Es war die rennentscheidende Szene der MotoGP in Montmelo: Jorge Lorenzo verliert in Runde zwei die Kontrolle über seine Holda und "kegelt" Andrea Dovizioso, Maverick Vinales und Valentino Rossi von der Strecke.
Einer der drei war nach dem Crash besonders sauer: Maverick Vinales. Der Yamaha-Pilot zeigte Lorenzo noch auf der Strecke den Mittelfinger, nach dem Rennen holte er verbal zum Schlag gegen seinen spanischen Landsmann aus.
"Ich weiß nicht, aber für mich sieht das wie ein Rookie-Fehler aus. Dabei ist er doch ein fünfmaliger Weltmeister. Manchmal müssen wir auf dem Motorrad auch den Kopf einschalten", schimpft Vinales.
"Er mag ein großartiger Fahrer sein und viel Talent haben, aber man kann ein Rennen nicht in der zweiten Runde gewinnen. Das Rennen ging über 24 Runden und mit der Motorleistung, die er zur Verfügung hat, kann er mich auf der Geraden überholen anstatt in dieser Kurve", zeigt der Yamaha-Pilot kein Verständnis.
Vinales fordert sogar eine Strafe für Lorenzo: "Er sollte in Assen von ganz hinten starten müssen. Er hat heute drei Fahrer aus dem Rennen genommen. Valentino und ich kämpfen nicht um die WM und man könnte sagen, dass es ein Rennunfall war und daher halb so wild. Aber es war auch Andrea (Dovizioso, Anm.) betroffen, der um den WM-Titel kämpft. Er hat drei Rennen zerstört und vor allem Andrea geschadet."
Dovizioso: "Nicht sein hellster Moment"
Der angesprochene Dovizioso hat durch den "Nuller" wichtige Punkte im Kampf um die WM verloren, liegt nach dem siebenten Saisonrennen bereits 37 Zähler hinter Montmelo-Sieger Marc Marquez.
"Dieser große Fehler von Lorenzo hat die WM gravierend verändert", weiß der Ducati-Pilot und führt aus: "Dieser Fehler von Jorge war zwar keine völlig verrückte Aktion, aber in dieser Kurve und in der zweiten Runde - das war sicher nicht sein hellster Moment. Jorge ist noch nicht gut auf der Bremse und war daher nicht fähig, dieses Manöver zu setzen."
Daher stimmt Dovizioso dem Spanier Vinales zu: "Ja, ich denke, dass man ihn bestrafen sollte."
Rossi: "Das ist Racing"
Weit weniger streng reagiert mit Valentino Rossi das dritte "Opfer", obwohl sich "Il dottore" bei dem Crash leicht am Knöchel verletzte.
"Es ist jammerschade, denn ich hatte ein richtig gutes Gefühl. Wir hatten bis dahin ein gutes Wochenende. Ich glaube, ich hätte um das Podest mitkämpfen können", so Rossi. "Aber es ist wie es ist. Das ist Racing und so etwas passiert von Zeit zu Zeit."
Und Lorenzo selbst? Der entschuldigte sich nach dem Rennen wieder und wieder, suchte sogar den Weg in die Motorhomes seiner Konkurrenten.
Lorenzo: "Ich war zu ehrgeizig"
"Es tut mir wirklich sehr leid für sie, denn es war nicht ihre Schuld. Es war mein Fehler, aber so wie diese Kurve angelegt ist, fällt es sehr schwer, dort im gesamten Rennen keinen Fehler zu machen", erklärt der Honda-Pilot und räumt ein: "Ich war wohl ein bisschen zu ehrgeizig, weil ich ein gutes Gefühl hatte und spürte, dass ich schnell nach vorne komme."
Lorenzo gibt zu: "Ich habe wahrscheinlich im falschen Moment an der falschen Stelle versucht, Maverick zu überholen."
Weiters meint der 32-Jährige: "Mir war bewusst, dass diese Kurve eine tückische ist, hier habe ich im Laufe der Jahre in allen Klassen viele Stürze gesehen. Mir selbst ist es 2016 mit Iannone so ergangen. Ich sage es mal so: Diese Art von Kurve hat schon in der Vergangenheit für viele Probleme gesorgt und das wird auch in Zukunft so sein. Ich glaube, in einer anderen Kurve wäre es anders ausgegangen."
UPDATE: Lorenzo wird von der FIM für das Auslösen des Unfalls nicht bestraft.
Der Crash im Video:
How it is feel to be Jorge Lorenzo now?#MotoGP #CatalanGP pic.twitter.com/7LXZEu71Ys
— John Sebastian (@johnsebastian_) 16. Juni 2019