Rennfahren alleine reicht ihm nicht.
Der Franzose Johann Zarco (26) will sein Wissen über den Motorradsport auch weitergeben.
Aus diesem Grund hat der regierende Moto2-Weltmeister, der auch in diesem Jahr die Gesamtwertung anführt, seine eigene Racing Academy aufgebaut.
An freien Wochenenden führt er dort mit seinem Manager und Coach Laurent Fellon Kinder ab sechs Jahren an den Rennsport heran. Auf lange Sicht soll so die "Grande Nation" auch ein Land der Motorrad-Stars werden.
Was fehlt, ist ein Idol. Da trifft es sich gut, dass Zarco im kommenden Jahr in die MotoGP aufsteigt.
LAOLA1: Im Moment liegst du in der Meisterschaft erneut komfortabel in Führung. War es also die richtige Entscheidung, ein weiteres Jahr in der Moto2 zu fahren?
Johann Zarco: Es ist gut, die Meisterschaft anzuführen, aber es geht noch mehr. Im Hinblick auf die Erfahrung war es sicherlich die richtige Entscheidung. Ich will noch ein zweites Mal Weltmeister werden und man lernt noch immer so viel. Das wird mir in der MotoGP helfen, da bin ich mir sicher.
LAOLA1: Es gibt andere Fahrer, die auf dem schnellsten Weg in die MotoGP wollen. Wollen es manche zu früh?
Zarco: Die MotoGP ist natürlich für alle das große Ziel, aber ich bin ein Fahrer, der Zeit braucht, um zu lernen. Wenn du auf dem Bike sitzt, bist du immer noch ein Mensch. Du musst so viel über dich selbst wissen, um dich zu kontrollieren. In MotoGP fährst du über 300 km/h. Dafür muss man auch wirklich bereit sein, um dann auch gut zu performen. Natürlich kannst du dort fahren um am Bike sitzen zu bleiben. Aber die Einstellung von mir und meinem Coach ist, dass uns das nicht reicht. Wir ziehen es vor, wirklich bereit zu sein, um gute Resultate zu erzielen.
LAOLA1: Wann war es für dich in diesem Jahr klar, dass es jetzt soweit ist, um aufzusteigen?
Zarco: Wir haben zu Beginn der Saison einen Plan gemacht. Wir wollten erneut um den Titel in der Moto2 kämpfen und 2017 in die MotoGP wechseln und ein gutes Team finden. Noch einmal die Moto2 zu gewinnen macht mich bereit dafür. Es war kein bestimmter Moment, sondern durch die stetige Arbeit passiert das irgendwann.
LAOLA1: Warum ist Tech3 das richtige Team?
Zarco: Sie haben sehr viel Erfahrung, das ist mir wichtig. Sie haben auch ein richtig gutes Yamaha-Bike. Dazu kommt, dass es ein französisches Team ist. Das wird ein schönes Gefühl sein, für sie zu fahren.
LAOLA1: Hast du für dein Debütjahr in der MotoGP auch einen Plan?
Zarco: Man kennt die Leistungsfähigkeit der Yamaha und es ist bekannt, was Fahrer schon davor in diesem Team erreicht haben. Es tut sich immer noch einiges in der Kategorie was die Elektronik betrifft. Das sollte den Nicht-Werksteams helfen. Wenn die Topfahrer ins Straucheln kommen, will ich zur Stelle sein und die Chance nützen. Das Ziel sollte sein, nahe ans Podium zu kommen. Es ist nur ein Traum und vielleicht lande ich beim Test des MotoGP-Bikes auf dem Boden der Tatsachen, aber wir werden sehen.
LAOLA1: Den großen MotoGP-Traum hegen auch Nachwuchsfahrer in Frankreich. Du willst ihnen mit deiner Rennfahrerschule dabei helfen. Wie läuft's dabei?
Zarco: Es läuft sehr gut, wir machen jetzt im dritten Jahr eigene Rennen und die Schule läuft seit fünf Jahren. Wir nehmen uns an freien Wochenenden Zeit, um mit den Kindern zu arbeiten. Sie beginnen zwischen sechs und zehn Jahren in der PW50-Kategorie, das ist ein kleines Yamaha-Bike. Wir wollen den Eltern zeigen, dass Motorradfahren nicht teuer sein muss. Man kann von sechs Jahren an schon sehr viel lernen. Natürlich ist es billiger, Fußball zu spielen. Aber sie müssen nicht ihr Haus verkaufen, wenn ihr Kind zehn Jahre alt ist und Motorrad fahren will.
LAOLA1: Spürt man einen Auftrieb im Nachwuchs in Frankreich?
Zarco: Der Sport kann wachsen. Wir arbeiten dafür, besonders mein Manager. Ich helfe ihm wann immer ich kann. Sie brauchen natürlich ein Idol. Jeder kennt Valentino, aber wenn sie einen Franzosen hätten, wäre das natürlich besser und gäbe noch mehr Motivation.
LAOLA1: Das ist dann dein Job.
Zarco: Ich kann dieses Idol sein, ja. Wir werden sehen. Der Titel in der Moto2 ist schön, ein zweiter könnte noch ein größerer Schritt für den gesamten Motorrad-Sport in Frankreich sein.
LAOLA1: Für viele spielt die Sicherheit auch ein große Rolle. Ist der Sport so wie er ist sicher genug?
Zarco: Ja, ich denke schon. Wenn du Kindern früh lernst, Rennen zu fahren, geht es darum, wirklich zu lernen. Das heißt nicht nur, schnell zu fahren weil du ein großes Herz und keine Angst hast. Du musst schnell sein weil du clever bist. Wenn du clever bist, weißt du auch warum du Unfälle hast.
Das Interview führte Andreas Terler