Im Aichfeld nahe Zeltweg steht am Wochenende das nächste große Motorsport-Doppel auf dem Programm: Grand Prix der Steiermark und Grand Prix von Österreich - nicht auf vier, sondern auf zwei Rädern.
Die MotoGP gastiert zum sechsten Mal (seit 2016) auf dem Red Bull Ring. Dabei gibt es auch ein Jubiläum: Vor 50 Jahren hatte erstmals der Motorrad-Grand-Prix von Österreich WM-Status in allen vor einem halben Jahrhundert ausgefahrenen Klassen (50 ccm, 125 ccm, 250 ccm, 350 ccm, 500 ccm und Seitenwagen).
Austragungsort war die traditionelle Heimat der Zweirad-Artisten, der damals noch nicht zwei Jahre alte Salzburgring (eröffnet im September 1969) zwischen den Salzburger Gemeinden Koppl und Plainfeld unweit des Fuschlsees.
Ein GP von Österreich wurde schon in der Zwischenkriegszeit ausgetragen, auf einem Rundkurs in Vösendorf (Niederösterreich) von 1927 bis 1930.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Salzburg der Mittelpunkt der heimischen Szene: Von 1947 bis 1965 auf der Autobahn bei Liefering, von 1966 bis 1969 auf dem Ast bei Anif-Grödig, 1970 dann schon auf dem Salzburgring, noch ohne WM-Status. Ein Großteil blieb auch als "1. Mai-Rennen" in Erinnerung.
Im so genannten Nesselgraben wurde von 1971 bis 1995 um WM-Punkte gekämpft, allerdings mit zwei Unterbrechungen: 1980 wurde an jenem denkwürdigen Freitag Ende April das Wochenende abgesagt, weil nach Wetter-Kapriolen der gesamte Ring im fast ein Meter hohen Neuschnee versank (wonach der Langzeit-Veranstalter ARBÖ Salzburg bei der FIM künftig für Termine ab Mitte Mai ansuchte).
Und 1992, als die Bilanz der Jahre zuvor einen Verzicht aus Budgetgründen erzwang. 1994 lief die WM mit einem anderen Veranstalter (Franz Rau von MotoMotion aus Deutschland) ab, 1995 zählte das Rennen zur Superbike-WM – womit in Salzburg und für den ARBÖ die Zielflagge fiel.
1996 wurde der neue A1-Ring erstmals (und seit der letzten Formel-750-WM auf dem Österreichring 1979 wieder) WM-Schauplatz für die Motorräder.
Die WM-Premiere am 9. Mai 1971 lockte 35.000 Zuschauer zum Salzburgring, der Veranstalter hatte mit 20.000 zum Erreichen des Break Even angegeben. Es war auch der WM-Saisonstart. Aus heutiger Sicht kann man nur staunen: Das Budget betrug 900.000 Schilling – das entspricht einem heutigen, inflationsberücksichtigten Wert von 240.000 Euro.
Die Start- und Preisgelder für die 100 Piloten aus 19 Ländern schlugen mit 630.000 Schilling (167.000 Euro) zu Buche. Der "Großverdiener" war natürlich der Superstar dieser Zeit, Giacomo Agostini, der 25.000 Schilling Startgeld kostete – 6.650 Euro, wie weit würden dafür wohl Marc Marquez oder Valentino Rossi heute fahren?
"Ago nazionale" feierte übrigens mit der MV Agusta in den Klassen 350 und 500 ccm seine Grand-Prix-Siege 71 und 72 – insgesamt sollten es 122 Erfolge werden, nebst 15 WM-Titeln für den heute 79-Jährigen aus Brescia.
Die weiteren Klassensieger waren der Holländer Jan de Vries (50 ccm, heuer im Jänner im Alter von 77 Jahren verstorben), der Spanier Angel Nieto (125 ccm), der Italiener Silvio Grassetti (250 ccm) und die Deutschen Butscher/Huber bei den Seitenwagen.
WM-Punkte waren damals für Österreicher noch möglich, allerdings auch spärlich: Der Niederösterreicher Hans Hummel und der Salzburger Lokalmatador Harald Bartol belegten bei den "Mopeds" (50 ccm) die Ränge acht bzw. neun (Punkte für die ersten Zehn), der Salzburger Ernst Fagerer holte als Zehnter der 350er-Klasse noch einen Zähler, die größte Hoffnung Karl Auer aus Niederösterreich stürzte.
Die letzten Grand-Prix-Sieger auf dem Salzburgring 1994 kamen aus dem Favoritenkreis: Mick Doohan (AUS, 500 ccm), Loris Capirossi (ITA, 250 ccm), Dirk Raudies (GER, 125 ccm) und Dixon/Hetherington (GBR, Seitenwagen).