Honda durchläuft derzeit einer der schwersten, wenn nicht sogar die schwerste Krise in der MotoGP-Geschichte.
Die RC213V, das Rennmotorrad der Honda-Piloten, ist praktisch unfahrbar und sorgte heuer schon für massive Stürze, alleine am Sachsenring flog Marc Marquez fünf Mal ab.
Bei seinem letzten Sturz, durch den er daraufhin freiwillig auf den Grand Prix von Deutschland verzichtete und welcher ihm auch in Assen schwer zu schaffen machte, zog sich der Spanier Verletzungen am Knöchel, dem Daumen sowie an der Rippe zu. Letztere zwang ihn dazu, kurzfristig auf eine Teilnahme am GP der Niederlande zu verzichten.
"Schon während des Wochenendes habe ich den Schmerz an der Rippe gespürt. Freitagnacht wurde es schlimmer und gestern im Sprint war es noch schlimmer. In etwa 20 Stunden wurde der Schmerz immer größer, ich konnte heute Nacht nicht schlafen", erklärt Marquez am Sonntagnachmittag.
Beziehung zwischen Honda und Marquez am Tiefpunkt
Doch nicht nur Marquez, auch Joan Mir (Knochenbruch im Finger) und Alex Rins (Schien- und Wadenbeinbruch) fehlen Honda derzeit verletzt. Einzig Takaaki Nakagami kommt bislang verletzungsfrei durch die Saison 2023.
Besonders an Marquez nagt die Unberechenbarkeit der Honda, die ihn heuer schon unzählige Male am falschen Fuß erwischte. Das Bike ist schlichtweg nicht konkurrenzfähig, darunter leidet auch die einstige Traum-Beziehung zwischen Marquez und dem Team, mit dem er seine größten Erfolge einfuhr.
Bis Ende 2024 steht der Katalane noch beim japanischen Werksteam unter Vertrag. Ob er diesen auch erfüllen wird, ist angesichts der katastrophalen Situation höchst fraglich. Denn die Gerüchteküche brodelt, Marquez' Manager soll seinen Schützling schon bei den anderen Herstellern angeboten haben.
Marquez-Verbleib? Puig: "Ich habe keine Glaskugel"
Team-Manager Alberto Puig weiß um den Ernst der Lage Bescheid, der enge Vertraute des Spaniers ist sich jedoch selbst nicht sicher, Marquez auch 2024 auf einer Honda zu sehen. "Wir haben einen Vertrag, also muss ich davon ausgehen", erklärt Puig.
Und führt aus: "Ich muss aber auch sagen, dass jede Person in ihrem Leben entscheiden kann, was sie tun möchte. Honda ist keine Firma, die will, dass ihre Mitarbeiter unglücklich sind. Natürlich haben wir einen Vertrag mit ihm, aber Honda hat auch großen Respekt vor Marc. Ich möchte aufgrund des Vertrages glauben, dass er bei uns bleibt, aber ich habe keine Glaskugel."
Der 30-Jährige selbst will sich derzeit keine Gedanken machen, ob er auch 2024 bei Honda ist. "Ich befinde mich in einer wirklich üblen Situation und in so einer kannst du nicht über derartige Dinge nachdenken. Du kannst deine Zukunft nicht in so einem Zustand entscheiden. Ich muss jetzt in der Sommerpause körperlich und mental wieder fit werden."
"Schwierigste Phase meiner Karriere"
Es sei "die schwierigste Phase" seiner Karriere, "aber glücklicherweise ist es eine der besten in meinem Privatleben. Ich habe tolle Leute um mich und das ist eine große Hilfe. Nur so kannst du weiter pushen und den Glauben bewahren. Die Unterstützung meines Umfelds werde ich in den nächsten Wochen in Anspruch nehmen."
Marquez wolle nach der Sommerpause "wieder fit auf dem Motorrad sitzen" und seinen Zugang "etwas ändern, denn aktuell sind wir einfach nicht in der Lage, um Spitzenpositionen zu kämpfen. Das muss ich akzeptieren", sagt der Spanier.
Aufgeben will er jedoch nicht. "Ich bin ein Kämpfer und werde auch in Zukunft in jeder Situation und in jedem Zustand alles geben. Ich werde an die Grenzen gehen, ganz egal in welchem Team, in welchen Farben oder auf welcher Position ich bin."