In der MotoGP kündigt sich eine große Format-Änderung an.
Ähnlich wie es die Formel 1 bereits seit 2021 praktiziert, will auch die Motorrad-Königsklasse ab der kommenden Saison auf Sprintrennen setzen (LAOLA1 berichtete >>>). Noch am Samstagvormittag wird in Spielberg die offizielle Bekanntgabe dazu stattfinden.
Anders als bei der Formel 1 sollen diese Sprints nicht nur sporadisch, sondern an jedem Rennwochenende samstags über die Bühne gehen. Dafür ist angedacht, eine Trainingssitzung am Samstag sowie das Warm-Up am Sonntag zu streichen.
Großer Unmut im Fahrerlager
Der Sprint soll über die halbe Renndistanz gefahren werden, im Gegensatz zur Formel 1 sollen auch halbe Punkte vergeben werden. Doch die erste große Format-Änderung seit der Umgestaltung des Qualifyings vor zehn Jahren sorgt schon jetzt für große Diskussionen im Fahrerlager.
Denn fast alle Piloten haben die Nachricht über die Medien und nicht von der Dorna - dem WM-Veranstalter - mitbekommen. Das löst bei vielen Unmut aus, manche sehen aber auch darüber hinweg und können die Sprintrennen kaum noch erwarten.
LAOLA1 hat sich im MotoGP-Paddock am Red Bull Ring umgehört und die Reaktionen der Fahrer eingefangen:
Sie sehen dem neuen Sprint-Format positiv entgegen
"Für uns wird es gut sein, wir können die Softs aufziehen und zehn Runden lang im Angriffsmodus fahren. Das wird fantastisch werden."
Jack Miller (Ducati): Ich bin ein großer Fan davon, eine weitere Chance für eine Bonuszahlung (lacht). Warum sollten wir es nicht versuchen? Ich habe alles andere ausprobiert, warum nicht mal etwas anderes machen? Das Sprintrennen würde ein gutes Element einbringen, bei dem es um alles oder nichts geht. Das bringt einen dazu, als Fahrer mehr zu riskieren, sich keine Gedanken über Reifen, Treibstoff oder ähnliches machen zu müssen oder über die körperliche Verfassung. Bei vielen Rennen schränkt man sich selbst ein, man kann nicht die ganze Zeit sein absolutes Maximum geben. Warum probieren wir es nicht aus und bewerten es am Ende des Jahres neu. Es wird eine tolle Ergänzung sein, die die Fans wirklich gerne sehen werden. Das sorgt für richtig guten Rennsport.
Maverick Vinales (Aprilia): Ich bin noch nie ein Sprintrennen gefahren, also wird es Zeit. Wenn ich die Superbike-WM sehe, macht das sehr viel Spaß. Am Ende müssen wir dafür sorgen, dass die Leute Spaß am Rennen haben. Für uns wird es gut sein, wir können die Softs aufziehen und zehn Runden lang im Angriffsmodus fahren. Das wird fantastisch werden.
Joan Mir (Suzuki): Für die Show wird es besser sein. Das ist eine Tatsache. Am Ende macht mir das Rennen Spaß. Ich genieße es mehr, wenn ich Überholmanöver mache, als wenn ich ein Freies Training fahre. Für mich ist es also kein großes Problem.
Johann Zarco (Pramac-Ducati): Die Sprintrennen im nächsten Jahr werden eine ordentliche Herausforderung. Sehr interessant, immer eine gute Show und schön für die Zuschauer. Es macht Spaß, diese Rennen in der Superbike-WM zu schauen, also warum nicht auch in der MotoGP? Ich denke, wir müssen unsere Herangehensweise im Rennen verändern, das wird sehr spannende Arbeit für uns sein. Wir sind fast alle sehr schlaue Rennfahrer, wir müssen also in der Lage sein, damit umzugehen. Vielleicht wird es für die Rookies sehr hart werden, denn die Erfahrung in einem Sprintrennen wird in Zukunft sehr wichtig sein. Ein Vorteil für die Fahrer, die seit langer Zeit schnell auf dem gleichen Bike unterwegs sind. Meiner Meinung nach sollte es die volle Punktzahl geben, denn die Anstrengung ist wie in einem normalen Rennen. Es ist zwar kürzer, aber in dieser Zeit anstrengender. Ich gebe diesem Rennen denselben Fokus, also sollte es gleich viele Punkte geben.
Sie wollen erst einmal abwarten
"Im ersten Moment, habe ich mir gedacht: 'Oh, oh, oh und das bei allen Rennen'."
Miguel Oliveira (KTM): Letztendlich habe ich nur das Gerücht gehört, dass Sprintrennen eingeführt werden könnten. Und um ehrlich zu sein, hatte ich keine Zeit, darüber nachzudenken.
Brad Binder (KTM): Ich habe erst vor ein paar Stunden davon erfahren. Es ist, was es ist - für alle das Gleiche. Wenn die Dorna etwas ändert, werden sie einen guten Grund dafür haben. Probieren wir es aus.
Stefan Bradl (Repsol Honda): Wahnsinn! Im ersten Moment, habe ich mir gedacht: 'Oh, oh, oh und das bei allen Rennen'. Aber es hat sicher auch etwas Interessantes. Als Fahrer kannst du kein Setup ausprobieren, das wird heftig werden. Wenn es gut läuft, ist es kein Problem, aber wenn es schlecht läuft, ist es umso schlimmer. Dann sind wir samstags ganz gut ausgelastet. Aber es wird sicher eine neue Erfahrung werden. Die Herangehensweise ans Wochenende wird sich ganz stark verändern. Es geht halt im FP1 eigentlich schon mit dem Qualifying los. Und eigentlich, das sehe ich jetzt als Testfahrer, ist es noch mehr Arbeit für uns, damit die Basis passt. Und wenn die nicht passt, wirst du hinten sein. Spannendes Thema, das aber richtig vorzubereiten, wird mega heftig. Du wirst All-In gehen müssen, es wird alles extrem eng, die Fights, weniger Taktik – extrem spannend.
Sie sind nicht begeistert
"Ich denke, das ist dumm. Das Rennen findet am Sonntag statt. Ich weiß nicht, warum wir ein Rennen am Samstag haben sollten."
Pol Espargaro (Repsol Honda): Wir, die Fahrer, wissen es noch nicht. Wir haben in der Sicherheitskommission nicht darüber gesprochen. Ich dachte, dass sie es uns dort sagen würden, weil wir dort über solche Dinge sprechen. Aber ich weiß nicht, vielleicht geben sie es bekannt, ohne uns zu fragen. Ich hätte gerne die Möglichkeit gehabt, es vorher zu erfahren. Wir wissen von der Presse, dass wir nächstes Jahr zwei Rennen fahren werden. Es wäre nicht schlecht, wenn sie uns fragen würden. Die Idee ist, dass wir das doppelte Risiko eingehen, indem wir den gleichen Job mit dem gleichen Geld machen. Aber wir fahren zweimal pro Wochenende, und Rennen bedeuten mehr Risiko. Man ist dicht an den Jungs dran, man will den Vordermann überholen. Das ist risikoreicher. Ich weiß, dass das bei den Superbikes auch so ist, aber diese Motorräder sind schwerer und schneller, und da ist es natürlich gefährlicher. Wenn Sie mich fragen würden, ob mir das gefällt, würde ich nein sagen. Wenn es besser für die Show ist, werden wir sehen, wie wir uns schlagen. Aber es ist doppelte Arbeit und doppeltes Risiko für uns. Ich habe keine Ahnung. Ich bin nicht der Typ, der darüber nachdenkt. Ich bin nur ein Fahrer. Für das Fernsehen ist es besser, weil es zwei Rennen geben wird. Aber wie ich schon sagte, ich möchte, dass mich jemand vorher fragt.
Fabio Quartararo (Yamaha): Ich denke, das ist dumm. Das Rennen findet am Sonntag statt. Ich weiß nicht, warum wir ein Rennen am Samstag haben sollten. Sie haben uns nicht wirklich gefragt, und schließlich bereiten wir uns alle so gut vor, um am Sonntag ein gutes Rennen zu fahren.
"Ich liebe Rennen. Ich hasse die Wintertests. Aber ich glaube nicht, dass das eine gute Lösung ist."
Francesco Bagnaia (Ducati): Ich würde gerne in der Sicherheitskommission darüber sprechen, weil es für mich eine Überraschung ist. Manchmal haben wir Rennen wie Austin, bei denen schon das normale Rennen mental und körperlich sehr anstrengend ist, und dann noch zwei Rennen dort zu fahren, ist so lang und schwierig. Denn mit jedem weiteren Rennen wird es körperlich und auch mental schwieriger. Wenn wir also all diese Rennen noch hinzufügen, wird es vielleicht zu viel. Vielleicht können wir darum bitten, die Anzahl der Rennen zu reduzieren. Denn für mich ist es ein bisschen seltsam, mit einem anderen Zeitplan ganz von vorne anzufangen."
Aleix Espargaro (Aprilia): Die Idee gefällt mir nicht. Ich würde das gerne mit der Dorna besprechen. Ich glaube nicht, dass es die ideale Lösung ist. Voller Respekt vor der Superbike-WM, aber das ist nicht die Superbike, das ist die MotoGP. Es gibt eine Menge Aerodynamik, wir haben viele Ingenieure, und es ist sehr schwierig, ein gutes Setup zu finden. Jetzt mit dem System, dass FP1, FP2, FP3 schon ein Qualifying ist, ist es manchmal sehr schwierig - vor allem wenn es wie hier regnet - ein gutes Setup zu haben. Wenn sie nun unsere Zeit reduzieren, und wir am Samstag ein Rennen fahren müssen - ich denke, das ist schwierig. Ich liebe Rennen. Ich hasse die Wintertests. Aber ich glaube nicht, dass das eine gute Lösung ist. Das ist meine Meinung.