"Ich habe gesehen, was ihr gesehen habt", lächelt Pit Beirer verschmitzt, als er im Rahmen eines Online-Medientermins nach der Präsentation der neuen KTM RC16 (die besten Bilder >>>) auf die bisherigen Test-Performances von Pedro Acosta angesprochen wird.
Das 19-jährige Wunderkind aus Spanien verzückt nach nur wenigen Tagen bereits die gesamte MotoGP-Welt. Den Shakedown-Test in Sepang, an dem neben dem Rookie auch die Testpiloten sämtlicher Teams - im Falle von Honda und Yamaha aufgrund zugestandener Concessions auch die Stammfahrer - teilgenommen haben, schloss der Moto2-Weltmeister gleich einmal als Schnellster ab.
Wenige Tage später mischte der "Hai aus Mazarron" bei den offiziellen MotoGP-Tests in Malaysia ebenfalls in der Weltspitze mit und verlor nicht einmal sieben Zehntelsekunden auf Weltmeister Francesco Bagnaia, der seinen erst im November 2023 aufgestellten Rundenrekord (1:57,491 Min., Anm.) um satte acht Zehntel unterbot.
Auf KTM-Werkspilot Brad Binder fehlten Acosta wiederum nur 58 Tausendstelsekunden, GasGas-Teamkollege Augusto Fernandez distanzierte er um beeindruckende 1,4 Sekunden - ein großes Indiz dafür, dass er kaum Anpassungsschwierigkeiten haben wird. "Er ist reingekommen und hat fantastische Dinge getan", schwärmt Beirer.
"Sein Level ist wirklich hoch"
"Jeden Tag wurde er besser und besser, fuhr am Ende eine Rundenzeit, die knapp zwei Zehntelsekunden schneller war als die Pole-Position-Zeit beim Rennen am Ende des vergangenen Jahres. Das Level, mit dem er in die MotoGP einsteigt, ist also wirklich hoch", betont der Motorsportchef von KTM.
Die besten Bilder der KTM-Präsentation 2024
Die Erwartungen an das wahrscheinliche größte Talent seit Marc Marquez waren und sind immer noch extrem hoch, deshalb sei es für den Deutschen besonders interessant gewesen, was tatsächlich passieren würde, wenn der Moto3- und Moto2-Champion in die Königsklasse aufsteigt.
"Jeder hat darüber gesprochen, wie viele Rekorde er in anderen Klassen gebrochen hat, wie jung er ist. Die Dinge können besser als erwartet laufen, aber auch um einiges schwieriger - aber er ist einfach erstaunlich. Da sind ein paar Dinge in diesem Jungen, die unglaublich sind", sagt der 51-jährige Deutsche.
Nicht nur der reine Speed ist erstaunlich
Denn nicht nur auf der Rennstrecke macht der 19-Jährige bereits gute Figur, sondern auch abseits davon. "Wenn du mit deinem Fahrer in den Windtunnel gehst, musst du ihm normalerweise beibringen, was er zu tun und zu lassen hat, um noch ein kleines Detail zu finden. Aber er ist einfach auf das Bike gesprungen und hat dort alles perfekt gemacht."
Neben seiner Rundenzeit sei in Sepang außerdem beeindruckend gewesen, "wie er mit den Ingenieuren gesprochen hat, denn das hat wahrscheinlich sogar den gleichen Wert für seine Zukunft in diesem Sport wie sein reiner Speed. Wie er mitteilen kann, was er für sich selbst braucht und wie er sein Motorrad eingestellt haben will", meint Beirer.
Das sei für das gesamte Team sogar noch erstaunlicher als sein purer Speed gewesen, "von dem wir wussten, dass er den hat", erklärt der ehemalige Motocross-Pilot.
"Er wird uns besser machen"
Bei all den Lobeshymnen, die sowohl von Beirer als auch der gesamten MotoGP-Konkurrenz - Marc Marquez sagte nach den Tests etwa voraus, dass Acosta im Laufe der Saison "superschnell" sein werde - auf das Wunderkind hinab prasseln, will man ihm im Hause KTM auch keinen zu großen Druck auferlegen.
Beirer betont gebetsmühlenartig: "Er ist noch jung, kommt frisch in die MotoGP."
Aber der Deutsche ist sich absolut sicher, "dass er uns besser machen wird, wenn wir auf alle vier Fahrer blicken. Nicht besser, weil er Druck auf jemanden ausübt, aber er wird mit seinen Daten, seinem Fahren gut sein."
"Wenn Brad auf dem Podium steht und Pedro schneller fährt, dann werden wir das Problem schon in den Griff bekommen."
Acosta könne nicht nur auf die Daten von Brad Binder oder Jack Miller blicken, sondern das Werksduo auch auf seine.
"Wenn Brad auf dem Podium steht und Pedro schneller fährt, dann..."
Doch was passiert teamintern, sollte der Neuankömmling schneller als das KTM-Werksduo sein - wäre es schwierig, diese Situation zu managen?
Beirer lacht: "Wenn Brad auf dem Podium steht und Pedro schneller fährt, dann werden wir das Problem schon in den Griff bekommen." Für das Team würde es nichts Besseres als einen "guten Wettkampf" zwischen allen vier Fahrern geben, die sich gegenseitig pushen.
"Ich hoffe also wirklich, dass dies unser größtes Problem sein wird", meint der Motorsportchef abschließend.