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Luka Brajkovic: Gut genug für die NBA?

Der Vorarlberger ist das größte Talent seit Pöltl. Aber wie gut ist er wirklich?

Luka Brajkovic: Gut genug für die NBA? Foto: © GEPA

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Seit Jahren wird sein Name von Insidern geraunt, wenn es um die größten Talente des heimischen Basketballs geht: Luka Brajkovic.

Seit Jakob Pöltl am 23. Juni 2016 von den Toronto Raptors gedraftet wurde, ist endgültig allen klar: Ja, man kann es auch aus Österreich in die NBA schaffen. Talent, Zielstrebigkeit, Arbeitswille und eine Portion Glück natürlich vorausgesetzt.

Brajkovic, 2,08 Meter groß, bringt die ersten drei dieser Attribute mit. Und nun wagt er auch sein Glück. Der 19-Jährige wechselt ans College in die USA, um seinem Traum von der NBA einen Schritt näher zu kommen. Aus dem Dornbirner Lion wird eine Davidson Wildcat - der Flug ging am Sonntag.

Im Juli wird Brajkovic für administrative Tätigkeiten noch einmal in die Heimat kommen, ab Mitte August bleibt er fix in Davidson.

"Ich kann mir vorstellen, dass das gut für ihn passen wird"

Pöltl über die College-Wahl

Zahlreiche Colleges haben sich um den Vorarlberger, der Center und Power Forward spielen kann, bemüht, unter anderem renommierte Institutionen wie Stanford, Penn State und Purdue. Aus dem kleinen, beschaulichen Ländle auf den kleinen, beschaulichen Campus in North Carolina. Davidson ist keine dieser bombastischen Unis, lediglich rund 2.000 Studenten tummeln sich im 10.000-Einwohner-Städtchen.

„Ich kann mir vorstellen, dass das gut für ihn passen wird“, sagt Pöltl. Auch Raoul Korner, österreichischer Erfolgscoach bei BBC Bayreuth, der den Youngster schon als Trainingsgast hatte, meint: „Er wird dort gut aufgehoben sein.“

Die Wildcats haben bisher fünf Spieler in die NBA gebracht, allen voran Stephen Curry, zweifacher NBA-Champ und zweifacher MVP, einer der prägendsten Spieler der vergangenen Jahre.

Eine umstrittene Entscheidung

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Ihr Können beweisen die Studenten in der Atlantic 10 Conference. Hubert Schmidt, Basketball-Experte bei LAOLA1, meint: „Die Conference ist okay, aber nicht so stark wie die Pac-12, in der Pöltl mit Utah gespielt hat. Das Niveau ist gut, er ist sicher gefordert. Ich schätze es so ein, dass es die richtige Größe für ihn ist.“

Dass der Center erst 2018 den Schritt aus der zweiten österreichischen Liga wagt, hat im vergangenen Sommer doch überrascht. Viele Beobachter sahen Brajkovic bereits vor einem Jahr soweit, seine Karriere anderswo voranzutreiben.

Im Nachhinein kann Schmidt den Verbleib in Dornbirn gut nachvollziehen: „Wenn man sich seine Entwicklung in dieser Saison ansieht, ist seine Entscheidung, noch ein Jahr in Dornbirn zu bleiben, verständlich. Wenn er auf höchstem Level eine Chance haben will, muss er von außen mehr können, als das noch vor einem Jahr der Fall war.“

„Er hat in Dornbirn viel mit einem zweiten Großen gemeinsam gespielt und konnte deshalb viel aus der Distanz machen. Er hat im Spiel von außen wirklich gute Fortschritte gemacht. Für seine Entwicklung war das wichtig. Bei einem Erstliga-Klub hätte er auch viel Spielzeit bekommen, aber in den Spielen nicht so viel von dem probieren dürfen, was er jetzt in Dornbirn umsetzen konnte.“

"Er bewegt sich gut, hat viel Gefühl im Abschluss – so macht er viele Punkte, ohne dass es großartig aussieht"

LAOLA1-Experte Hubert Schmidt

In der für Dornbirn im Viertelfinale im März zu Ende gegangenen Saison in Österreichs zweithöchster Spielklasse hat sich der Big Man zu einem der besten Spieler der Liga entwickelt, ist mit rund 18 Punkten und acht Rebounds pro Spiel unter den Top 10 der jeweiligen Kategorie zu finden. Auch in Sachen Effizienz-Wertung kann ihm nur eine Handvoll Konkurrenten das Wasser reichen.

Hinzu kommt eine unglaubliche Konstanz, mit der der Youngster, der ab November fast zwei Monate verletzungsbedingt passen musste, seine Leistungen abruft, in lediglich zwei Spielen scorte er nicht zweistellig. „Er bewegt sich gut, hat viel Gefühl im Abschluss – so macht er viele Punkte, ohne dass es großartig aussieht“, stellt Schmidt fest.

Der langjährige Wegbegleiter und ehemalige Coach von Pöltl bei den Vienna D.C. Timberwolves ist von den Qualitäten des Big Man überzeugt: „Er ist für seine Größe extrem koordiniert. Er hat Gefühl im Abschluss. Es gibt auch andere athletische Große, aber er ist in der Feinkoordination sehr gut. Er ist mit Abstand der beste Shotblocker in der Liga. Ein großer Mann, der koordinativ und motorisch sehr gut ist und sehr gute Grundvoraussetzungen hat, um auf höherem Level spielen zu können.“

Es kommt (nicht) auf die Größe an

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Auch was die Einstellung betrifft, ist nichts Negatives über das Talent zu hören. „Er ist menschlich top, was ich so mitbekomme. Er fällt nie negativ auf. Seine Körpersprache ist immer vorbildlich“, hat Schmidt beobachtet.

Doch freilich ist Brajkovic‘ Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen. „Technisch muss er sich sicher in allem noch verbessern, aber er hat da noch viel Spielraum, da kann noch viel weitergehen. Er muss auch defensiv noch besser werden. Er nützt seine Beweglichkeit und Athletik zwar aus, ist aber nicht so ein dominanter Verteidiger, wie es Pöltl damals in der zweiten Liga war. Im modernen Spiel und mit seiner Größe wird erwartet, dass er auch Leute von außen verteidigen kann.“

Stichwort Größe. Mit 2,08 Metern ist der 19-Jährige für die Relationen eines Normalsterblichen zwar ein Riese, die meisten Center in der NBA würden ihn aber dennoch überragen. Zum Vergleich: Pöltl wurde bei der Draft Combine mit 2,14 Metern ohne Schuhe ausgemessen.

Schmidt sagt: „Er ist schon signifikant kleiner als Pöltl, aber Clint Capela, der Center der Rockets, ist beispielweise auch nur 2,08 Meter groß, dafür aber extrem athletisch und beweglich. Prinzipiell geht der Basketball in die Richtung, dass man vielseitig sein muss. Wenn Brajkovic nicht so groß ist, muss er einfach vielseitiger sein. Bei Golden State spielt Draymond Green mit knapp über zwei Metern manchmal als Center, kann aber auch einen Point Guard verteidigen.“

"Ich glaube, er ist in einem Jahr so weit, dass er einen Impact im Nationalteam haben kann"

Schmidt ist zuversichtlich

Viel wird also auf die Ausbildung ankommen, die Brajkovic in Davidson zugedacht wird. Die „Wildcats“ haben sich zuletzt auf die Entwicklung von großen Spielern spezialisiert und mit Bob McKillop einen erfahrenen Trainer, der bereits seit 1989 im Amt ist.

Die Chancen, dass der Vorarlberger von Beginn an viel Spielzeit bekommt, stehen jedenfalls nicht schlecht, die meisten Big Men im Roster waren "Seniors", werden in der kommenden Saison also nicht mehr zur Verfügung stehen.

Brajkovic, dessen kleiner Bruder Filip (17) ebenfalls schon bei den Dornbirn Lions Spielpraxis sammeln darf und zu den talentierteren Guards seines Jahrgangs zählt, wird wohl trotzdem auch weiterhin in heimischen Gefilden am Parkett zu sehen sein.

Bereits im Oktober hat ihn Teamchef Matthias Zollner ins Nationalteam einberufen, als ersten Zweitliga-Spieler überhaupt. Eine Entscheidung, die durchaus auch Kritik hervorrief. Schmidt verteidigt die Entscheidung: „Ich hätte ihn auch einberufen. Bevor ich einen nehme, der vielleicht aktuell ein bisschen besser ist, aber bei weitem nicht dieses Potenzial hat… Ich glaube, er ist in einem Jahr so weit, dass er einen Impact im Nationalteam haben kann.“

Besuch von NBA-Scouts

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Und wie sieht es nun aus? Kann es Brajkovic in die NBA schaffen? „Die Zukunft ist schwer vorherzusehen. Man konnte bei Pöltl auch nicht fix davon ausgehen, dass er es in die NBA schafft, als er aufs College gegangen ist. Wenn er ein Euroleague-Spieler werden sollte, ist es auch ein super Erfolg. Für die NBA muss schon alles passen“, erklärt Schmidt.

Tatsache ist, dass NBA-Scouts den Youngster, der einst Fußball-Tormann im Nachwuchs von BW Feldkirch war, auf dem Zettel haben. Wie viele, viele andere Talente auch, wohlgemerkt. Als die Lions Anfang März in Wien bei den Timberwolves zu Gast waren, sahen zwei Scouts der Brooklyn Nets und Utah Jazz dem jungen Mann genau auf die Finger.

Ein weiteres Indiz dafür, dass der 19-Jährige die Grundvoraussetzungen mitbringt, um in die großen Fußstapfen von Jakob Pöltl zu treten. Der Raptors-Center selbst sagt: „Luka hat es geschafft, seinen eigenen Weg zu gehen. Er hat sich selbst nach oben gekämpft. Und er hat, so wie ich auch, noch einen weiten Weg vor sich.“

Doch immerhin, aus dem Raunen von vor einigen Jahren ist ein Name geworden, den Experten international schon auf dem Zettel haben.

Mit dem eingebürgerten Giorgi Bezhanishvili wechselt zur kommenden Saison übrigens noch ein Österreicher an ein renommniertes College. Der 19-Jährige aus dem Nachwuchs der Basket Flames, der auch schon ein Jahr bei Klosterneuburg in der ABL gespielt hat, war zuletzt ein Jahr an der High School in den USA und steht künftig für die University of Illinois am Parkett.

Der gebürtige Georgier kann zwar auch Center spielen, ist aber eher ein Power Forward, technisch aktuell vielseitiger als Brajkovic, athletisch aber nicht ganz mit dem Potenzial des Vorarlbergers ausgestattet.

Auch der 20-jährige Big Man Max Schuecker wird ab Herbst an einem Division-I-College spielen. Der wie Pöltl von den Vienna D.C. Timberwolves stammende Wiener lief zuletzt in der ABL für Oberwart auf und wechselt nun zu Montana State.

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