Frankreich möchte Obdachlose vor der Rugby-Weltmeisterschaft im Herbst 2023 und vor den Olympischen Spielen 2024 von Paris in die Provinz verfrachten.
Wie die Zeitung "Le Monde" am Mittwoch berichtete, habe die Regierung die Präfekten angewiesen, temporäre Aufnahmezentren zu schaffen, von wo aus Obdachlose binnen drei Wochen dann in eine dauerhafte Unterkunft in den Regionen verlegt werden sollen. Hilfsorganisationen äußerten sich skeptisch zu den Plänen.
Viele Hoteliers im Großraum Paris wollten diese prekäre Gruppe nicht mehr aufnehmen, da sie während der zwei Sportveranstaltungen einen Kundenansturm erwarteten, hatte Wohnungsbauminister Olivier Klein kürzlich festgestellt.
Fast 5.000 Zimmer für die Notunterbringung gingen so verloren. Von der Maßnahme sind insbesondere auch Flüchtlinge betroffen, die im Großraum Paris auf der Straße oder in Notunterkünften leben.
Kritik an der Maßnahme
Die Föderation der Akteure der Solidarität (FAS) merkte an, dass es zwar grundsätzlich gut sei, Menschen von der Straße zu holen und unter würdigen Bedingungen einzuquartieren. Allerdings mangle es in der Praxis an Notunterkünften und am politischen Willen für eine echte Betreuung. Die Menschen bloß in Paris in Busse zu setzen, führe nicht weiter.
Die Stiftung Abbé Pierre zweifelte an, dass es in der Praxis gelingen kann, Obdachlose binnen drei Wochen aus der Prekarität herauszuholen und umzusiedeln, wie "Le Monde" berichtete.
Erstaunlich sei, dass das Programm, Migranten in die Provinz zu schicken, ausgerechnet mit den Olympischen Spielen zusammenfalle. Die Frage sei, ob die Regierung damit sicherstellen wolle, dass es keine Zeltlager mit Obdachlosen mehr gebe, bevor Millionen von Menschen nach Frankreich kommen.
In Paris und am Stadtrand gibt es immer wieder Zeltlager mit Flüchtlingen, die regelmäßig von den Behörden geräumt werden. Doch daraufhin bilden sich immer wieder neue Lager, in denen Migranten unter prekären Bedingungen in Zelten leben.