Die MotoGP-Saison 2022 steht vor der Tür!
Am Freitag erfolgt mit den ersten Freien Trainings am Losail International Circuit in Katar der Startschuss in eine neue Ära.
Altstar Valentino Rossi sagte im letzten November endgültig "Ciao" und verabschiedete sich in den Motorrad-Ruhestand. Ganz verschwindet der 42-jährige Italiener jedoch nicht, als Teamchef seines "VR46 Racing Team" wird "Vale" weiter zugegen sein.
Auch ohne den Altstar steht eine atemberaubende Saison bevor. Die Testfahrten auf dem neuen Mandalika International Street Circuit in Indonesien sowie dem Sepang International Circuit in Malaysia zeigten, dass das Feld noch enger zusammenrücken wird, es bahnen sich auch Überraschungen an.
Potenzielle Rossi-Nachfolger, ein Überblick über alle Teams und ihre Erwartungen, Regeländerungen und vieles mehr - LAOLA1 liefert alles Wissenswerte vor dem Saisonauftakt in Katar:
Jahr eins nach Valentino Rossi
Erstmals seit 20 Jahren wird eine Saison der Motorrad-Königsklasse ohne Valentino Rossi über die Bühne gehen.
Der langjährige Yamaha-Pilot und sechsfache MotoGP-Weltmeister prägte eine gesamte Generation an Fahrern, viele aktuelle Piloten auf dem Grid bezeichnen Rossi als ihr Vorbild. "The Doctor" packt seit Jahren bei der Förderung italienischer Nachwuchs-Piloten selbst mit an, auf seiner Motor Ranch erhalten zahlreiche Talente ihren Feinschliff.
Aus seiner "VR46 Rider Academy" entspringen aktuell vier MotoGP-Fahrer - Halbbruder Luca Marini, Moto2-Aufsteiger Marco Bezzecchi, Franco Morbidelli und Vize-Weltmeister Francesco Bagnaia. In der Moto2 und Moto3 warten unzählige weitere Jung-Piloten auf ihren Aufstieg in die Spitzenkategorie.
Inwieweit sich der Abschied Rossis vom Fahrer-Dasein auf das Fan-Interesse der MotoGP auswirken wird, bleibt abzuwarten. "Vale" zog über Jahre hinweg die Massen an die Rennstrecken der Welt, wurde stets frenetisch gefeiert. Mit ihm geht eine Gallionsfigur abhanden, deren Ansehen und Anerkennung unerreichbar sein wird.
In seinem Schatten haben sich allerdings zahlreiche Kandidaten zum Ziel gesetzt, seine Position als MotoGP-Frontmann zu übernehmen.
Die potenziellen Nachfolger
Marc Marquez:
Fabio Quartararo, Joan Mir und Marc Marquez - die Liste jener Titelträger, die noch in der MotoGP vertreten sind, ist verschwindend gering.
Das liegt insbesondere daran, dass Marquez nach den Erfolgsjahren von Valentino Rossi zwischen 2013 und 2019 sechs Mal Weltmeister wurde. Der inzwischen 29-jährige Spanier lieferte sich zahlreiche Strecken-Duelle mit dem Italiener, nicht immer ging es mit fairen Mittel zu.
Nach zwei Seuchenjahren ist der Honda-Pilot mittlerweile am besten Wege, zu alter Form zu finden. Letztes Jahr konnte der achtmalige Motorrad-Weltmeister bereits wieder um Spitzenplätze mitkämpfen, fuhr drei Siege ein, ehe ein Offroad-Sturz im Vorfeld des Algarve-GP für das vorzeitige Saisonende sorgte.
Bei den Testfahrten Anfang Februar in Malaysia hinkte der Katalonier noch etwas hinten nach, in Indonesien lief es weitaus besser. Für das Auftaktrennen in Katar zählt er jedoch zu den Top-Favoriten.
Fabio Quartararo:
Diese Rolle wird auch Titelverteidiger Quartararo einnehmen, der sich im Vorjahr erstmals zum Weltmeister kürte. Als Yamaha-Pilot wird der 22-Jährige aus Nizza natürlich als Rossi-Nachfolger gesehen, mit seiner unbekümmerten Art hat "El Diablo" schon viele Fans auf seine Seiten gezogen.
Der Franzose geht in sein zweites Jahr im Werksteam, seine vierte Saison in der MotoGP. Dem Mann von der Cote d'Azur scheint allerdings ein hartes Jahr bevorzustehen. Nach den Tests auf der neuen Rennstrecke in Mandalika schrillten beim Champion die Alarmglocken, er sieht "kein Verbesserungspotenzial" bei seiner Yamaha-M1.
Schon im Vorjahr geriet Quartararo zum Saisonende hin ins Hintertreffen, vor allem die Ducatis zeigten groß auf. Dank einer famosen ersten Saisonhälfte wurde er dennoch Weltmeister, heuer wird dies aber wohl ganz schwierig.
Joan Mir:
In derselben Situation hat sich Mir letzes Jahr befunden. Nach seinem Weltmeister-Titel 2020 ging der Spanier mit großen Ambitionen ins Jahr 2021, musste jedoch schnell anerkennen, dass seine Suzuki GSX-RR kein neuerliches Weltmeister-Potenzial hat.
Vor allem im Qualifying fehlte es dem Mallorcaner an Speed, zumindest sechs Podestplätze konnte er trotzdem einfahren. Im Winter scheint Suzuki ein Schritt nach vorne gelungen zu sein, damit zählt Mir vor allem aufgrund seiner Konstanz wieder zum erweiterten Favoritenkreis.
Francesco Bagnaia:
Hätte der Italiener sein Bike beim Grand Prix der Emilia-Romagna nicht in Führung liegend weggeworfen, wäre es im WM-Finale nochmal extrem spannend geworden.
So stand Quartararo zwei Rennen vor Saisonende als Weltmeister fest, mit vier Rennsiegen aus den letzen sechs Grand Prix war Bagnaia trotzdem der stärkste Pilot im Saisonfinish. Der Ducati-Pilot scheint seine Form konserviert zu haben, mit seiner Desmosedici GP22 spulte der VR46-Academy-Absolvent bei den Testfahrten souverän sein Programm ab und lieferte trotzdem gute Zeiten.
Der Moto2-Weltmeister von 2018 hat im Vorjahr seinen Durchbruch in der MotoGP geschafft, heuer soll der große Sprung folgen.
Neue Gesichter
Wo arrivierte Fahrer, da auch Rookies.
Fünf Piloten schafften im Winter den Sprung in die Königsklasse. Moto2-Weltmeister Remy Gardner führt diese Riege an, auch Moto2-Teamkollege Raul Fernandez steigt in die MotoGP auf und startet mit dem Australier für das KTM-Zweitteam Tech 3.
Neben den KTM-Aufsteigern fährt auch deren schärfster Moto2-Konkurrent Marco Bezzecchi fortan in der höchsten Motorrad-Klasse. Der 23-jährige Italiener, ebenfalls aus der VR46-Akademie, bildet gemeinsam mit Rossi-Halbbruder Luca Marini das Fahrergespann für das VR46 Racing Team.
Mit Fabio Di Giannantonio steht ein weiterer junger Italiener ab sofort in der MotoGP unter Vertrag. Als einer von wenigen jungen Nachkömmlingen war der Römer nie Teil von Rossis Talenteschmiede. Im Vorjahr feierte der 23-Jährige in Jerez seinen ersten Rennsieg, heuer steht er für das von Ducati ausgestattete Gresini-Team als Kollege von Enea Bastianini am Start.
Zu guter Letzt wagt Darryn Binder, der Bruder von KTM-Werkspilot Brad Binder, den seltenen Sprung von der Moto3 in die MotoGP. Der jüngere der beiden Binder-Brüder ist der erste Fahrer seit Jack Miller, der die Moto2 überspringt.
In der Moto3 machte sich der Südafrikaner mit seiner risikofreudigen Fahrweise nicht immer Freunde, so räumte er Dennis Foggia im letztjährigen WM-Finale bei einem Überholversuch ab und kostete dem Italiener die letzte Titelchance.
Binder stand in Folge in der Kritik, seinen MotoGP-Platz hatte er zu diesem Zeitpunkt aber schon. Ursprüglich hätte er in der Moto2 für Petronas an den Start gehen sollen, die Mineralöl-Firma zog sich jedoch als Sponsor von der Motorrad-WM zurück, sowohl das Moto3- als auch das Moto2-Team wurden geschlossen. Daher wurde er ins neu formierte RNF-Team transferiert, wird dort neben Andrea Dovizioso herangeführt.
Diese Fahrer wechselten ihr Team
Im Vergleich zu den Fahrer-Lineups zu Beginn der Vorsaison gibt es ein paar Änderungen.
Enea Bastianini verlässt das VR46 nach seinem Premierenjahr schon wieder und schließt sich dem neu formierten Gresini-Team an. Sein Bike bei VR46 übernimmt Aufsteiger Marco Bezzecchi.
Den gravierendsten Schnitt setzt KTM-Zweitteam Tech 3. Die französische Mannschaft setzt Danilo Petrucci und Iker Lecuona vor die Tür. Während Petrucci schon bei der Rallye Dakar für KTM am Start war, versucht Lecuona sein Glück in der Superbike-WM. Neu im Team sind Moto2-Weltmeister Remy Gardner und Raul Fernandez.
Maverick Vinales vollzog seinen Abschied von Yamaha endgültig und fährt nun für Aprilia. Nach zwei Jahren für Suzuki sowie fünf Saisonen für Yamaha schwingt sich der Spanier nun auf das nächste Werks-Bike. Für ihn musste Lorenzo Savadori weichen.
Nach dem Abschied von Vinales bekommt Franco Morbidelli nun endlich den heißersehnten Platz im Werks-Team von Yamaha. Der älteste Absolvent der Rossi-Academy fährt zwar seit 2018 in der MotoGP, stand allerdings nur im von Petronas gesponsorten Zweitteam unter Vertrag, wo er ältere Bike-Versionen fuhr.
Seine Position im neuen RNF-Team übernimmt Andrea Dovizioso. Der 35-jährige Italiener wollte das komplette Jahr 2021 aussetzen, im Saison-Finish setzte er sein "Sabbatical" jedoch aus und schloss sich Yamaha an, für das er vier Rennen fuhr.
Durch den Rücktritt von Valentino Rossi wurde beim Schwesterteam von Yamaha ein zweites Motorrad frei, welches Darryn Binder nach seinem Aufstieg aus der Moto3 übernehmen wird.
MotoGP strebt nach mehr Sicherheit
Der Motorrad-Sport war immer schon ein gefährlicher, in der letzten Saison wurde dies leider eindrucksvoll zur Schau gestellt.
Beim Grand Prix von Italien wurde der 19-jährige Schweizer Jason Dupasquier nach einem Highsider im Moto3-Qualifying tödlich vom nachkommenden Ayumu Sasaki getroffen, er verstarb weniger später seinen Verletzungen.
Auch in weiteren Junioren-Klassen häuften sich Unfälle mit Todesfolge, deshalb strebt der Motorradweltverband FIM nach mehr Sicherheit. Ab 2022 wird es in den Nachwuchsklassen Altersgrenzen geben, die Moto3 und Moto2 sind davon allerdings erst 2023 betroffen.
Aktuell liegt das Mindest-Einstiegsalter bei 16 Jahren, nach der kommenden Saison wird dies auf 18 Jahre angehoben. Es gibt allerdings auch eine Ausnahmeregelung: Fahrer, die bereits im Jahr zuvor in derselben Klasse an den Start gegangen sind, dürfen weiterhin an den Rennen teilnehmen.
Ab heuer werden zudem Airbags in allen FIM-Meisterschaften Pflicht sein. In der Motorrad-WM ist dies bereits seit 2018 Pflicht, der Schwerpunkt soll künftig auf dem Schutz der Teilnehmer vor einem Aufprall durch einen anderen Fahrer oder ein anderes Motorrad liegen, insbesondere im Brust- und Halsbereich.
Außerdem wird sich der nächste Schritt zur Erhöhung der Sicherheit aller Beteiligten auf der Rennstrecke darauf konzentrieren, einem Fahrer oder Motorrad so schnell wie möglich mitzuteilen, dass es zu einem Unfall gekommen ist.
Ein erstes Treffen zwischen allen Partnern und technischen Zulieferern hat bereits stattgefunden, um die Installation und Umsetzung der erforderlichen Technologie in der Fahrerausrüstung, auf den Motorrädern und/oder rund um die Rennstrecken zu erörtern, mit dem Ziel, automatische, nahezu sofortige Warnsysteme für alle nachfolgenden Fahrer/Motorräder einzuführen.
Die ersten Tests werden bereits zu Beginn der Saison 2022 laufen, und das System muss und wird für Meisterschaften aller Ebenen, einschließlich der Nachwuchsserien, anwendbar sein.
Endlich wieder nach Übersee
Seit Beginn der Corona-Pandemie wurde ein Gros der Rennen nur noch in Europa abgehalten. 2020 wurde gar nur in Spanien, Tschechien, Österreich, Italien, Frankreich und Portugal gefahren, im Vorjahr gesellten sich Deutschland, die Niederlande, Großbritannien, Katar, USA und San Marino hinzu.
2022 soll endlich wieder rund um den Globus gefahren werden, inwieweit dies möglich sein wird, ist fraglich. Aufgrund der herrschenden Omikron-Variante und dadurch strengeren Reiseregularien drohen neuerliche GP-Absagen in Übersee. Dorna-CO Carmelo Ezpeleta kündigte bereits an, Rennen abzusagen, wenn die Piloten im Vorfeld in eine 14-tägige Quarantäne müssen.
Derzeit läuft alles nach Plan, die ersten vier Saison-Rennen sollen in Katar, auf der neuen Rennstrecke in Mandalika (Indonesien), Argentinien und den USA ausgetragen werden. Bis September stehen dann zwölf Europa-Rennen statt, darunter auch der Grand Prix von Österreich von 19. bis 21. August in Spielberg. Ein Monat zuvor wird findet die Premiere auf dem KymiRing in Finnland statt, dort hätte 2020 bereits erstmals gefahren werden sollen. Corona machte den Veranstaltern allerdings einen Strich durch die Rechnung.
Im Herbst geht es nach Asien (Japan, Thailand und Malaysia) sowie nach Australien, ehe am 6. November die Saison traditionell in Valencia abgeschlossen wird.
Die ersten Eindrücke und Erwartungen der Teams
Ducati
Fahrer: Francesco Bagnaia (ITA) und Jack Miller (AUS)
Das Fabrikat aus Bologna geht auf die Titelverteidigung los!
2021 wurde das Ducati-Werksteam erstmals seit 14 Jahren Team-Weltmeister. Francesco Bagnaia und Jack Miller hatten mit der Desmosedici GP21 ihren Spaß und kämpften um den Fahrer-Titel mit, am Ende wurde es die Plätze zwei und vier.
Heuer soll der Großangriff auf die Fahrer-WM folgen, Ducati habe im "Winter gute Arbeit geleistet", meinte Bagnaia nach den Tests in Indonesien. Dort war der Italiener genauso wie sein australischer Teamkollege Miller zwar nicht im direkten Spitzenfeld dabei, aufgrund der Innovationen bei Ducati war dies allerdings auch kein Muss.
Die absenkbare Front ist eine der neuen Innovationen der Desmosedici GP22. "Das Fahrverhalten ändert sich damit nicht. Es ist ein Vorteil. Unsere Ingenieure sind richtig gut und alle anderen kopieren Ducati. Doch kein anderes Motorrad verfügt über den gleichen Charme", lobt Bagnaia die Anstrengungen der Ducati-Rennabteilung.
Ducati-Teamdirektor Davide Tardozzi sah noch Verbesserungsbedarf: "Es gibt einige Bereiche am Motorrad, die wir noch verbessern müssen. Wir sind aber wirklich zuversichtlich, dass wir konkurrenzfähig sein werden." Vor allem an der Leistungsentfaltung, am Kurvenverhalten und im Bereich der Bremsen muss noch gearbeitet werden.
Für den Saisonauftakt sind die Italiener dennoch guter Dinge und einer der ganz großen Favoriten.
Yamaha
Fahrer: Fabio Quartararo (FRA) und Franco Morbidelli (ITA)
Ein großes Fragezeichen steht hinter Yamaha.
Die Japaner rund um Titelverteidiger Fabio Quartararo zeigten bei den finalen Testfahrten in Mandalika zwar mit Platz zwei auf, von Euphorie kann aber keine Rede sein. Das Team habe im Winter "keine Revolution unternommen, sondern einfach Updates gebracht", beschrieb Teammanager Massimo Meregalli die Sachlage.
Und Updates sind angesichts der Innovationen und Revolutionen bei den anderen Teams wohl schlichtweg zu wenig. Das stellte auch Quartararo fest: "Wir sind am Limit angekommen. Ich habe mich überall am Limit gefühlt und die Rundenzeit war gut, aber ich habe ein wenig mehr erwartet. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo wir uns verbessern könnten."
Vor allem im Topspeed-Bereich hat Yamaha extrem zu kämpfen, war regelmäßig bis zu zehn km/h langsamer als beispielsweise die Topspeed-starken Ducatis. Man erwarte daher "eine sehr schwierige Saison."
Keine guten Vorzeichen also auf ein erfolgreiches Jahr für den 22-jährigen Quartararo und Teamkollege Franco Morbidelli. Vielleicht hat das japanische Fabrikat bis zum Saisonstart aber noch etwas gefunden, das wird sich jedoch erst in den Trainings in Katar zeigen.
Suzuki
Fahrer: Joan Mir (ESP) und Alex Rins (ESP)
Platz drei in der Team-WM war an und für sich nicht schlecht, es wäre jedoch mehr möglich gewesen.
Während Joan Mir konstant gute Punkte einfuhr und in der Fahrer-WM ebenfalls Platz drei belegte, schmiss Alex Rins mehrmals sein Bike ins Kies und holte satte 109 Zähler weniger als sein Landsmann. Bei ähnlicher Punkteausbaute wäre sogar der Gewinn der Team-WM im Bereich des Möglichen gewesen.
Auf diesen geht Suzuki heuer los, über die Fortschritte der GSX-RR zeigten sich die beiden Spanier erfreut. Die Gesamtbalance des Motorrads scheint zu passen, zudem wurde viel am Motor gearbeitet, um mehr Power zu bekommen. Das Ergebnis: "Der Motor hat nun eine höhere Drehzahl und mehr PS", erklärt Projektleiter Shinichi Sahara.
Bei den Tests zeigten sich die Japaner auf der Zeitenjagd stark verbessert, die Rennperformance hat ohnehin bereits gepasst. "Ich baute ein sehr gutes Gefühl für das Motorrad auf. Wir konnten unser Motorrad deutlich verbessern. Ich bin ziemlich happy und fühle mich für das erste Rennen der Saison in Katar gut vorbereitet", erklärte Rins, der beeindruckende Longruns zeigte.
Mit dem Team-Weltmeister von 2020 ist in der kommenden Saison also wieder zu rechnen.
Pramac-Ducati
Fahrer: Jorge Martin (ESP) und Johann Zarco (FRA)
"Die Erwartungen sind in diesem Jahr sicher höher."
Die Worte von Jorge Martin klingen wie eine Drohung an die Konkurrenz. Der beste Rookie der Vorsaison und sein erfahrener Teamkollege Johann Zarco wollen im WM-Kampf ebenfalls ein Wörtchen mitreden.
Die Testfahrten in Malaysia und Indonesien absolvierten sowohl der Spanier als auch der Franzose ohne grobe Probleme. Zudem waren zumindest ein Pilot stets unter den Top 6 zu finden. Ähnlich wie beim Werksteam ist man auch beim Satellitenteam, welches ebenfalls mit dem neuesten Ducati-Modell fährt, guter Dinge, freut sich bereits auf den Auftakt in Katar.
Jorge Martin hat schon ein Saisonziel vor Augen: "Mein Ziel ist, am Ende des Jahres in den Top-4 oder Top-5 zu stehen. Das ist ein großes Ziel, ich werde hart dafür kämpfen."
Honda
Fahrer: Pol Espargaro (ESP) und Marc Marquez (ESP)
Die Vorsaison war für Honda eine zum Vergessen.
Platz fünf in der Teamwertung ist für den zehnfachen Weltmeister eindeutig zu wenig, war zu einem Teil aber auch den Verletzungsproblemen von Marc Marquez sowie den Anpassungsproblemen von Pol Espargaro nach seinem Wechsel von KTM zuzurechnen.
Daher vollzogen die Japaner im Winter eine Revolution, die neue RC213V wurde im Vergleich zum Vorgänger-Modell grundlegend überarbeitet - scheinbar mit großem Erfolg. In Indonesien fuhr Espargaro zwei von drei Tages-Bestzeiten ein, Marquez fand sich ebenfalls im Spitzenfeld wieder.
"Nach dem guten Test fiebere ich natürlich der neuen Saison entgegen", erklärt Espargaro. "Ich habe im Winter maximal trainiert, um körperlich bestmöglich vorbereitet zu sein. Wir befinden uns in einer ganz anderen Situation als vor zwölf Monaten."
Marquez gibt sich noch etwas vorsichtig: "Wir haben ein neues Motorrad und müssen noch herausfinden, wie es sich in Katar verhält. Doch wir verfügen über eine gute Basis und ich freue mich auf das Wochenende und die Rückkehr zum Rennsport. Es wird mein erstes Katar-Wochenende seit 2019. Doch ich bin bereit."
Zwischen Test und Rennen liegt natürlich eine Welt, trotzdem zählt Honda heuer wohl wieder zu den Top-Favoriten.
KTM
Fahrer: Brad Binder (RSA) und Miguel Oliveira (POR)
Bei den Mattighofenern hat sich viel getan.
Der 59-jährige Mike Leitner hat seinen Posten als Teammanager abgegeben, der 49-jährige Italiener Francesco Guidotti wurde als sein Nachfolger bestimmt. Mit Fabiano Sterlacchini hat KTM zudem einen neuen technischen Leiter installiert, der zuvor für Ducati gearbeitet hat.
Dadurch wurde im Lager des österreichischen Herstellers auch das Projekt umstrukturiert, künftig soll sich das Rennteam an der Strecke hauptsächlich darauf konzentrieren, die maximale Performance zu finden. In den vergangenen Jahren wurden speziell am Freitag viele Entwicklungsteile getestet, das gehört nun der Vergangenheit an.
Das Werks-Duo ist hingegen gleich geblieben, Brad Binder und Miguel Oliveira gehen in ihr zweites Jahr als Teamkollegen. In der letzten Saison konnten der Südafrikaner und der Portugiese je einen Rennsieg einfahren, dieses Jahr wollen beide konstant an der Spitze mitfahren.
Zumindest in den ersten Grand Prix scheint dies allerdings außer Reichweite zu sein, bei den Testfahrten hatte KTM Rückstand und mit den Spitzenrängen nichts zu tun. Laut Oliveira komme es ohnehin darauf an, was der Fahrer aus dem seinem Bike rausholen kann, so eng geht es in der MotoGP zu.
2020 holte KTM noch Rang drei in der Teamwertung, 2021 war es nur der sechste Platz. Wohin geht die Reise heuer?
LCR Honda
Fahrer: Alex Marquez (ESP) und Takaaki Nakagami (JPN)
Auch beim einzigen Satellitenteam von Honda setzt man auf Kontinuität.
Alex Marquez und Takaaki Nakagami bilden erneut das Fahrer-Duo und hoffen genauso wie das Werksteam auf Besserung. Die Plätze 16 bzw. 15 standen 2021 in der Fahrer-Weltmeisterschaft zu Buche, beide warten zudem noch auf ihren ersten MotoGP-Sieg.
Mit der neuen Honda haben sich beide Piloten in der Saisonvorbereitung noch schwer getan, müssen sich an die RC213V anpassen. "Ja, es ist eine große Veränderung", bestätigt Nakagami. "Das sieht man auch auf den ersten Blick. Als ich das erste Mal in Jerez gefahren bin, war mein erster Eindruck, dass das keine Honda ist."
"In jedem Jahr hat sich das Motorrad weiterentwickelt, aber der Charakter und das Konzept war gleich. Jetzt ist das Konzept komplett anders. Nach den Tests in Jerez und Sepang beginne ich das Motorrad zu verstehen. Das Gefühl ist komplett anders. Es braucht etwas Zeit, um das alles zu verstehen. Dieses Motorrad hat definitiv großes Potenzial", so der routinierte Japaner weiter. Nach bislang einer Pole-Position in seiner Karriere will Nakagami in diesem Jahr endlich um Rennsiege mitfahren.
Das will auch Marquez, der nach einem starken Rookie-Jahr 2020, in dem er zwei zweite Plätze einfuhr, ein eher mäßiges 2021 hinlegte. Das soll sich heuer wieder ändern, dafür wurde ihm mit David Garcia sein ehemaliger Moto2-Crewchief an die Seite gestellt. Mit ihm wurde der jünge der Marquez-Brüder 2019 in der mittleren Klasse Weltmeister.
Aprilia
Fahrer: Aleix Espargaro (ESP) und Maverick Vinales (ESP)
Hat Aprilia das stärkste Fahrer-Duo im Feld?
Wenn es nach dem italienischen Hersteller aus Noale geht, lautet die Antwort eindeutig: Ja! "Ich denke, dass wir von den Fahrern her wahrscheinlich das stärkste Paar im Fahrerlager haben. Und das meine ich aufrichtig", sagt Rennchef Massimo Rivola.
Aleix Espargaro und Maverick Vinales sollen im ersten Jahr als offizielles MotoGP-Werksteam für Erfolge sorgen. Die Testfahrten lassen auch darauf hoffen, insbesondere Espargaro zeigte sich bei den Testfahrten mit einer Bestzeit und drei Top-3-Plätzen schon in bärenstarker Form.
Im Vorjahr fuhr der Bruder von Pol Espargaro den ersten Podestplatz für Aprilia ein, heuer wird der erste Rennsieg angepeilt. Dass die Italiener näher als je zuvor dran sind, war ihm nach den Tests in Indonesien bewusst. Aber: Er sorgt sich um die Renn-Performance, in der seiner Ansicht nach andere Teams einen stärkeren Eindruck hinterlassen haben.
"Tests sind Tests. Es ist komplett anders als in einem Rennen", weiß Espargaro aus Erfahrung. "Selbst wenn man auf eine Runde schnell ist oder ein starkes Renntempo erreicht, dann bedeutet das nicht, dass man das Rennen gewinnt."
"Ich habe das Gefühl, dass sich unser Motorrad besser verhält, wenn wir alleine unsere Runden drehen", bemerkt Espargaro. "Dann erreichen wir höhere Kurvengeschwindigkeiten. Doch wenn man diese Kurvengeschwindigkeiten nicht fahren kann, dann bekommt man Probleme."
In Katar wird sich erstmals zeigen, inwieweit Espargaro und Vinales tatsächlich um Rennsiege mitkämpfen können. Der konstante Sprung auf das Podium wäre allerdings ebenso als großer Fortschritt und zugleich Meilenstein für das italienische Fabrikat zu sehen.
RNF MotoGP Racing
Fahrer: Darryn Binder (RSA) und Andrea Dovizioso (ITA)
Petronas ist Geschichte, RNF tritt als Yamaha-Satellitenteam die Nachfolge an.
Das malaysische Team geht in seine Premierensaison in der MotoGP und setzt gleichermaßen auf Routine und Unerfahrenheit. Der 35-jährige Andrea Dovizioso geht in seine 14. volle MotoGP-Saison, im Vorjahr kehrte er nach einem mehrmonatigen "Sabbatical" früher als eigentlich anberaumt in die Königsklasse zurück.
Ihm zur Seite steht Darryn Binder, Bruder von Brad Binder, der aus der Moto3 aufsteigt. Vom 24-jährigen Südafrikaner darf man sich in seiner Rookie-Saison wohl noch nicht allzu viel erwarten, zu groß wird die Umstellung sein. Das zeichnete sich schon in der Vorbereitung ab, wo er bei allen Testfahrten konstant im hinteren Feld landete.
Dovizioso darf sich hingegen berechtigte Hoffnungen auf gute Ergebnisse machen, fährt er doch mit derselben Spezifikation wie Fabio Quartararo und Franco Morbidelli im Werksteam. Der dreifache Vize-Weltmeister wird auch für die zügige Akklimatisierung von Binder in der MotoGP zuständig sein, denn es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Italiener seinen Helm am Ende der Saison endgültig an den Nägel hängt.
Bei RNF macht man sich darüber noch keine Sorgen, vielmehr soll an den passablen Test-Leistungen in Katar angeschlossen werden.
Tech 3
Fahrer: Raul Fernandez (ESP) und Remy Gardner (AUS)
Die größten Änderungen in Fahrer-Hinsicht hat das Satellitenteam von KTM vorgenommen.
Mit Remy Gardner und Raul Fernandez fährt das dominiernde Moto2-Duo der Vorsaison nun für den französichen KTM-Ableger von Herve Poncharal. Der Weltmeister aus Australien sowie das große spanische Talent hatten in der Vorbereitung jedoch mit Verletzungen zu kämpfen.
Gardner beeinträchtige eine Handgelenksverletzung, die er sich Mitte Jänner beim Motocross-Training zuzog. Dem nicht genug, flog Fernandez bei den Tests in Indonesien gleich zwei Mal heftig von seiner RC16 ab und erlitt eine Gehirnerschütterung.
Trotzdem blicken beide gespannt auf ihr Renndebüt in der MotoGP in Katar. "Ich war auf dem Motorrad in keiner perfekten Verfassung, aber ich konnte genug Runden drehen, um meine KTM RC16 und die MotoGP-Klasse kennenzulernen. Wir verstanden viele Dinge und ich kann es kaum erwarten, nach Katar zu kommen", so Gardner.
"Ich bin bereit für den Saisonstart. Es ist schwierig zu sagen, was mein Ziel für Katar ist. Wir müssen von Rennen zu Rennen schauen", sagte Fernandez zu seiner Erwartungshaltung für den Saisonstart.
Poncharal war zuversichtlich: "Die Atmosphäre im Team ist großartig, beide Fahrer konnten ihr Team kennenlernen und das Feeling ist auf beiden Seiten der Box gut. Die gesamte Mannschaft ist sehr motiviert in diese neue Saison zu starten. Wir werden sehen, was wir in diesem Jahr gemeinsam erreichen können."
Das hier und da einmal Lehrgeld bezahlt werden muss, ist jedoch selbstverständlich. Gardner meint daher: "Ich muss viel lernen und es wird eine lange Saison. Daher ist der Schlüssel, ruhig zu bleiben und Rennen für Rennen anzugehen." Ein ambitioniertes Ziel hat der Moto2-Weltmeister aber: "Ein vernünftiges Ziel ist der 'Rookie of the Year'-Titel."
VR46 Racing Team
Fahrer: Marco Bezzecchi (ITA) und Luca Marini (ITA)
Das zweite neue MotoGP-Team neben RNF und Gresini freut sich auf die Premiere in Katar.
Mit dem eigenen Rennstall erfüllt sich der zurückgetretene Valentino Rossi einen Lebenstraum, die Umsetzung war jedoch schwierig. Das saudi-arabische Erdöl-Unternehmen Aramco verkündete einen Deal mit VR46, der allerdings nie realisiert wurde. Mit Mooney prangt nun ein US-amerikanischer Flugzeughersteller als Geldgeber auf der Ducati, mit dem "Vale"-Halbbruder Luca Marini und Moto2-Aufsteiger Marco Bezzecchi auf Zeitenjagd gehen.
Während Marini eine aktuelle Spezifikation der Desmosedici erhält, muss sich Bezzecchi mit der 2021er-Variante zufrieden geben. Die überzeugte im Vorjahr allerdings auf allen Belangen, dementsprechend gut hat sich der 23-jährige Italiener in der Saisonvorbereitung auch gehalten.
"Luca verfügt über mehr MotoGP-Erfahrung und Marco ist ein Rookie. Wir können eine sehr gute Saison zeigen", kommentiert Teammanager Pablo Nieto. "Wir sind hier, damit Luca oder Marco in Werksteams aufsteigen können", erklärt Teamdirektor Alessio "Uccio" Salucci.
"Ich hoffe, dass unsere Fahrer den Sprung in ein Werksteam schaffen. Das wird vielleicht nicht in den beiden kommenden Jahren passieren, aber danach vielleicht schon", bemerkt der langjährige Wegbegleiter von MotoGP-Legende Valentino Rossi.
Gresini Racing
Fahrer: Enea Bastianini (ITA) und Fabio di Giananntonio (ITA)
Neues Team, große Ziele - so das Motto von Gresini.
Die Saison 2022 stellt für das italienische Team einen Neuanfang dar. Nach Jahren als Wegbegleiter von Aprilia spaltete sich das Team ab und fährt künftig als Satellitenteam von Ducati. Mit Enea Bastianini, der im Vorjahr schon zwei Podestplätze einfahren konnte, sowie Fabio di Giannantonio wird auf zwei junge und talentierte Italiener gesetzt.
Nach dem Tod von Teamgründer Fausto Gresini übernahm Witwe Nadia Padovani die Teamleitung und ist die einzige Teamchefin in der MotoGP. Von "La Bestia" erwartet sie sich Podestplätze, "Diggia" soll bester Rookie werden.
Die Fahrer gehen mit diesen Erwartungen auch mit. "Ich möchte bei jedem Rennen um die Top 5 kämpfen", so Bastianini. Ducati-Teamchef Luigi Dall'Igna verspricht Gresini vollste Unterstützung: "Gresini ist jetzt ein Teil der Ducati-Familie. Das ist sehr wichtig für uns. Wir werden dem Team im Laufe der Saison unter die Arme greifen, sowohl aus technischer Sicht als auch beim Personal. Gresini wird die volle Unterstützung von uns erhalten."
In der Zukunft von Ducati könnten beide eine gewichtige Rolle spielen, daher schaut der Werks-Teamchef genau, was die beiden Italiener machen. "Enea muss sich in der MotoGP weiter entwickeln. Er zeigte eine sehr gute Rookiesaison und fuhr bereits aufs Podium. Er muss diesen Weg weitergehen und weiter wachsen. Er könnte zu einem ernsten Gegner in dieser Saison werden", bemerkt Dall'Igna. "'Diggia' muss sich Enea zum Vorbild nehmen."
Favoritenkreis größer denn je
Der Favoritenkreis ist wohl noch größer, als er es im Vorjahr ohnehin schon war.
Titelverteidiger Fabio Quartararo wird der große Gejagte sein, Marc Marquez will mit seinem siebten MotoGP-Titel zum alleinigen Rekordträger werden und Valentino Rossi endgültig übertrumpfen.
Teamkollege Pol Espargaro geht zumindest als Geheimfavorit in die Saison, auch die Aprilia-Piloten Aleix Espagaro und Maverick Vinales dürfen sich zumindest Hoffnungen auf den einen oder anderen Rennsieg machen.
Den einen oder anderen Rennsieg wird auch Ducati einfahren, Francesco Bagnaia wird sich mit dem Vize-Titel aus der Vorsaison nicht zufrieden geben und enstprechend alles geben, erstmals MotoGP-Weltmeister zu werden. Auch Jack Miller ist dies zuzutrauen, der sympathische Australier benötigt dafür allerdings mehr Konstanz als 2021.
Gespannt darf man auch auf Pramac-Ducati blicken, wo Jorge Martin und Johann Zarco immer für einen Podestplatz oder Sieg gut sind. Yamaha-Pilot Franco Morbidelli will an sein starkes Jahr 2020 anknüpfen, als er hinter Joan Mir Zweiter wurde. Der Spanier auf der Suzuki will mit Landsmann Alex Rins zum Großangriff blasen.
Spannend wird auch sein, inwieweit KTM wieder im Spitzenfeld vertreten sein wird. Aus österreichischer Sicht wären konstante Podiumsplatzierungen freilich ein Traum, ob dies realistisch ist, wird spätestens nach der ersten Übersee-Tour zu sehen sein.
Rookies sind ebenfalls immer für Überraschungen gut, besonders vom Tech-3-Duo Remy Gardner und Raul Fernandez darf viel erwartet werden. Aber auch Marco Bezzecchi, Fabio di Giannantonio und Darryn Binder wollen um Top-10-Plätze kämpfen.
Eines steht jedenfalls fest: Die MotoGP-Fans dürfen sich auf ein extrem spannendes Jahr einstellen.