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Rallye Monte Carlo - Mit Vollgas in neue Ära

Bei "Mutter aller Rallyes" fahren die Top-Piloten zum Teil elektrisch.

Rallye Monte Carlo - Mit Vollgas in neue Ära

Die interessierten Blicke der Motorsport-Fans sind auf die "Mutter aller Rallyes" gerichtet.

Die "Monte" zählt zu den ältesten und prestigeträchtigsten Motorsport-Veranstaltungen der Welt. Von Donnerstag bis Sonntag steigt bereits die 90. Auflage der Traditionsveranstaltung und läutet damit die 50. Saison in der WRC ein. 

Mit dem Auftakt in die neue Rallye-Saison erfolgt der Startschuss für eine neue Ära. Das Hybrid-System der neuen Rally1-Fahrzeuge sorgt für die Rückführung von Energie, die sonst beim Bremsen in Form von Wärme oder auch beim Dahingleiten verloren geht. Diese Energie speist eine 3,9 kWh starke Batterie. Diese steht dann bereit, um den 1,6 Liter großen und rund 279 kW (380 PS) starken Vierzylinder-Turbo in mehreren Intervallen für jeweils drei Sekunden mit einem Zusatzschub von 100 kW (136 PS) zu unterstützen.

Damit erreicht die Systemleistung der 1.260 Kilogramm leichten Allrad-Boliden temporär über 368 kW (500 PS). Dies genügt für atemraubende Fahrleistungen wie etwa eine Beschleunigung auf 100 km/h in 3,2 Sekunden.

Für einen CO2-neutralen Fußabdruck sorgt auch der spezielle Treibstoff, der ab dieser Saison in der Rallye-Weltmeisterschaft für die Rally1-Topklasse zum Einsatz kommt. Er besteht aus einer Mischung aus synthetischen und biologisch hergestellten Komponenten und ist zu 100 Prozent nachhaltig.

"Wir haben eine sehr intensive Zeit hinter uns, damit wir die vier Hybrid Rally1 rechtzeitig für den Beginn der Rallye Monte Carlo in der kommenden Woche an den Start bringen können", erläutert M-Sport-Teamchef Richard Millener über den Ford Puma (Bild).

"Dank der Hilfe von Ford und mit Unterstützung vieler Mitarbeiter von Ford auf der ganzen Welt ist es uns gelungen, ein wirklich fantastisches Rallye-Auto auf die Räder zu stellen. Wir können es kaum abwarten, sein enormes Potenzial im Lauf der neuen WM-Saison aufzuzeigen."

Zum ersten Mal seit langer Zeit dient Monte Carlo wieder an allen vier Rallye-Tagen als Dreh- und Angelpunkt des Saison-Starts, der Service-Park schlägt seine Zelte von Beginn an im mondänen Hafen von Monaco auf.

Österreichs einziges Team setzt auf prominente "Eis-Spione"

Österreichs einziges Team setzt auf prominente
Foto: © getty

Die insgesamt 17 Sonderprüfungen (SP) über eine Gesamtlänge von 296 Kilometer führen die Teams aber wie gehabt in die französischen Seealpen. Charakteristisch für die "Königin unter den Rallyes" sind die unsicheren Witterungs- und Straßenverhältnisse: Von trockenem oder nassen Asphalt bis hin zu verschneiten und vereisten Gebirgspässen müssen die Piloten mit allen Unterlagen umgehen - bisweilen sogar in ein und derselben Prüfung.

Das macht speziell die Wahl der richtigen Reifen zu einer besonders schwierigen Aufgabe für die Fahrer und ihre Teams, die dafür extra im Vorhinein "Eis-Spione" auf die Strecke schicken, die ihnen über die Verhältnisse berichten. Österreichs einziges Team Johannes Keferböck mit Co-Pilotin Ilka Minor im Skoda Fabia Rally2 evo setzt auf die Dienste von Franz Wittmann junior und Bernhard Ettl, die einst als Duo erfolgreich bei der "Monte" im Einsatz waren.

Weltmeister Ogier: "Das wird richtig kompliziert für uns Fahrer"

Weltmeister Ogier:
Foto: © getty
Auch die französischen Überflieger und Super-Sebs Ogier und Loeb lassen sich den Auftakt ins neue Zeitalter nicht entgehen. Beide sind gespannt, wie das Hybrid-System und das Nachladen während der Fahrt funktioniert. Aufgabe für den Piloten ist es, am Start jeder Sonderprüfung mit voll geladener Batterie anzukommen – und die gespeicherte Energie anschließend möglichst clever einzusetzen.

"Das wird richtig kompliziert für uns Fahrer", meint Weltmeister Sebastien Ogier (Toyota GR Yaris Rally1). Der achtfache Weltmeister und achtmalige Sieger bei der "Monte" weiß: "Nur in den ersten Sekunden nach dem Start können wir die volle Leistung von über 500 PS nutzen. Danach muss ich beim Bremsen genug Ladung rekuperieren, um an strategisch wichtigen Stellen erneut elektrische Leistung abrufen zu können."

Die Rally1-Fahrzeuge werden in jeder Service-Pause extern aufgeladen. Damit können sie auf vorgeschriebenen Streckenabschnitten – zum Beispiel bei Ortsdurchfahrten – komplett elektrisch fahren. Das Einsetzen der Elektro-Power steuert komplett die Motorelektronik. Der Fahrer darf nicht manuell eingreifen, einen Push-to-Pass-Knopf wie in der Formel E gibt es nicht.

Das in Österreich und Deutschland gefertigte Hybrid-System ist nicht die einzige Neuheit der Rally1-Werksautos. Basis ist ab sofort nicht mehr die Rohkarosse eines Serienmodells. Stattdessen bildet das Rückgrat der Rally1-Boliden - ähnlich den Tourenwagen der früheren DTM - ein Gitterrohrrahmen, in dem nicht nur die rund 80 Kilogramm schwere Batterie des Hybrid-Systems einen Crash-geschützten Platz findet.

Der 47-jährige Loeb, der noch vor wenigen Tagen bei der Dakar in der arabischen Wüste im Einsatz war, wird den neuen Ford Puma (Bild oben) pilotieren. Auch auf den neunfachen Weltmeister und achtmalige Gewinner der "Monte" werden die Blicke der Fäns gerichtet sein.

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