So umstritten die Rallye Dakar auch ist, so attraktiv ist sie für Hersteller in allen Kategorien, ob Auto, Motorrad oder Trucks.
Die 46. Auflage steht zum fünften Mal in Saudi-Arabien (ein weiterer Diskussionspunkt) bevor, vom 5. bis 19. Jänner über 7900 Kilometern (4800 Sonderprüfungen) von al-Ula nach Yanbu.
Es wird der dritte und letzte Anlauf von Audi mit dem Werkeinsatz des elektrischen RS Q e-tron und dem Promi-Piloten-Ensemble Carlos Sainz sen., Stéphane Peterhansel (Dakar-Rekordsieger mit sechs Motorrad- und acht Auto-Erfolgen) und Mattias Ekström sein. Audi lässt das Rallye-Raid-Projekt wie auch alle Kundenprogramme auf der Rundstrecke zugunsten des für 2026 vorgesehenen F1-Einstiegs mit Sauber auslaufen.
Doch es kommt Ersatz. Schon bei der kommenden Ausgabe ist Ford mit einem modifizierten Ranger und dem bewährten Rallyearm M-Sport von Malcolm Wilson mit dabei.
Starpilot ist Nani Roma, der die Dakar je einmal auf zwei und vier Rädern gewann. Und Prodrive, die wohl universellste Motorsportfirma, lässt den Hunter in die Wüste los – als Vorboten des Neueinsteigers 2025, Dacia.
"Dacia und Dakar passen perfekt zusammen"
Dacia? Jawohl, die rumänische Renault-Tochter, die keine "Billigmarke" mehr sein will, sondern sich als "preisgünstig" definiert. Und die schon mit dem Allrad-Duster vor einigen Jahren das Abenteuer versucht hatte, aus Marketingründen aber mit dem Rhombus auf der Haube und unter Renault-Titel (weil der Duster noch immer in vielen Märkten als Renault auftritt). Dass sich eine Marke wie Dacia, die das Notwenige in Serien-Pkw ohne "Schnickschnack" bietet, in das sündteure Rallye-Engagement eintritt (geplant ist die komplette Raid-WM), ist bemerkenswert.
Doch der Vorstandschef der boomenden Aufsteigermarke, Denis LeVot, erklärt: "Dacia und Dakar passen perfekt zusammen. Die Teilnahme bei dieser herausfordernden Rallye ist nicht nur ein Testfeld für die Robustheit der Technik von Dacia, sondern unterstreicht auch unser Engagement für eine CO2-reduzierte Mobilität. Denn unsere Rennfahrzeuge werden mit synthetischen, umweltfreundlichen Kraftstoffen betrieben. Dacia wird darüber hinaus, zusammen mit dem besten Team und den besten Fahrern, ein ernstzunehmender Teilnehmer bei der Rallye Dakar sein."
Partner für den Kraftstoff ist Aramco, das größte Erdölförderunternehmen der Welt aus Saudi-Arabien, das ja auch schon Millionen in die Formel 1 "pumpt".
Erfolgversprechende Fahrer-Situation
Und weil sich Dacia bei diesem Programm gleich ordentlich in Szene setzen will, war die Fahrerwahl wohl eine höchst kostspielige, aber erfolgversprechende: der fünffache Dakar-Sieger Nasser Al-Attiyah (52) wurde zuletzt als letzter Neuzugang vorgestellt, er fährt die kommende Ausgabe schon für Prodrive.
Seine fünf Gesamtsiege verteilen sich auf VW, Mini und Toyota (drei Mal). Der Katarer, der auch Weltklasse im Skeetschießen ist (Olympia-Bronze in London 2012), stößt zum neunfachen Rallye-Weltmeister Sébastien Loeb (49) und zur 31-jährigen spanischen Spezialistin Cristina Gutiérrez Herrero. Zumindest die beiden Herren werden als langjährige Red-Bull-Athleten wohl in den Farben des Stiers antreten.
Interessant ist auch, dass Dacia ohne vorherige Motorsport-Erfahrung bzw. Rallye-Programme einsteigt, sich dafür mit Prodrive von Rennsport-Tausendsassa David Richards bestens aufstellt. Die Automobil-Protagonisten der Dakar-Geschichte waren zumeist in der Rallye-WM erfolgreich: vor Audi Mitsubishi mit zwölf Dakar-Siegen, Peugeot mit sieben, Mini mit sechs, Citroen und VW mit je vier und Toyota mit drei, die alle auch WM-Titel einfuhren. Lediglich Porsche, Land Rover (je zwei Dakar-Erfolge) und Mercedes (einer) waren keine ständigen Rallye-Teilnehmer.
Bei den Motorrädern stellt wieder KTM (inkl. GasGas) das Gros des Feldes. Matthias Walkner, Gesamtsieger 2018, hat die nächste Siegchance durch einen Karriere-bedrohenden Sturz im Training in Kalifornien leider verspielt. Neben dem Salzburger sind Peter Reif/Johann Deinhofer (bei den Trucks 1997) die einzigen Dakar-Sieger aus Österreich, abgesehen von KTM als Hersteller (19 Gesamtsiege).