Audi beendete mit dem lang erhofften Gesamtsieg im Jänner das Abenteuer Dakar. Bei der nächsten, der 47. Auflage (der sechsten in Saudi-Arabien) vom 3. bis 17. Jänner 2025, debütiert mit Dacia eine Marke, die im Motorsport bisher nicht vertreten war.
Dass es Markenchef Denis Le Vot wirklich ernst meint, zeigt nicht nur das Engagement in der Rally-Raid-WM, sondern die Selektion des Partners und der Crews. Mit Prodrive ist ein Ex-Rallye-Weltmeister und Dakar-erfahrenes Team für den Einsatz verantwortlich.
Und mit dem 50-jährigen Elsässer Sébastien Loeb und dem 53-jährigen Katarer Nasser Al-Attiyah wurden ein neunfacher Rallye-Weltmeister bzw. ein fünffacher Dakar-Sieger neben der 33-jährigen promovierten Zahnärztin Cristina Gutierrez als Fahrer verpflichtet – da wurde beim Budget offenbar richtig hingelangt.
Dakar-Projekt mit nachhaltigem Treibstoff
"Dakar und Dacia sind ein perfekter Match. Das ist nicht nur ein echter Test für die Robustheit von Dacia, sondern auch ein Beweis für unsere Nachhaltigkeitsbestrebungen. Denn unsere Sandrider-Prototypen fahren mit synthetischem Treibstoff", erklärte Le Vot bei der Vorstellung des Projekts. Die Generalprobe für das Team steht mit der Rallye du Maroc vom 4. bis 11. Oktober unmittelbar bevor.
Cristina Gutierrez, ihr Co-Pilot Pablo Moreno und Projektleiter Francois Aupierre unterbrachen die intensive letzte Vorbereitungsphase für einen Kurzbesuch in Österreich und kamen zu einem Dacia-Testtag in das Offroad-Zentrum Heilsklamm im Wienerwald.
"Unser Projekt ist auf drei Jahre ausgelegt. Dakar wird den weiteren Weg weisen", sagt Aupierre. Zur Vorbereitung erklärt Gutierrez, die im Jänner mit dem Gewinn der Challengerklasse die erste Dakar-Siegerin seit Jutta Kleinschmidt 2001 wurde: "Wir haben noch nicht in Saudi-Arabien getestet. Aber in Marokko, weil die Bedingungen dort ganz ähnlich sind und es näher ist. Wir waren bereits dreimal dort, mehr als andere Teams, und spulten dabei mehrere tausend Kilometer ab. Für ein neues Auto und neu formiertes Team ist es wichtig, möglichst viele Erfahrungen zu sammeln. Dazu gehört auch die Wettbewerbspremiere bei der Rallye Marokko."
In den Tests wurde nur ein Prototyp gefahren, die Rennpremiere bestreiten dann alle drei Mannschaften. Bis dahin haben wir 10.000 Testkilometer absolviert. Wir müssen herausgefunden haben, welche Teile eine ganze Rallye aushalten, welche gewechselt werden müssen, darauf müssen wir uns einstellen", ergänzt Moreno.
Mit nachhaltigem Treibstoff aus Speiseölresten, Rapsöl usw. wurde von Beginn an geplant und entwickelt. "E-Fuels sind erst in Zukunft geplant. Unser Programm will zeigen, dass nachhaltiger Treibstoff im Rennsport möglich ist. Er ist noch nicht für alle Teilnehmer verpflichtend; das ist vorerst unser Projekt in Zusammenarbeit mit dem saudischen Ölkonzern Aramco", sagt Projektleiter Aupierre.
Zahnärztin Gutierrez spürt keinen Druck
"Dank der Erfahrungen von Prodrive müssen wir nicht ganz von null an beginnen", bestätigen Gutierrez und Moreno, "die Briten haben ja viel Routine in der Wüste." Der Antrieb des Sandriders kommt aus der Konzernallianz mit Nissan und ist ein Dreiliter-V6-Biturbo mit 360 PS und 560 Newtonmeter Drehmoment. Und technische Unterstützung kommt auch aus der Rennabteilung von Alpine.
Cristina Gutierrez gilt als eine der jungen Stars der Szene – obwohl sie immer noch in einer Klinik im heimatlichen Burgos als Zahnärztin arbeitet. Die Erfolgsliste der prominenten Teamkollegen macht ihr keinen zusätzlichen Druck, sagt die Spanierin: ""Es ist ein neues Projekt, daher sind erfahrene Kollegen ganz wichtig, um die gewünschten Ergebnisse zu erreichen." Und ihr Vorbild: nicht Jutta Kleinschmidt, aus patriotischen Gründen "Carlos Sainz. Er ist einer unserer großen Stars, es ist gut, ihn als Gegner zu haben. Er erzählte mir, dass er in bester körperlicher Verfassung sei", berichtet Gutierrez über den mittlerweile 62-jährigen zweifachen Weltmeister (1990, 1992) und vierfachen Dakar-Gewinner (auf vier verschiedenen Fabrikaten, zuletzt im Jänner im Audi).
Sie würde auch gern die Rallye-WM bestreiten, "da könnte ich viel von Séb (Loeb) lernen." Ihren Zivilberuf will sie dennoch nicht aufgeben: "Es war für mich wichtig, eine abgeschlossene Ausbildung zu haben. Du weißt nie, wie lang deine Karriere als Motorsportler gehen kann und wie gut du davon leben kannst. Deshalb habe ich meine Praxis in einer Privatklinik in Burgos."
Und eine Österreichbeziehung gibt es auch: Alle sechs Fahrer sind Red-Bull-Athleten. "Aber ich war noch nie in der Zentrale in Fuschl oder im Hangar-7. Hoffentlich kann ich das bald einmal nachholen", sagt Cristina lächelnd.
Nach einem Dakar-Triumph?