Wenn am Wochenende die Motorrad-WM wieder in Spielberg gastiert, feiert Österreich eine große Motorsport-Party.
Keinen Grund zum Feiern hat der heimische Motorsport-Nachwuchs. Während sich Österreich mit den Formel-1- und MotoGP-Rennen am Red Bull Ring regelmäßig als Motorsport-Land präsentiert, ist von rot-weiß-roten Fahrern so gut wie Fehlanzeige.
Im Gegensatz zur Formel 1 wird in der Motorrad-WM in Spielberg mit Maximilian Kofler zumindest ein Österreicher am Start stehen, allerdings nur dank Wildcard in der Moto3.
Der bislang letzte Österreicher in der MotoGP war Martin Bauer, der in der Saison 2013 mittels Wildcard aber lediglich zwei Rennen absolvierte. Der letzte heimische Stammfahrer in der Motorrad-WM war Michael Ranseder 2010 in der 250er-Klasse. Österreichs bislang letzter Grand-Prix-Sieger ist August "Gustl" Auinger. Der Steirer feierte den letzten seiner insgesamt fünf Erfolge in der 125er-Klasse 1986 in Misano.
Mittlerweile ist Auinger MotoGP-Experte bei "Servus TV" und Schirmherr des Red Bull MotoGP Rookies Cup, der Rennklasse der größten Motorrad-Talente. Einen österreichischen Teilnehmer sucht man dort vergeblich.
"In Österreich ist die Nachwuchsförderung zu lange vernachlässigt worden.“
"In Österreich ist die Nachwuchsförderung zu lange vernachlässigt worden", kritisiert Auinger. "Jetzt haben wir 'plötzlich' keinen Fahrer und fischen im trüben Gewässer nach Talenten."
"Motorrad ist laut und stinkt"
Die Gründe für die Flaute im rot-weiß-roten Motorsport sind vielschichtig. Einerseits scheinen die dafür zuständigen Institutionen kein allzu großes Interesse an der Förderung junger Fahrer zu haben.
"Der österreichische Verband hat dafür kein Geld", hieß es schon 2016 von der OSK - mittlerweile in Austrian Motorsport Federation (AMF) umbenannt - gegenüber der "Kleinen Zeitung".
Das Geld stellt aber nicht nur für die Verbände eine Hürde dar. Anders als Fußball oder Tennis ist Motorsport von Beginn an mit hohen Kosten verbunden. Die jungen Piloten sind auf die finanziellen Mittel der Eltern oder Sponsoren angewiesen, um überhaupt eine Karriere starten zu können.
"Das Motorradfahren war über einen langen Zeitraum hinweg nicht sehr angesehen. Motorrad ist laut und Motorrad stinkt – es ist ein bisschen in eine Ecke gedrängt worden."
Abgesehen davon ortet Auinger aber auch ein Imageproblem. "Das Motorradfahren war über einen langen Zeitraum hinweg nicht sehr angesehen. Motorrad ist laut und Motorrad stinkt – es ist ein bisschen in eine Ecke gedrängt worden", meint der Steirer. "Jetzt merkt man aber: Hoppla, das stinkt doch gar nicht so. Laut ist es schon, aber das ist eigentlich eh klasse."
Das muss in Zukunft passieren
Talente wären in Österreich prinzipiell da, sagt Auinger, diese würden aber schlichtweg nicht gesichtet werden. "Es ist ja nicht so, dass es in Österreich gar keine Möglichkeit für junge Rennfahrer gibt, es gibt sie sehr wohl", hält Auinger fest.
Der Steirer nennt unter anderem die verschiedenen Talente-Cups, den ADAC-Cup in Deutschland oder den Red Bull MotoGP Rookies Cup als Möglichkeiten für den Einstieg in den professionellen Motorradsport.
Serien wie der Red Bull MotoGP Rookies Cup, bei dem Kinder und Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren mit 250ccm Viertakt-Maschinen unterwegs sind, erfordern laut Auinger allerdings bereits ein "gewisses Niveau".
Anders als in Spanien oder Italien, wo Talente schon möglichst früh gefördert werden, sind heimische Talente oft mit 13 Jahren noch grün hinter den Ohren. In Österreich gelte es deshalb, Kinder bereits vor dem 13. Lebensjahr zu scouten und zu fördern.
"Wir müssen ganz einfach beginnen, im Bereich von 8 bis 10 Jahren zu suchen", fordert Auinger. "Da hinken wir in Österreich ein bisschen hinterher."
"Wir müssen das Ruder herumreißen"
"Wir brauchen etwas, damit sich die Burschen oder Mädchen mindestens ab dem 10. Lebensjahr spielerisch an das Motorrad herantasten können. Die Kinder sollen einfach die Möglichkeit haben, auf den Motorrädern zu fahren, ohne dass die ehrgeizigen Eltern sofort ein Rennen sehen. So müssten wir, glaube ich, beginnen", meint Auinger.
Der spielerische Zugang zum Motorradsport sei entscheidend, um die Begeisterung bei den Kindern und Jugendlichen zu wecken. "Der eigene Antrieb ist ganz wichtig. Wenn ich heute einen Sport wähle, dann muss ich das wirklich wollen."
Jetzt einfach herzugehen und vereinzelt nach Fahrern zu suchen wäre langfristig der falsche Weg, meint Auinger. Erst wenn jemand den Motorradsport wirklich für sich entdeckt hat, könne man ihn "an die Hand nehmen und weiterführen", so Auinger.
Genau das muss in Österreich in den nächsten Jahren passieren. "Wir müssen da wirklich gezielt darauf hinarbeiten und versuchen, das Ruder wieder herumzureißen, um in ein paar Jahren auf hohem Niveau mitreden zu können", sagt Auinger.
Gelingt das, hat Österreichs Motorsport in Zukunft bestimmt wieder einen Grund zum Feiern.