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In Memoriam Jason Dupasquier

Die Motorrad-WM nimmt Abschied von einem großen Schweizer Talent:

In Memoriam Jason Dupasquier Foto: © getty

Der Motorradsport zählt zu den spektakulärsten Sportarten der Welt. Die waghalsigen Piloten kämpfen Kopf-an-Kopf um Prestige, Rennsiege und den großen Traum, der beste Fahrer im PS-Zirkus zu sein.

Doch der Motorsport schreibt nicht nur schöne Geschichten. Das beweist einmal mehr der tragische Todesfall des Schweizer Moto3-Piloten Jason Dupasquier, der in Folge eines schweren Crashes im Qualifying zum Gran Premio d'Italia in Mugello seinen lebensbedrohlichen Verletzungen erlag.

Bereits nach dem Unfall war schnell klar, dass es den erst 19-Jährigen wohl gravierender erwischt hat. Rund 45 Minuten kämpften das Medical-Team auf der Strecke sowie die vor Ort anwesenden Ärzte und Rettungskräfte intensiv darum, Dupasquier in einem hämodynamisch stabilen Zustand an die Helikopter-Crew zu übergeben, die den PrüstelGP-Piloten daraufhin ins Careggi-Spital nach Florenz flog.

Erste Diagnose: Polytrauma. Dies beschreibt einen Zustand, in dem jemand zumindest eine lebensbedrohliche Verletzungen erlitt, diese jedoch meist in Kombination mit weiteren Verletzungen zusammenhängt. Dupasquier wurde weiteren Untersuchungen unterzogen. Nachdem es anfangs noch hieß, dass der Schweizer stabil sei, wurde über Nacht schnell klar, dass es ganz schlecht um den Moto3-Pilot steht.

"Jason – Always in our Hearts"

Noch Sonntagfrüh wurde bekannt, dass Dupasquier einer ersten Operation in der Brustregion unterzogen werden konnte, nur wenige Stunden später kam die bestürzende Nachricht der MotoGP: "We are deeply saddened to report the loss of Jason Dupasquier."

Trauer herrschte auf dem Grid der Moto2, welches sich soeben auf das bevorstehende Rennen vorbereitete. Später zeigte die MotoGP mit einer Trauerminute und einer schönen Geste auf: Dupasquiers Bike wurde an der Start-Ziel-Linie aufgestellt, daneben hielt sein Team eine Botschaft: „Jason – Always in our Hearts“.

Dahinter positionierten sich die Piloten der Motorrad-Königsklasse gemeinsam mit ihren Team-Veranwortlichen und zahlreichen Mitgliedern der Dorna und der FIM und verabschiedeten sich vom sympathischen Schweizer, der als eines der größten aufkommenden Talente im Motorrad-Zirkus galt.

Das Benzin im Blut

Am 9. Juli 2001 erblickte Jason Dupasquier in Bulle, dem Schweizer Kanton Freiburg, als Sohn des ehemaligen Schweizer Motocross-Weltmeisters Philippe Dupasquier das Licht der Welt.

Früh war klar, dass ihm von seinem Vater das Benzin im Blut in die Wiege gelegt wurde.

Der Freiburger startete 2010 seine Karriere in den Supermoto-Nachwuchsklassen in der Schweiz, holte auf Anhieb den dritten Platz in der FMS Schweizer Meisterschaft Kids 65cc und sogar den Triumph in der SAM Schweizer Meisterschaft 65cc.

Diese Erfolgsserie setzte der damals erst Zehnjährige 2011 fort, gewann jeweils die FMS und SAM Schweizer Meisterschaften Supermoto 65cc. Diesen Titel verteidigte er 2012 in der FMS Schwerizer Meisterschaft, 2014 entschied er die 85cc-Klasse für sich.

2015 folgte der Aufstieg in den ADAC Junior Cup, wo er als Rookie einen starken fünften WM-Platz einfuhr. Zeitgleich holte er Platz vier in der Supermoto Youngster 125cc-Kategorie in der Heimat.

Jason Dupasquier im Red Bull Rookies Cup in Spielberg
Foto: © GEPA

Ein Jahr darauf sollte Dupasquier sein bis dato größter Triumph gelingen, der damals 15-Jährige holt den Moto3-Titel in der ADAC NEC-Meisterschaft. Anschließend verschlug es den Schweizer erst in die Moto3-Junioren-WM, 2019 gelang ihm schließlich der Sprung in den Red Bull Rookies Cup.

Mit einem achten Gesamtplatz löste das Schweizer Talent das Ticket für die Moto3-WM, das sächsische PrüstelGP-Team nahm den Rookie unter Vertrag.

„Ich freue mich sehr, jetzt beim PrüstelGP Team unterschrieben zu haben. Mir bietet sich dadurch eine ganz neue Möglichkeit, als Fahrer zu wachsen und wertvolle WM-Erfahrung zu sammeln. Ich freue mich auf die neue Herausforderung und möchte mich für das entgegengebrachte Vertrauen mit guten Leistungen bedanken“, sagte Dupasquier nach seiner Ankündigung.

2020 fuhr der Freiburger dem Feld noch hinterher, sammelte keine Punkte. Einer, der ihm dennoch helfend zur Seite stand, war sein Landsmann und Moto2-Fahrer Tom Lüthi, der den Freiburger früh unter seine Fittichen nahm und ein treuer Wegbegleiter Dupasquiers war.

In der heurigen Saison etablierte sich Dupasquier in der Weltspitze, sammelte bei den Grand Prixs in Katar mit den Plätzen zehn und elf erstmals WM-Punkte und pilotierte seine KTM in Jerez de la Frontera auf einen beeindruckenden siebenten Rang. Auch unter schwierigen Bedingungen in Le Mans wusste der Schweizer zu überzeugen, fuhr im Regen auf die 13. Position.

Ruhe in Frieden

Doch dann folgte das schließlich verheerende Wochenende in Mugello, eine Strecke, die der Schweizer bereits in den Junioren-Klassen kennenlernte. Die Trainingsessions verliefen reibungslos, Dupasquier qualifizierte sich mit der fünftbesten Zeit locker für die zweite Qualifiying-Session.

Vor der letzten Runde platzierte sich Dupasquier mit einer Zeit von 1:57,213 Minuten auf dem elften Rang, bließ auf einem letzten schnellen Umlauf noch einmal Angriff auf zumindest die Top Ten.

Dieser Angriff endete mit einem Highsider in „Arrabiata 2“, KTM-Fahrer Ayumu Sasaki konnte dem Schweizer, der auf der Strecke liegen blieb, nicht mehr ausweichen und erwischte ihn im Nackenbereich. Was folgte, ist bekannt.

Die Schweiz verliert ihr größtes Motorrad-Talent, die Motorsport-Welt einen äußerst sympathischen und talentierten jungen Mann, der seinen Weg an die Weltspitze der Motorrad-WM gemacht hätte.

Rest in Peace, Jason Dupasquier.


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