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Neue Spielberg-Schikane: Zwiespältige Eindrücke

Sicherheit wurde deutlich verbessert, manch einer erkennt aber neue Gefahren:

Neue Spielberg-Schikane: Zwiespältige Eindrücke Foto: © Red Bull Contentpool

Sie ist das bestimmende Thema vor dem Grand Prix von Österreich in Spielberg: Die eigens für die MotoGP gebaute Schikane zwischen Kurve eins und drei.

Während die Formel 1 weiterhin (fast) geradeaus von der Lauda- zur Remus-Kurve fährt, präsentiert sich für die Piloten der Motorrad-WM nun ein Zick-Zack auf dem Weg dorthin. Die Münzer-Schikane, wie sie getauft wurde, soll die Geschwindigkeit auf dem Weg zur Kurve drei drastisch reduzieren.

Nötig wurde dies spätestens nach dem schweren Unfall in der Saison 2020 zwischen Johann Zarco und Franco Morbidelli. Der Franzose und der Italiener kollidierten damals auf dem Weg empor, ihre Bikes wurden binnen weniger Sekunden zu wahren Geschossen - und verfehlten Valentino Rossi und Maverick Vinales nach dem Scheitelpunkt nur haarscharf.

Sogar dichtes Schneetreiben ließ die Umbauarbeiten nicht stoppen

Sowohl der inzwischen zurückgetretene Altstar als auch der nunmehrige Aprilia-Fahrer kamen damals wie durch ein Wunder ungeschoren davon, doch es wurden Änderungen nötig. Vor allem angesichts dessen, dass die MotoGP heutzutage für viele schon zu schnell ist (HIER nachlesen >>>).

Für das neue Layout wurde Hermann Tilke beauftragt, aus der Feder des 67-jährigen Deutschen stammen bereits zahlreiche Rennstrecken dieser Welt. 15 Entwürfe legte der Streckenbauer vor, die neue Schikane wurde als "ideale Lösung" anerkannt.

Nach den beiden Grand Prix im Vorjahr begannen auch schon die Umbauarbeiten, über fünf Monate wurde am neuen Streckenabschnitt gewerkt - sogar im dichten Schneetreiben. Ende März war die Schikane dann fertig, an diesem Wochenende wird sie erstmals im Ernstfall auf Herz und Nieren geprüft.

Einen ersten Eindruck konnten sich die meisten Fahrer aber schon vor den ersten Trainings am Freitag machen.

KTM kennt die Passage bereits

Foto: © GEPA

Den größten Vorteil hat aktuell wohl KTM.

Die Mattighofener durften als einziges Team sogar Tests durchführen und konnten in Person von Testfahrer Dani Pedrosa wertvolle Daten sammeln. "Es schaut ziemlich langsam aus", meint Miguel Oliveira. "Aber es ändert die grundsätzliche Charakteristik der Strecke nicht und wir sollten schätzen, was man da für unsere Sicherheit versucht."

Noch-Teamkollege Brad Binder bekam die Daten natürlich auch zu Gesicht. "Es sieht ziemlich cool aus. Es kommt ein neues Element hinzu und das macht es interessanter. Vielleicht werden dadurch auch die Abstände geringer", verspricht sich der Südafrikaner sogar besseres Racing.

Aber: "90 Prozent der Strecke sind immer noch gleich." Dem pflichtet Motorsportchef Pit Beirer bei: "Jede Strecke besteht aus Geraden und Kurven. Wir denken nicht groß darüber nach, wer Vor- oder Nachteile aus dieser Schikane zieht."

Einen Vorteil erkennt der Deutsche aber doch: "Die Schikane lässt die Fahrer länger vor der KTM-Tribüne verweilen und man wird dort sicher interessante und entscheidende Überholmanöver sehen."

Hoffnung bei WM-Leader und -Verfolger

Aprilia-Pilot Aleix Espargaro, aktuell Zweiter der Fahrer-Weltmeisterschaft, meint: "Ich bin gestern ein paar Runden mit dem Fahrrad gefahren, sie haben wirklich einen tollen Job gemacht. Ich bin gespannt, wie es auf dem Bike sein wird. Die Sicherheit ist nun viel besser als bei der alten Kurve."

Außerdem will der 33-jährige Spanier einen möglichen Vorteil erkannt haben, denn seine RS-GP 2022 zählt mit zu den dynamischsten Bikes dieser Saison. "Unser Bike ist ziemlich agil", bestätigt er. Teamkollege Maverick Vinales fügt an: "Es wird interessant, wem sie mehr liegen wird."

Yamaha und insbesondere WM-Leader Fabio Quartararo könnte die neue Schikane ebenfalls zugutekommen. Der Red Bull Ring, bis vor dem Umbau die schnellste Rennstrecke des MotoGP-Kalenders, war traditionell nämlich kein guter Boden. Der Schuldige? Der im Vergleich zur Konkurrenz schwache Motor. "Die Schikane wird sicher keine schlechte Sache für unser Bike sein", sagt der Franzose deshalb.

Bagnaia und Mir sind nicht sonderlich begeistert

Francesco "Pecco" Bagnaia, der die letzten beiden Rennen in Assen und Silverstone für sich entscheiden konnte, sieht wiederum nicht mehr als "ein Brems- und Beschleunigungsmanöver mehr."

"Ich bin etwas traurig, dass mein Name nicht daran steht. Es wäre schön, wenn meine Initialen dort vermerkt worden wären."

Johann Zarco

Auch bei Joan Mir löst der neue Abschnitt keine Begeisterung aus. "Das wird weniger Spaß machen, weil Kurve drei sehr schön war. Es war eine Kurve, die du im ganzen Kalender nicht noch einmal findest. Der Richtungswechsel auf der Bremse hat Freude bereitet", sagt der Suzuki-Fahrer, der anfügt: "Aber die Kurve war auch gefährlich. Mit dieser Schikane sollte so ein Unfall wie 2020 vermieden werden können."

Für Suzuki werde die Schikane "keinen Unterschied machen". Der Weltmeister von 2020 glaubt generell nicht daran, dass "an dieser Stelle jemand einen Vor- oder Nachteil haben wird."

Es gibt immer noch Sicherheitsbedenken

Ohnehin steht die Sicherheit aller Fahrer im Vordergrund, doch makellos perfekt ist die Schikane zumindest laut Espargaro und Bagnaia auch nicht. Beide äußern Bedenken an der Streckenbegrenzung, die beim Rechtsknick sehr nah ist.

"Die Wand ist etwas nah. Ich bin gespannt, wie es auf dem Bike ist", sagt der WM-Zweite. Und Bagnaia ergänzt: "Bei nassen Bedingungen vielleicht etwas zu nah. Wir werden es sehen."

Johann Zarco gibt sich ebenfalls vorsichtig, glaubt aber: "Es besteht zwar die Möglichkeit, dass dort jemand stürzt, aber weil das Tempo dort sehr gering ist, wird es wohl nur ein kleiner Rutscher sein."

Warum die Schikane nicht nach ihm benannt wurde, versteht der Franzose nicht. Er lacht: "Ich bin etwas traurig, dass mein Name nicht daran steht. Es wäre schön, wenn meine Initialen dort vermerkt worden wären."


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