota fuhren für das Zielfoto Formation, mit dem Vorsprung natürlich langsam. Dahinter reihten sich einige GT ein, die keine zusätzliche Runde mehr fahren und hinter den Toyota ins Ziel kommen wollten. Und dann brausen Robin und Tom im Renntempo und im Kampf um den Klassensieg heran. Unglaublich, was Robin da leistete und wie er sich noch vor Tom ins Ziel retten konnte!"
"Ein phänomenales Erlebnis"
Dann brachen alle Dämme. „Wir feierten in unserem Motorhome im Fahrerlager. Aber ich war so fertig nach der langen Nacht, dass nach ein paar Bier Schluss war. Ich musste Montag schon nach England“, erzählt der frischgebackene Le-Mans-Triumphator.
Der zugibt, die Auswirkungen dieses Erfolges noch nicht einschätzen zu können: "Ich gab mein Bestes, fühlte mich auf Anhieb wohl. Ich übergab nach meinen Stints das Auto immer in Führung liegend. Es war ein phänomenales Erlebnis."
Nun kommen die restlichen Saisonrennen in der Europäischen Le-Mans-Serie (mit dem Algarve-Team) und die letzten zwei WM-Läufe des WEC in Bahrain Ende Oktober – einmal sechs, einmal acht Stunden.
Und plötzlich gibt es für Habsburg als Draufgabe noch eine WM-Titelchance, denn mit den doppelten Zählern von Le Mans liegen er und seine Kollegen nur noch einen einzigen Punkt hinter den Leadern Gelael/Vandoorne/Blomqvist, die auch die Konkurrenten um den Klassensieg an der Sarthe waren.
Nach den Gesamtsiegern Rindt (1965), Marko (1971) und Wurz (1996/2009) sowie den Klassengewinnern Lechner jun. (2002, LMP675) und Lietz (2007/2010/2013, GTE Pro) ist Ferdinand Habsburg der sechste österreichische Le-Mans-Held.
Lietz: "24 schmerzhafte Stunden"
René Binder überzeugte im Duqueine-Team mit Guillermo Rojas und Tristan Gomendy ebenfalls mit einer starken Leistung, um den Klassensieg konnte das Trio nach technischen Problemen in der Startphase aber nicht mitreden. Für Richard Lietz im Werks-Porsche 911 #91 mit Gianmaria Bruni und Fred Mackowiecki war der vierte Platz in der GTE-Pro-Klasse enttäuschend.
"Wenn du in Le Mans keine Reifenschäden erleidest, als Team einen sauberen Job machst, eine gute Strategie umsetzt und dann nur Dritter und Vierter wirst, dann gilt es das zu analysieren. Das Ergebnis ist nicht zufriedenstellend. Wer das Rennen gesehen hat, weiß genau, dass es für uns 24 schmerzhafte Stunden waren. Wir müssen schauen, woran das lag", gab der Ybbsitzer zu.