Nach dem Grand Prix von Österreich ist vor dem steirischen MotoGP-Spektakel im August 2020. Knapp 200.000 Fans an drei Tagen zeigen einmal mehr, dass der Motorsport in Spielberg lebt.
Volle Tribünen bei der Formel 1, "volles Haus" bei der vierten Auflage des Motorrad-WM-Klassikers im Murtal und volle Zufriedenheit bei allen Beteiligten. Ex-F1-Zampano Bernie Ecclestone war von der Atmosphäre ebenso begeistert wie Red-Bull-Boss Didi Mateschitz, die Familie Hirscher ohne Marcel, Franz Klammer, Nicole Schmidhofer und viele weitere prominente Gäste.
Auch ServusTV hat am Sonntag allen Grund zur Freude.
Das MotoGP-Heimrennen am Spielberg zieht nicht nur vor Ort die Massen an, sondern kann auch beim TV-Publikum stark punkten. Das Renn-Wochenende gilt als beste MotoGP-Übertragung bei ServusTV überhaupt.
Durchschnittlich sahen 230.000 Zuseher (Marktanteil: 22,4 Prozent - Gruppe 12+) das Rennen der Königsklasse am Sonntag, in dem sich Andrea Dovizioso und Marc Marquez (Bild) ein Spektakel der Sonderklasse um den Sieg lieferten.
MotoGP: KTM bestätigt Trennung von Johann Zarco
Auch am Montag dröhnen auf dem Red Bull Ring die Motorräder. Während die Moto2 und Moto3 testen, kommt es einen Tag nach dem Österreich-Grand-Prix zum offiziellen Knalleffekt a la Spielberg.
KTM bestätigt die schon Sonntagabend durchgesickerte Trennung von MotoGP-Pilot Johann Zarco per Ende 2019. Damit nimmt die "silly season" in der Zweirad-WM weiter Fahrt auf.
Auch wenn der derzeit verletzte Jorge Lorenzo mittlerweile bestätigt hat, seinen Honda-Vertrag auch 2020 erfüllen zu wollen. Dessen mögliche Rückkehr zu Ducati hatte in Österreich die Gerüchtebörse befeuert. Als möglicher Zarco-Ersatz wurde sofort Jack Miller ins Spiel gebracht, aber auch der Australier scheint mittlerweile bei Pramac Ducati "safe" zu sein.
Auch der langfristige Wechsel von Alex Marquez - Bruder von Marc Marquez - in die MotoGP via einem Moto2-Petronas-Team (Yamaha) dürfte vorerst gescheitert sein, weil zwei Brüder bei gegnerischen Herstellern aus Japan schwer vorstellbar sind.
Binder-Sieg und Rang acht von Miguel Oliveira gehen fast unter
KTM jedenfalls kehrt dem großen Heim-Rennen mit zwiespältigen Gefühlen den Rücken. Der Moto2-Sieg von Brad Binder und die Top-Ten-Premiere von Miguel Oliveira als Achter in der MotoGP sorgen für viel Freude.
Der frühe Ausfall von Top-Pilot Pol Espargaro und die schwierige Situation um Zarco drücken gleichzeitig auf die Stimmung der Oberösterreicher.
Der zweifache Moto2-Weltmeister Zarco war für 2019 und 2020 mit dem Ziel geholt worden, als Nummer eins im Team das MotoGP-Projekt von KTM voranzutreiben.
Doch der Franzose kommt mit der RC16 nicht zurecht und redet zudem permanent das Bike schlecht. Nicht nur Espargaro, sondern zuletzt auch MotoGP-Rookie Oliveira vom KTM-Satellitenteam Tech 3 stellen den 29-jährigen Routinier regelmäßig in den Schatten. Trotz des Fahrercoaches Jean-Michel Bayle kommt Zarco nicht auf Touren.
KTM-Chef Stefan Pierer stellte deshalb schon vergangenen Freitag in einem APA-Interview klar, dass man nach dem Österreich-Rennen reagieren und Zarco womöglich eine sofortige Auszeit gönnen werde.
Als möglicher Ersatzfahrer wurde der Finne Mika Kallio genannt. Der Stress-Symptome zeigende Zarco soll nach der Entscheidung sichtlich erleichtert gewesen sein.
KTM hatte noch am Renn-Sonntag bekanntgegeben, dass man das MotoGP-Projekt bis mindestens 2026 betreiben wird. Bei einem Jahresbudget von 40 Mio. Euro ist das ein gewaltiges Unternehmen. Dafür zieht sich KTM werksseitig aber aus der Moto2 zurück und bringt Husqvarna zurück in die Moto3.
Dietrich Mateschitz erweist sich als großer MotoGP-Fan
Zudem hat Pierer mit Dietrich Mateschitz mittlerweile einen echten "Benzinbruder" zur Seite.
Der sonst eher öffentlichkeitsscheue Strecken-Eigner und Red-Bull-Chef zeigt sich bei der MotoGP begeistert und aufgeschlossen, posiert im Gastgarten sogar für Fotos mit Fans.
Während die Zukunft der Formel 1 in Spielberg offen ist, begründet Mateschitz die Verlängerung mit der Zweirad-WM bis 2025 mit dem bemerkenswerten Statement, dass für ihn die MotoGP "die attraktivste Rennserie der Welt" sei.
Fast 200.000 Fans erleben am Wochenende, wie Marc Marquez im Qualifying mit 1:23,027 Minuten neuen Rundenrekord erzielt und den Red Bull Ring mit einem Schnitt von 187,2 km/h als schnellste Strecke im WM-Kalender bestätigt.
Noch ehe dann MotoGP-Sieger Andrea Dovizioso am Sonntag in der letzten Kurve Marquez düpiert, drückt der Ducati-Mann den Streckenrekord auf 1:23,827 (185,4 km/h). Dazu kommt eine wie immer begeisterte, aber friedliche Stimmung bei den vielen Fans aus aller Herren Länder.
KTM-Chef Pierer will einen absoluten Top-Piloten verpflichten
KTM muss nun auf dem Fahrersektor aber einiges klären. Der Aufstieg von Binder anstelle von Hafizh Syahrin zum MotoGP-Team Tech 3 ist fix. Wer künftig neben Espargaro im Red-Bull-Werksteam fährt, war nach Spielberg offener als vorher.
Pierer machte im APA-Interview aber schon klar, dass man KTM mittlerweile als höchst attraktive Braut sieht und dass alles andere als ein absoluter Top-Pilot nicht infrage kommt.
Oliveira hat sich in der MotoGP längst zum zweitbesten KTM-Fahrer entwickelt. Der schnelle Portugiese ist nach elf Saison-Rennen 15. in der WM-Wertung und damit drittbester Rookie hinter Fabio Quartararo (Yamaha) und Joan Mir (Suzuki). Und daheim ein Superstar. Punkto Beliebtheit rangiert Oliveira in Portugal hinter Cristiano Ronaldo und Jose Mourinho längst auf Platz drei.
Pierer schätzt vor allem Oliveiras Zugang. "Er ist ein unbelasteter Rookie. Er setzt sich auf das Motorrad und ist einfach schnell." Ähnlich sieht das Pit Beirer. "Miguels Leistungen zeigen, dass die RC16 schon ein sehr fahrbares Motorrad geworden ist", sagt der KTM-Motorsport-Direktor.