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Motorrad: Auch Elektro-Racing nicht ungefährlich

Zweiter Auftritt der Elektro-Racer. Wenn es "brennt", kommen die Ghostbusters.

Motorrad: Auch Elektro-Racing nicht ungefährlich Foto: © getty

Der Red Bull Ring ist am kommenden MotoGP-Wochenende auch Schauplatz des zweiten MotoE-Rennens. Nach der wegen eines Sturzes verkürzten Weltpremiere auf dem Sachsenring hoffen die Verantwortlichen am Sonntag in Spielberg auf das erste volle Rennen der neuen, vollelektrischen Zweirad-Serie.

Im Gegensatz zur schon fünf Saisonen alten Formel E steht das Elektro-Racing auf zwei Rädern noch ziemlich am Anfang, das Ganze ist auch nicht ganz ungefährlich.

Grundsätzlich ist die Nachfrage nach nachhaltiger Mobilität auch im Motorrad-Sektor längst angekommen.

Auf der Isle of Man wird mit der "TT zero" schon seit langem relativ emissionsfrei gefahren, auch im Trialsport finden batteriegetrieben Meisterschaften statt. Enduro und Motocross könnten folgen.

Im Mobilitäts-Sektor rechnet man weltweit in den nächsten 30 Jahren mit einem Anstieg an Fahrzeugen von aktuell 1 auf 3 Milliarden, was umweltfreundlichere Alternativen sinnvoll macht.

MotoGP-Rechteinhaber Dorna startete "FIM Enel MotoE World Cup"

Eine davon ist die Elektro-Mobilität, deshalb hat der MotoGP-Rechteinhaber Dorna 2019 den "FIM Enel MotoE World Cup" gestartet.

Der Beginn war freilich bitter. Denn bei den Vorsaison-Tests in Jerez brannten im März nach einem Kurzschluss sämtliche Renn-Motorräder und Ladestationen ab, was einen Millionenschaden erzeugte und eine Kalender-Korrektur der sechs Europa-Rennen notwendig machte.

Zudem muss der Strom für die "emissionsfrei" angedachten Rennen bei den ersten beiden Stationen und damit auch in Spielberg noch mit Diesel-Generatoren erzeugt werden.

Überzeugt werden müssen offenbar auch noch viele Skeptiker. Denn der Aufwand für die relativ kurzen Rennen über 15 Minuten ist enorm.

Energica-Einheitsmotorräder langsamer als 60 PS starke Moto3

So müssen die Streckenposten speziell geschult werden. Weniger, weil die Energica-Einheitsmotorräder aus Italien dank 110 KW (147 PS) Leistung 250 km/h schnell sind und mit einem Drehmoment von 200 Newtonmeter in drei Sekunden von Null auf Hundert beschleunigen. Auch nicht, weil sie mit 260 Kilo um rund 100 Kilo schwerer sind als ein MotoGP-Bike und damit in Wahrheit langsamer als die nur 60 PS starke Moto3.

Sie sind aus einem ganz anderen Grund speziell zu behandeln. Wegen ihrer Hochspannungs-Lithiumionen-Batterien müssen für MotoE-Rennen nicht nur die Strecken-Marshalls sondern auch die Mechaniker speziell geschult werden.

Die Boxen müssen mit antistatischen Matten ausgelegt werden, an den feuerhemmenden Wänden hängen Spezial-Feuerlöscher. Mechaniker tragen spezielle Handschuhe, die Feuerwehr hat Sonderdienst.

Ex-KTM-MotoGP-Pilot Bradley Smith fährt 2019 MotoE

Damit man die praktisch "geräuschlosen Elektro-Bikes in der Boxeneinfahrt hört, machen sie Piep-Geräusche", erklärt Bradley Smith das gewöhnungsbedürftige Szenario. Im Rennen hört man meist nur das Quietschen der Reifen.

Der vorjährige KTM-MotoGP-Pilot fährt heuer MotoE und beendete das erste Rennen auf Platz zwei. Smith weiß, dass es in der MotoE wegen der Elektrik heikle Momente geben kann. Deshalb hat jedes im Rennen gestrandete E-Bike eine LED-Anzeige.

Bei "Grün" kann weitergemacht werden, bei "Rot" lassen die Streckenposten besser die Finger vom Motorrad. Denn im Kern der Batterien kann es bis zu 4.000 Grad heiß werden.

Dann kommt laut Plan eine Art "Ghostbusters"-Truppe der Dorna und verfrachtet das Motorrad in einen Spezialanhänger, wo brennende Akkus unter sicheren Umständen unter Kontrolle gebracht werden sollen.

Das Ganze ist hypothetisch, denn der Ernstfall steht noch aus. Und es ist für alle auch noch eine Lernreise. Auch für den Österreicher Roland Berger, der als Technischer Direktor für Straßenrennsport des Motorrad-Weltverbandes (FIM) die Elektro-Entwicklung höchst interessiert verfolgt.

MotoE: Spielberg erlebt am Sonntag um 10 Uhr eine Acht-Runden-Rennen

Nach Spielberg, wo es ein Extra-Training für das Acht-Runden-Rennen am Sonntag (10.00 Uhr) gibt, wird man wieder mehr wissen.

Fix ist, dass die zwölf Teams mit ihren 17 Fahrern sowie der für das Angel-Nieto-Team startenden Spanierin Maria Herrera im Gegensatz zur Formel E nicht in Städten, sondern auf permanenten Rennstrecken fahren, weil die großen Sturzräume der MotoGP benötigt werden.

Und bald, so versprach der französische MotoE-Direktor Nicolas Goubert, wird wie vorgesehen auch grüne Energie zum Laden der Batterien genutzt werden.

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