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Österreichs Basketball will die Pöltl-Welle reiten

Basketball will es besser machen als Tennis bei Muster. Teamchef warnt vor einem Fehler:

Österreichs Basketball will die Pöltl-Welle reiten Foto: © GEPA

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Gemma Pöltl schauen!

Mit Jakob Pöltl hat der österreichische Basketball derzeit eine Hauptattraktion, wie sie im Buche steht. Gemeinam mit dem NBA-Legionär will das Nationalteam die Vorqualifikation zur WM überstehen und dabei das Publikum im Schwechater Multiversum beziehungsweise zu Hause am LAOLA1-Livestream begeistern.

Ein wenig über den Tellerrand blickend, können diese wichtigen Termine jedoch nur Schritt eins in der Weiterentwicklung einer ganzen Sportart im Windschatten ihres Superstars sein.

Nicht nur Thomas Klepeisz weiß: "Diese Welle sollte man reiten! Mit Jakob hat der österreichische Basketball eine Möglichkeit, die er noch nie hatte. Natürlich spüren wir anderen Spieler das auch, die Vorbereitungsspiele sind so gut besucht wie noch nie. Der Hype um ihn ist da."


Eine Chance wie Muster oder Vanek

Es zählte in der Vergangenheit nicht zu den herausragenden Talenten von diversen rot-weiß-roten Sportfachverbänden, besagten Hype um herausragende Einzelkönner so auszunutzen, um Erben, die in ihre Fußstapfen treten könnten, zu kreieren.

Tennis war in den 90ern dank der Erfolge von Thomas Muster ein absoluter In-Sport, von flächendeckendem Erfolg war nach ihm keine Spur. Mit Dominic Thiem bekommt nun eine ganze Sportart eine neue Chance, Talente gezielter zu fördern und sich auf internationalem Top-Niveau breiter aufzustellen.

Der Schwimmsport ist hierzulande nach der Ära von Markus Rogan und Mirna Jukic komplett abgesoffen, zumindest in der Öffentlichkeit. Wie gut im Eishockey die Vorreiterrolle eines Thomas Vanek, aber auch seiner NHL-Kollegen Michael Grabner und Michael Raffl, genutzt wird, bleibt abzuwarten - eine Vielzahl an NHL-Legionären, wie sie etwa die Schweiz inzwischen vorzuweisen hat, ist jedoch nicht in Sicht.

Auf der internationalen Landkarte

"Ich hoffe, dass wir es besser machen können", sagt Klepeisz, der selbst in Deutschland als Legionär in Braunschweig tätig ist, "es ist wichtig, dass das Nationalteam mitzieht und an Jakobs persönliche Erfolge anknüpfen kann. Man merkt schon, dass jetzt mehrere Östereicher im Ausland unterwegs sind. Ich hoffe, dass noch mehr im Ausland unterkommen. Thomas Schreiner spielt in der spanischen Liga. Rasid Mahalbasic war gefühlt schon in jeder Topliga in Europa. Ich hoffe, dass ich auch noch länger im Ausland in Topligen spielen kann. Jakob ist natürlich unser Vorreiter und Zugpferd."

"Jakob hat es geschafft, dass Österreich auf der internationalen Basketball-Landkarte zumindest einmal ein Begriff ist."

Thomas Klepeisz

"Jakob hat es geschafft, dass Österreich auf der internationalen Basketball-Landkarte zumindest einmal ein Begriff ist. Ich hoffe, dass der Nachwuchs dies weiterführen kann", so der bald 26-Jährige weiter.

Pöltl ist fraglos ein Ausnahmetalent. Dieser Begriff setzt quasi voraus, dass Spieler dieses Potenzials nicht die Regel sind. Sie bieten jedoch gleichzeitig die Chance, Jugendliche auf diesen Sport aufmerksam zu machen und so vielleicht unentdecktes Talent aufzuspüren.

Wunsch: 24 Leistungsträger fürs Nationalteam

Teamchef Kestutis Kemzura, der derzeit mit zahlreichen Absagen konfrontiert ist und bei der Erstellung seines 12-Mann-Kaders nur bedingt die Qual der Wahl hatte, hat in diesem Zusammenhang eine Vision:

"Einer der Gründe, warum man Jakob danken muss, dass er zum Nationalteam gekommen ist, ist, dass er attraktiv für euch Medien ist", erklärt der Litauer bei der ÖBV-Pressekonferenz vor der Vorqualifikation, "und ihr Medien habt eine große Macht. Ihr könnt Aufmerksamkeit erzeugen und dafür sorgen, dass mehr über Basketball gesprochen wird. Vielleicht gehen jetzt 100 Kinder mehr zum Basketball, und nach einigen Jahren haben wir nicht mehr nur zwölf Spieler, sondern 24 - und für einen Teamchef, der in einigen Jahren statt mir hier sitzen wird, gibt es mehr Auswahl."


Gerade bei Kindern und Jugendlichen gilt es den Hebel anzusetzen und Werbung in eigener Sache zu betreiben.

"Die Kinder vergöttern Jakob"

"Jakob bringt sehr viel Interesse am Basketballsport und am Nationalteam ein. Es ist wichtig, dass man das nutzt, Leute in die Halle bekommt und dadurch auch die Jugendlichen mehr zum Basketballsport bewegt. Das ist für die Weiterentwicklung dieses Sports in Österreich enorm wichtig. Für Kinder ist es immer wichtig, Vorbilder zu haben, wo man sagt: 'Wo der ist, möchte ich auch hin, dafür arbeite ich'", erklärt Thomas Schreiner.

Klepeisz berichtet, dass Pöltl natürlich gerade auf diese Zielgruppe eine spezielle Wirkung hat: "Am coolsten am Hype um Jakob finde ich, dass die Kinder das zu schätzen wissen. Man sieht, wie sie ihn anschauen, mehr oder weniger vergöttern oder als Idol sehen. Mit seinen 2,13 Metern ist er halt auch ein Riese und macht dementsprechend Eindruck auf die Kinder. Wenn sie sehen, was er erreicht hat, motiviert es sie hoffentlich. Da wollen wir hinkommen, dass Kinder Sport ausüben und vor allem Basketball spielen."

Pöltl ist sich seiner Rolle als österreichischer NBA-Pionier durchaus bewusst. Seinen Sport in der Heimat zu fördern, war und ist ihm stets ein Anliegen: "Es ist mir wichtig, dass in Österreich mit Basketball etwas weitergeht. Ich hoffe, dass meine Anwesenheit beim Nationalteam beziehungsweise dass andere Spieler erfolgreich in Europa unterwegs sind, bei der österreichischen Jugend etwas bewirkt, mehr Kinder zum Basketballspielen anfangen, ein Hype entsteht."

Brajkovic auf Pöltls Spuren?

Hoffen darf man natürlich auch, dass Talente, die diesen Sport längst für sich entdeckt haben, ihren Weg machen. "Es gibt in Östereich jetzt schon wieder einige Nachwuchs-Hoffnungen, die ähnliche Veranlagungen wie Jakob haben, und wo man darüber munkelt, dass sie es vielleicht schaffen könnten", verrät Klepeisz.

Der Burgenländer denkt dabei vor allem an Luka Brajkovic von den Dornbirn Lions: "Ich habe schon viel Gutes über Luka Brajkovic gehört, er spielt jetzt gerade bei der U18-EM. Außerdem gibt es viele, die jetzt vielleicht noch unter dem Radar fliegen. Man muss nicht immer schon mit 13, 14 oder 15 entdeckt werden. Ich kann mich noch erinnern, dass Anton Maresch erst mit 17 oder 18 Jahren ins Nationalteam gekommen ist. Man kann auch später explodieren und richtig viel aus sich machen."

"In Litauen haben wir aber ein Problem bekommen. Jeder wollte plötzlich wie Arvydas Sabonis sein, jeder wollte Nummer 11 sein. Keiner wollte mehr der Spieler sein, der den Ball passt. Lernt aus dem Fehler, den wir gemacht haben!"

Teamchef Kestutis Kemzura

Das mittelfristige Ziel: Möglichst viele Spieler möglichst hochklassig unterzubringen - ähnlich wie es in den vergangenen zehn bis 15 Jahren im österreichischen Fußball gelungen ist. Im Basketball muss es dabei nicht zwingend Übersee sein.

"Umso mehr Spieler wir in guten Ligen haben: Super! In der NBA wäre natürlich noch besser, weil das Interesse noch größer ist, aber beides ist wichtig: Spieler auf hohem europäischem Niveau und in der NBA würden dem Basketball sehr viel bringen", meint Schreiner.

Den "Sabonis-Fehler" vermeiden

Laut Kemzura habe man in Österreich bereits angefangen, das Phänomen Pöltl für mehr Breitenwirksamkeit zu nutzen. Dem 47-Jährigen ist es jedoch ein Anliegen, nicht einen Fehler seiner Heimat Litauen zu begehen und weist auf das Beispiel des legendären Centers Arvydas Sabonis hin:

"Sabonis hat in Litauen mit 16 Jahren begonnen, in der ersten Division gegen Erwachsene zu spielen. Er war ein spezielles Talent. Nun ist Jakob Pöltl das beste Beispiel für jedes Talent, Jakob spielt in der NBA: 'Was muss ich tun, um das auch zu schaffen?' In Litauen haben wir aber ein Problem bekommen. Jeder wollte plötzlich wie Arvydas Sabonis sein, jeder wollte Nummer 11 sein. Keiner wollte mehr der Spieler sein, der den Ball passt. Lernt aus dem Fehler, den wir gemacht haben! Österreich muss auch Guards finden und nicht nur Center wie Jakob."

Dieser Gedanke ist zumindest eine gute Nachricht für alle Basketball-affinen Talente, die nicht die Aussicht auf eine Körpergröße von 2,13 Metern haben, aber ihrem Idol Jakob Pöltl nacheifern wollen, ohne eine Macht unter dem Korb zu werden.

Am 9. August bietet sich für die Fans in der Admiral Arena Prater um 15:00 Uhr die Gelegenheit, Autogramme von Jakob Pöltl, Thomas Klepeisz und Rasid Mahalbasic zu ergattern.

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