Max Biaggi, Loris Capirossi, Casey Stoner, Nicky Hayden, Dani Pedrosa, Jorge Lorenzo, Valentino Rossi.
Ein Jahr nach Rossis Rücktritt-Ankündigung in Spielberg wird immer deutlicher, dass die Motorrad-Szene im vergangenen Jahrzehnt viel Starpotenzial verloren hat. Zudem wirft nun auch noch Andrea Dovizioso vorzeitig das Handtuch. Und wann der dauerverletzte Serien-Weltmeister Marc Marquez (29) wieder aufs Rennbike steigt, ist weiterhin offen.
Superstars wie Rossi sind enorm wichtig für die Fans und das Geschäft. Und somit für die gesamte Begeisterung für den motorisierten Zweirad-Sport, der in Europa vor allem in Spanien und Italien ungemeine Popularität genießt und alljährlich hunderttausende Fans an die jeweiligen Rennstrecken und Millionen vor die TV-Schirme bringt. Bis zur jüngsten Trendumkehr lag die MotoGP punkto Popularität sogar deutlich vor der Formel 1.
Beirer: "Es entstehen immer wieder neue Helden"
Neue Superstars werden also dringend gesucht. Denn Giganten und Seriensieger wie der neunfache Champion Rossi (115 GP-Siege) oder der achtfache Weltmeister Marquez (85) sind rar.
Dovizioso (36) hätte einst eventuell das Zeug gehabt, in die Fußstapfen zu treten. Seit seinem Wechsel 2021 von Ducati zu Yamaha ist der dreifache Österreich-Sieger und dreifache Vizeweltmeister sowie dritterfolgreichste Italiener nach Giacomo Agostini und Rossi aber nur noch ein Schatten seiner selbst, weshalb er im September in Misano sein letztes Rennen bestreiten wird. Landsmann Marco Simoncelli war auf vielversprechendem Weg, verunglückte aber 2011 tödlich.
"Es liegt an uns, neue Superstars zu kreieren", weiß Pit Beirer. Der Motorsportchef von KTM sieht die MotoGP in einer Art Übergangsphase. "Es ist der Lauf der Zeit. Jeder große Sportler muss irgendwann abtreten", so Beirer. "Das ist grausam für die Fans, aber es entstehen immer wieder neue Helden."
Den Status eines Superstars bekäme man freilich nicht geschenkt. "Den musst du dir beinhart erarbeiten. Durch grandiose Rennen, vielleicht auch Verletzungen, Rennen unter Schmerzen, haarsträubende Überholmanöver und so weiter. Junge Burschen um die 22 oder 23 müssen sich da erst entwickeln", weiß Deutsche.
"El Diablo" ist ein Superstar-Anwärter
KTM wird 2023 Jack Miller zurückholen. Der Australier trägt nicht zufällig den Kampfnamen "Jackass", ist mit 27 aber auch schon ein Routinier. "Er ist zumindest einer der echten Haudegen der Szene", so Beirer. "Ich habe aber keine Angst, dass die MotoGP nicht den nächsten Star auf die Beine stellt."
Garantiert ist nichts. Einstige Jungstars wie der heute 27-jährige Spanier Maverick Vinales oder dessen Landsmann Jorge Martin - im Vorjahr ein Sieger in Spielberg - kommen gerade nicht vom Fleck. Italiens Franco Morbidelli, 2020 noch Vizeweltmeister hinter dem spanischen Champion Joan Mir, ist nur WM-19. Mir selbst dümpelt aktuell nur auf Platz zwölf der Fahrer-WM herum.
Das Zeug für den nächsten Top-Star hat neben dem WM-Zweiten Aleix Espargaro, dem vierfachen Saisonsieger Francesco Bagnaia sowie Enea Bastianini derzeit am ehesten "El Diablo" Fabio Quartararo.
Der 23-jährige Yamaha-Pilot aus Nizza ist regierender Weltmeister und führt auch die aktuelle WM-Wertung an. "Er ist ein echter Sunny Boy", sagt Beirer über den Franzosen. "Aber er wird schon noch richtig Ecken und Kanten bekommen."