Dieter Quester, eben 85 geworden, schrieb schon vor Jahren seine Erlebnisse auf, Titel: "Wie komme ich vom Rennsport los?"
Nun, am 13. Juni wird sein Jahrgangskollege Armin Holenia 85, und auch bei der Legende als Radioreporter, Pressebetreuer für Veranstaltungen, Sponsoren, Teams, Fahrer, Moderator und Streckensprecher muss man diese Frage stellen.
Denn der gebürtige Grazer tanzt noch immer (mit seinem Kompagnon Wolfgang Nowak) auf vielen Hochzeiten des heimischen Motorsports, weiterhin im Rallye- wie im Rundstreckenbereich.
Den heimischen Motorsport mitgeprägt
Armin hat den heimischen Motorsport seit der Rindt-Ära erlebt und - das ist nicht übertrieben - mitgeprägt.
Vom Memphis-Team, der ersten großen heimischen Unterstützung für heimische Sportler und Veranstalter, über die Pressearbeit im Motorsport für Fiat/Lancia, Renault, Ford und Mitsubishi.
Von Franz Wittmann über Raphael Sperrer bis Kurtl Göttlicher, Manfred Stohl und Andreas Aigner reichte die Liste "seiner" Schützlinge ohne die vielen aktuellen alle aufzuzählen. Und er betreute auch Alex Wurz in den ersten Jahren im "großen" Rennsport.
Die Safari-Rallye war Holenias Lieblingsevent
Für Ö3 und später Radio Wien war er auch jahrelang im Auslandseinsatz, in der Formel 1 genauso wie in der Rallye-WM nebst Tennis- und anderen Einsätzen.
Für die Hörer war seine Stimme, waren seine Beiträge (auch, als es noch kompakte Sportsendungen im ORF-Radio gab) die Quelle für rasche und verlässliche Informationen - mit dem Fokus auf österreichische Aspekte.
"Von wie vielen Grands Prix und Rallye-WM-Läufen ich berichtete, weiß ich nicht mehr, ich führte keine Aufzeichnungen. Aber es waren viele", sagt Armin. Eines weiß er aber genauer: Seinen Lieblingsevent, die Safari-Rallye, "coverte" er 18 Mal.
Da gab es einiges zu erleben, nicht nur mit den Topstars der Branche damals von Röhrl bis Alen, von Kankkunen bis Waldegaard.
Sondern auch für die mitgereisten heimischen Kollegen, und zwar nicht nur an der staubigen Strecke, sondern auch an Hotel-Pools oder in Bars. (Nähere Einzelheiten dazu können die Kollegen Franz P. aus Graz und Michael S. aus Salzburg erzählen, Namen dem Autor bekannt.)
Viele Geburtstage in Montreal gefeiert
Ich darf für mich in Anspruch nehmen, mit Armin sehr viele Geburtstage gefeiert zu haben. Denn Mitte Juni war immer Kanada-GP, und es wurde Tradition, den Sonntagabend nach dem Rennen im beliebten "Restaurant au Vieux Port" in der Rue Saint-Paul in der Altstadt von Montréal ausklingen zu lassen.
Mit Drinks auf Geburtstagskind Armin. Manchmal stießen wir auch mit Jean Alesi an, der hat am 11. Juni Geburtstag, aktuell auch schon den 60er. Und der sympathische Langzeitkollege von Gerhard Berger feierte seinen einzigen F1-Sieg 1995 in Montréal.
Bei den Rallye-WM-Läufen schaffte es Armin spielend, seine aktuellen Radiobeiträge und allfällige Presseinformationen für Klienten unter einen Hut zu bringen. Was aber nicht hieß, dass er im Radio "gefärbt" berichtete. Da war er strikt objektiv.
Als er in Australien 1989 die Pressearbeit für Franz Wittmann und Jörg Pattermann im Lancia machte, kamen in seinen Beiträgen fürs Radio auch Sepp Haider (Opel-Werkfahrer) und Rudi Stohl (Audi-Privatier) fast auf die Sekundenlänge gleich zu Wort.
Bewährungsprobe beim Österreich-GP bravourös bestanden
Die internationale Bewährungsprobe in der Formel 1 bestand Holenia aber beim Österreich-GP auf dem A1-Ring, als er dort in den letzten Jahren den nationalen Pressechef mit Bravour und viel Sympathie gab - im Zusammenspiel mit seinem alten Kumpel, dem damaligen GP-Chef Hans Geist, der wiederum als Rallyeglüher schon früh Armins Weg gekreuzt hatte.
Es war eine Zeit, als die Pedanterie der FIA noch nicht so exzessiv fortgeschritten war wie heute, als auf dem A1-Ring noch die österreichische Leichtigkeit die Sympathie der ausländischen Kollegen spielend gewann.
Ad multos annos!
Jetzt wird Armin 85 und wird vermutlich nicht viel Zeit zum Feiern haben, denn die nächsten Rallyes, die nächsten Suzuki-Cup-Läufe usw. müssen vorbereitet werden.
Eigentlich müsste (fast) der gesamte heimische Motorsport "danke" zu Armin sagen. Und die Fachjournalisten für eine perfekte Pressearbeit, die man nur mit entsprechender Begeisterung für die Materie bewältigen kann.
In diesem Sinne: Ad multos annos, Armin!