Die "Mission Titelverteidigung" bei der Dakar 2019 beginnt für Matthias Walkner am 6. Jänner. Vier Tage vorher hat sich der Salzburger auf den Weg nach Südamerika gemacht.
Erstmals in der Geschichte wird die härteste Langstrecken-Rallye der Welt in nur zehn Tagen und einem einzigen Land ausgetragen, in Peru - dafür hauptsächlich auf Sand. Die bisher ebenfalls befahrenen Länder Bolivien und Argentinien haben der Veranstaltung wegen wirtschaftlicher Bedenken eine Absage erteilt.
Bedingungen, die den Charakter der Veranstaltung maßgeblich beeinflussen dürften. Navigation als noch größerer Faktor im Kampf um den Sieg würde eigentlich für ein gutes Ergebnis von Matthias Walkner sprechen.
Der 32-Jährige fährt jedenfalls tiefenentspannt nach Südamerika: "Ich habe meine Dakar-Trophäe daheim stehen und die kann mir keiner mehr nehmen", so der Salzburger, der die Dakar mit Startnummer 1 in Angriff nehmen wird.
Keine Chance auf Training
Ganz prinzipiell will Walkner auch wegen des großen Favoritenkreises nicht von der Titelverteidigung sprechen. "Es können zehn Fahrer gewinnen und man braucht immer auch das Quäntchen Glück", warnt er. "Es wird eine spannende, extrem anstrengende und sehr gefährliche Dakar."
Walkner spricht damit an, dass das am 17. Jänner wieder in Lima endende Rennen über 5.000 Kilometer und 10 Etappen zu mehr als zwei Drittel auf Sand gefahren wird. "Da ich in Österreich lebe, kann ich aber sehr wenig auf Sand trainieren." Man musste deshalb zum Testen in die arabische Wüste ausweichen.
Obwohl es die kürzeste Dakar ist, macht der tückische Sand sie zu einer Marathon-Prüfung. "Bei den Tests in Dubai hatte das längste Roadbook 220 Kilometer und wir haben dafür in den Dünen fünf Stunden benötigt. Zudem ist das ständige Auf- und Abfahren eintönig und für die Konzentration enorm schwierig", warnt Walkner.
"Auf Sand muss die Risikobereitschaft groß sein, um ganz vorne mitzumischen. Es wird mit Sicherheit eine extrem harte und verrückte Dakar."
Spezielle Ernährung, um gesund zu bleiben
Walkner hat seine KTM 450 Rally härter abgestimmt, um den Schwerpunkt nach hinten zu verlagern. Er selbst hat abgenommen und sich speziell ernährt, um Erkrankungen vorzubeugen. "Ich habe aber trotzdem noch genügend Reserven für die kräftezehrenden Etappen."
So geht Walkner also "extrem motiviert" in das Rennen, von dem er vor drei Jahren mit einem Oberschenkelbruch ausgeflogen werden musste. "Klar stecke ich mir das Ziel unter die Top-3 zu fahren. Aber ich mache mir keinen Druck, es muss einfach alles zusammenpassen", sagt der Österreicher, der beitragen will, dass die einzigartige KTM-Serie nicht nach 17 Siegen in Serie zu Ende geht.
Mit Toby Price, Sam Sunderland und Walkner sind die aktuellsten drei Dakar-Sieger wieder am Start. Gejagt werden sie von den Honda-Assen Kevin Benavides und Joan Barreda sowie den von Adrien van Beveren angeführten Yamaha-Fahrern.
Die Dakar wie ein Radrennen
Der hohe Sand-Anteil verlangt diesmal besonderes taktisches Geschick. Laut Heinz Kinigadner zeichnet sich eine Art "Gänsemarsch" wie bei Radrundfahrten ab. "Rennentscheidend wird, wie sich die Fahrer speziell vor den Tagen mit Massenstart oder verkehrter Startreihenfolge platzieren. Diese Dinge müssen sorgfältig in die Planung mit aufgenommen werden", ist der mehrfache Dakar-Etappensieger überzeugt.
Auch Walkner sieht das so. "Im Sand sieht man die Spuren relativ gut und wenn sich der Erste verfährt und die anderen die Spur nach fahren, dann verfahren sich die auch." Das Rezept werde deshalb sein, schnell zu fahren, aber trotzdem auch auf die eigene Navigation zu vertrauen.
Dies hat ihm letztlich im Vorjahr bekanntlich auch den Sieg gesichert. "Ich glaube, es wird eine richtig schräge Dakar werden", so Walkner.
Kinigadner ist überzeugt, dass Walkner wieder gute Chancen hat. "Hiasi hat sicher die beste Taktik und ist der, der von den Favoriten am meisten mitdenkt. Und mit einem Sieg im Köcher lässt sich das sicher etwas entspannter angehen, auch wenn der Druck mit der Nummer 1 nicht weniger sein wird."