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Walkner: Nicht immer mit Grinser im Gesicht

So gut wie nie auf die Dakar vorbereitet? Die Erfahrung fährt mit:

Walkner: Nicht immer mit Grinser im Gesicht Foto: © GEPA

Die Weihnachtszeit 2020 ist für uns alle wenig besinnlich. Für Matthias Walkner ist das aber längst Usus. Zum mittlerweile siebten Mal wird der Jahreswechsel gleich mit der härtesten Prüfung der gesamten 365 Tage beginnen, der Rallye Dakar.

Nach der Premiere im Jänner 2020 wird zum zweiten Mal in Saudi-Arabien gefahren, manche Umstände sind also bekannt.

Und doch wird vieles anders sein, wenn sich der Salzburger am Weihnachtstag Richtung Nahost aufmacht - was auch, aber nicht nur an Corona liegt.

Auch Dubai lieben gelernt

Da die gesamte Rallye-WM vom Virus lahmgelegt wurde und erst Anfang Oktober ein erster Renneinsatz in dieser Saison stattfinden konnte, wurde die Vorbereitung in Dubai ab Mitte November für den Gesamtsieger von 2018 umso wichtiger.

"Ich war fast einen Monat drüben, hatte 20 Fahrtage. So ein großer Block bringt viel mehr als eine einzelne Woche in Marokko. Ich bin erst nach zehn Tagen wieder richtig reingekommen. Ich fühle mich jetzt extrem gut und zuversichtlich", meint ein sehr gut aufgelegter Walkner bei einem virtuellen Medientermin vor der heißen Phase.

"Normalerweise bin ich ein sehr großer Österreich-Liebhaber und froh, viel daheim zu sein. Aber ich kann mich nicht erinnern, es jemals in der Fremde so genossen zu haben, weil das Training von so hoher Qualität war - und Dubai mit Berghängen und Gesteinswüsten auch landschaftlich einen sehr lässigen Mix zu bieten hat."

So passt auch das Selbstvertrauen, das es bei Höchstgeschwindigkeit im Wüstensand braucht: "Ich habe gemerkt, wie gut es vom Rennen und der Navigation her läuft. So fährt man mit stolzer Brust heim. Es ist schon ein anderes Gefühl als letztes Jahr."

Das Problem mit den Sittenwächtern

Besser wird die Vorbereitung nicht. Obwohl wieder Saudi-Arabien als Gastgeber fungiert, ist für Walkner die Streckenführung viel entscheidender - und die verändert sich von Jahr zu Jahr.

(Text wird nach VIDEO fortgesetzt)

"Ob eine Wüste in Saudi-Arabien oder Südamerika ist, macht nicht so einen Unterschied", meint der 34-Jährige. "Was letztes Jahr überraschend war, war die hohe Geschwindigkeit in der zweiten Woche Wir sind oft auf Sicht gefahren - mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 120 Stundenkilometern. Wenn da was passiert, macht es einen großen 'Tuscher'."

Das sollte 2021 durch eine komplexere Navigation entschärft werden.

"Trotzdem wissen wir jetzt besser, was auf uns zukommt. Etwa, dass es im Norden extrem kalt sein kann, morgens minus vier Grad herrschen könnten. Ich versuche zwar, mich immer ein bisschen besser vorzubereiten, aber werde stets eines Besseren belehrt."

Dass Saudi-Arabien politisch umstrittenes Terrain ist - daran will sich Walkner die Finger nicht verbrennen. "Das ist für Sportler immer schwierig. Ich habe manches anders mitgenommen, als uns das Image Saudi-Arabiens eigentlich vermittelt. Es hat landschaftlich viel zu bieten. Und die Leute sind auch sehr freundlich. Aber vielleicht habe ich nur die Schokoladenseite mitgenommen."

Einzig bei einem schnellen Shirt-Wechsel am Parkplatz gab es Probleme: "Mal eben nackter Oberkörper für 30 Sekunden, das geht nicht, da kommt gleich wer."

Den schweren Unfall immer im Blick

"Doch als ich das letzte Mal in ein Tief rutschte, bin ich eben in Bolivien mit gebrochenem Oberschenkel aufgewacht. Das halte ich mir vor Augen und bin schnell wieder auf einem Hoch."

Kraft aus schlechten Erfahrungen

Walkner kennt die extremen Höhen und Tiefen einer Dakar bereits: Einen Sieg ebenso wie einen Unfall samt schwerer Verletzung.

"Es ist eine Mischung, was es schwieriger macht: Natürlich kämpft man gegen das Gelände, aber genauso gegen die Strapazen und, dass man im Kopf mal müde wird", sagt Walkner.

"Aber seit meinem Unfall 2016 sehe ich es als Privileg und bereite mich auch da speziell auf diese zwei Wochen vor. Wenn die vorbei sind, überstrahlen die Glücksmomente alles. Während eines Rennens habe ich nicht immer einen Grinser im Gesicht. Doch als ich das letzte Mal in ein Tief rutschte, bin ich eben in Bolivien mit gebrochenem Oberschenkel aufgewacht. Das halte ich mir vor Augen und bin schnell wieder auf einem Hoch."

Nicht nur durch die schlechten Erfahrungen wird es für ihn immer leichter, sich zu motivieren: "Nach meiner ersten Rallye dachte ich mir: So einen Scheiß mache ich nie wieder! Nach der zweiten in Griechenland habe ich mir gedacht, das ist nicht so schlecht. Es ist wie für einem Bergsteiger: Drei Tage nicht geschlafen, Schneestürme durchgemacht, und dann geben dir die letzten 300 Meter so viel zurück."

Favorit - einer von zwölf

Noch besser, wenn am Ende ein "Beduine" in Händen gehalten werden darf - die Trophäe, die die Top drei überreicht bekommen. "Das muss das Ziel sein, dafür trainieren wir, dafür haut sich die ganze Crew rein. Natürlich kannst du viele Dinge nicht beeinflussen. Aber ich darf mich zu den zehn, zwölf Leuten dazuzählen, die so ein Rennen gewinnen können."

Im Vergleich zu den Hürden, die ab dem 3. Jänner auf Walkner auf dem arabischen Sand warten, sind die Corona-Bedingungen mit zwei nötigen negativen Tests und dreitägiger Quarantäne vor dem Start schon fast als entspannend zu betrachten.

Für Walkner ist klar: "Scheißegal, was dazugehört: Hauptsache, die Sportwelt dreht sich weiter. Es ist ein gutes Zeichen nach draußen, dass es noch etwas anderes als das Coronavirus gibt."

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