Matthias Walkner hat bei seiner Heimkehr von der Rallye Dakar, die er 2019 als Motorrad-Titelverteidiger auf Platz zwei beendet hat, Bilanz gezogen.
"Es war die Dakar, wo am meisten Energie und Herzblut drinnen gesteckt hat", sagt der Salzburger am Samstag im Bulls Corner von Fußballmeister Salzburg. Dabei verrät Walkner, dass ein Vorbereitungs-Unfall fast alles infrage gestellt hatte.
In Dubai waren nämlich er und KTM-Teamkollege Toby Price bei 70 km/h zusammengestoßen, der spätere Dakar-Sieger aus Australien zog sich dabei einen Kahnbeinbruch zu.
"Es hat uns beide ordentlich überschlagen und es hätte in Dubai schon vorbei sein können", erzählt Walkner.
"Extrem glücklich über Platz zwei"
"Schon dort hat man gemerkt, dass wirklich jeder unbedingt gewinnen will. Ich bin dann bei der Dakar jeden Tag so gefahren, als ob es um alles geht und ich musste vom ersten bis zum letzten Tag wirklich alles geben. Deshalb bin ich echt extrem glücklich über den zweiten Platz."
Bei der Rallye selbst musste Walkner u.a. einen heftigen Gegenhang-Sprung samt Beinverletzung sowie einen massiven Fehler im Roadbook, der ihm 20 Minuten Rückstand eingebracht hatte, verdauen. "Wenn du vom Hausdach springst, weißt du auch, dass es wehtun wird, wenn du unten aufkommst", schildert er den Moment, als er eine Abrisskante übersehen hatte.
Offenbar war das noch relativ harmlos im Vergleich zu dem Sturz, den Price am achten Tag hatte. Nach einem Sturz bei 140 km/h am Strand habe dieser ein Blackout von einer halben Stunde gehabt.
Walkner ärgert zu viel Taktiererei
Auch der viertplatzierte Husqvarna-Fahrer Pablo Quintanilla ist laut Walkner einmal so hart am Lenker aufgeschlagen, dass er fast eine Minute bewusstlos war. Er selbst habe auf einer Etappe so viel Dreck und Staub geschluckt, dass er sich drei Mal übergeben musste.
Gar nicht gefällt Walkner, dass die Rallye immer mehr Taktik statt Vollgas und gute Navigation erfordert.
"Es war teilweise schon sehr mühsam. Ich war dann an einem Punkt, wo ich mir dachte, ich fahre nicht 300 Kilometer um mein Leben damit ich dann 30 Kilometer vor dem Ziel runter dosiere. Nur, um einen guten Startplatz für den kommenden Tag zu holen."
Er habe deshalb mit der Taktiererei gar nicht erst beginnen wollen. "Es ist schon eine mühsame Entwicklung, dass man dafür ein wenig bestraft wird, wenn man eine Etappe gewinnt. Weil du dann als Erster startest und die Nummer eins im Sand und in den Dünen immer Nachteile hat und viel Zeit verliert."
Der Sport habe sich in den vergangenen drei, vier Jahren stark geändert, so Walkner. "Er wurde viel professioneller, es steckt viel mehr Geld dahinter, es gibt mehr große Teams. Das Regelwerk und das ganze System ist aber einfach etwas veraltet und stehen geblieben."
Walkner hat nun eine Pause, die er u.a. mit Skitourengehen verbringt. Eventuell werde er auch endlich sein seit 2017 gerissenes Kreuzband richten lassen.