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Gerhard Berger vor 65er: Weit weg von ruhigem Lebensabend

Gerhard Berger ist vor seinem 65. Geburtstag noch immer sehr umtriebig - eine Rückkehr in den Motorsport in einer tragenden Rolle ist nicht angedacht.

Gerhard Berger vor 65er: Weit weg von ruhigem Lebensabend Foto: © GEPA

Am Dienstag wird Gerhard Berger 65 und erreicht damit das gesetzliche Regelpensionsalter.

Von einem ruhigen Lebensabend ist der Ex-Formel-1-Pilot und Unternehmer jedoch weit entfernt. "Ich würde mir sogar etwas mehr Ruhestand wünschen", sagte der Tiroler, der im APA-Gespräch mit seinem fortschreitenden Alter durchaus haderte. In seinen späten Jahren noch in einer führenden Rolle im Motorsport tätig sein - nach dem Modell Helmut Marko - werde er nicht, betonte er.

"Wenn ich die Zahl 65 sehe, denke ich mir: Das gibt es nicht! Man fühlt sich weder beim Reden noch im Kopf so, körperlich vielleicht ein bisschen, aber man kann es überhaupt nicht glauben und verstehen", bekundete Berger sein inneres Unbehagen mit dem Alter.

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Man bekomme "mehr und mehr die Sicht oder die Gedanken, dass das endend ist", gab er zu. Die "Zielgerade", so der Titel seiner 1997 mit Herbert Völker geschriebenen Biografie, naht gleichsam. "Das ist schon ernüchternd, aber so ist das Leben."

Das Leben, das war für den in Wörgl als Sohn eines Logistik-Unternehmers geborenen Berger seit früher Kindheit von Motoren dominiert. Über diverse Serien kam er mit Hilfe seines Förderers Marko in die Formel 3, 1984 gab er als 24-Jähriger auf dem Österreichring sein Formel-1-Debüt für ATS-BMW.

In der Königsklasse folgten Stationen bei Arrows, Benetton, Ferrari, McLaren (Teamkollege von Ayrton Senna), Ferrari und wieder Benetton. 1989 überstand er einen Feuerunfall in Imola relativ glimpflich.

Berger: "Es war die beste Zeit"

"Fast täglich" werde er heute noch mit seiner Formel-1-Laufbahn konfrontiert - sei es durch Interviewanfragen, Autogrammwünsche, "oder wenn man bei seiner Pokalwand vorbeigeht". Zehn Grand-Prix-Siege feierte der ewige Spitzbub von 1986 bis 1997, 48 Podestplätze waren es insgesamt. 1988 und 1994 belegte er als Ferrari-Pilot den dritten WM-Rang.

Das Talent für mehr wurde ihm seit jeher nachgesagt, doch Berger ist mit seiner Karriere im Reinen. "Es war die beste Zeit", erklärte er. Nicht nur, weil die Autos damals "richtige Monster" gewesen seien, sondern auch, weil "diese moderne Social-Media-Welt noch nicht aktiviert war".

Nach seinem Rücktritt blieb Berger der Formel 1 als BMW-Motorsportchef (1998 bis 2003) verbunden und hielt beruflich und privat engen Kontakt mit Red-Bull-Tycoon Dietrich Mateschitz. Von 2006 bis 2008 war er 50-Prozent-Eigentümer des Mateschitz-Rennstalls Toro Rosso.

Noch immer Angebote am Tisch

Seit dem Tod seines Vaters bei einem Flugzeugabsturz 1997 führt er daneben das Familiengeschäft weiter. Von 2017 bis zu ihrer Auflösung Ende 2022 war Berger Vorsitzender der ITR, der ehemaligen Dachorganisation der DTM - und damit De-facto-Chef der Rennserie, in der sein Neffe Lucas Auer immer noch fährt.

Aktuell verfolgt er die rasante Welt des Motorsports aber hauptsächlich als interessierter Beobachter. Zweimal im Jahr, in Bahrain und in Spielberg, schaue er bei der Formel 1 vorbei.

Gewisse Angebote und Positionen würden ihn zwar noch reizen, wären aber nicht mehr mit seinem Leben vereinbar. "Ich habe es ja immer wieder am Tisch liegen. Aber im Jahr 24 Rennen weltweit zu besuchen, das schaffe ich nicht mehr, dazu ist die Motivation nicht ausreichend", stellte er klar.

Sowohl privat als auch als Unternehmer ist Berger voll eingespannt. "Ich habe ja noch zwei sehr junge Kinder, ich habe auch nicht so richtig jemanden für meine Betriebe gefunden. Daher bin ich automatisch immer wieder gefordert", erzählte er.

Tragende Rolle? "Macht nur Sinn, wenn ich jünger wäre"

Neben drei Töchtern aus zwei früheren Beziehungen zieht Berger mit seiner gegenwärtigen Freundin Helena Tochter Ella (10) und Sohn Johann (7) groß. Vor allem der Sohnemann, der im Kartsport erste Schritte unternimmt, halte ihn auf Trab.

In seinem Alter werde außerdem die Gesundheit, und was man dafür braucht, immer wichtiger. "Es endet immer mit dem gleichen Gedanken: Das Ganze würde nur Sinn machen, wenn man wieder jünger wäre", sagte Berger über eine mögliche Rückkehr in eine tragende Rolle.

Dass Helmut Marko mit 81 noch immer fast jede zweite Woche um die Welt jettet, finde er zwar bewundernswert, aber: "Der hat eine andere Grundeinstellung."

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