Seit einem Jahr ist der neue Tarifvertrag in der NBA aktiv.
Dort werden alle Regeln zu Transfermodalitäten, Salary Cap, Spielerverträgen usw. festgelegt. Neu sind die beiden "Aprons" - zwei Straflimits, die weit über dem Salary Cap (rund 140 Millionen Dollar) liegen.
Genau diese zwei, vor allem aber der Zweite, könnten die NBA-Teams zukünftig zur Verzweiflung bringen - und Dynastien regelrecht verschwinden lassen.
First und Second Apron: Nicht nur monetäre Strafen
Bisher sind die Strafen für das Überschreiten der Gehaltsgrenze relativ überschaubar gewesen: Im Gegensatz zur NFL oder NHL gibt es in der NBA nur einen Soft Cap, wodurch die Franchises zwar eine Gehaltsobergrenze haben, durch gewisse Ausnahmen (Exceptions) aber drüber gehen können.
Teams, die über dieser Grenze sind, haben bisher nur Luxussteuer zahlen müssen, die progressiv ansteigt, je mehr sie über der Grenze liegen. Diese liegt bei rund 170 Millionen Dollar. Einzige Hürde ist somit nur die Zahlkraft der Besitzer.
Im neuen System gibt es nun zusätzlich jedoch den First und den gefürchteten Second Apron. Diese beiden Grenzen sorgen zusätzlich dafür, dass nicht nur "Strafzölle" beim Überschreiten fällig werden, sondern weitere, schwerwiegendere Einschränkungen in Kraft treten, wenn sie am letzten Tag der Regular Season drüber sind.
Weitere Einschränkungen bei Second Apron
Bereits der First Apron hat es in sich: So fällt bei dieser Grenze, die sieben Millionen Dollar über der Luxury-Tax liegt, die Bi-Anual Exception (Verträge über dem Veteran-Minimum bis rund vier Millionen Dollar) weg, außerdem gibt es Einschränkungen bei Sign-And-Trades. Teams können Trades zum Beispiel nicht mehr durchführen, bei denen mehr Gehalt aufgenommen als abgegeben wird.
Wirklich schmerzlich wird es aber beim Second Apron: Da fallen zusätzlich die Taxpayer Mid-Level Exception (etwas über 5 Millionen Dollar), Sign-And-Trades und Buyouts von (teuren) Spielern weg, außerdem können Erstrunden-Picks nicht mehr getradet, die Picks im Draft dafür jedoch auch noch zurückgesetzt werden.
Die Auswirkungen sind also beträchtlich. Die Teams können nicht mehr einfach nach Belieben ohne Konsequenzen über den Salary Cap gehen, sonst steht die Zukunft der Franchise auf dem Spiel. Dynastien wie die Golden State Warriors zwischen 2014 und 2022 könnten damit Geschichte sein.
Suns gehen All-in
Am schmerzhaftesten könnte es die Phoenix Suns treffen. Das Team rund um die Superstars Kevin Durant und Devin Booker sprengt den Second Apron laut Basketball Reference mit insgesamt 220 Million Dollar um über 30 Millionen.
Alleine die Verträge von Durant, Booker und Bradley Beal kommen bereits auf rund 150 Millionen Dollar. Dazu verdienen Jusuf Nurkic und Grayson Allen ebenfalls über 15 Millionen Dollar.
Besonders sticht aber der Vertrag von Beal heraus, der in den nächsten drei Saisonen über 50 Millionen pro Jahr kassiert, durch die No-Trade-Klausel ist ein Trade nur mit der Zustimmung des 31-jährigen Shooting Guards möglich - also fast ausgeschlossen. Gerecht wird er dem (Monster-)Vertrag ohnehin nicht - an seine Glanzzeiten bei den Washington Wizards kommt Beal kaum noch heran.
Trotz der Einschränkungen haben sich die Suns mit Mason Plumlee (Center) und Point Guard Tyus Jones über Minimum-Verträge recht gut verstärken können. Eine Verbesserung im Kader ist jetzt aber kaum mehr realisierbar - der Kader muss funktionieren.
"Wolves" richten Fokus nach KAT-Trade auf Zukunft
Ähnlich geht es den Minnesota Timberwolves, die den Rahmen mit 199 Millionen Dollar ebenfalls sprengen. Doch die "Wolves" haben in der Off-Season Star-Center Karl-Anthony Towns für Julius Randel, Donte DiVincenzo und Keita Bates-Diop sowie einen Erstrundenpick (von den Detroit Pistons) getradet.
Dadurch spart sich Minnesota nicht nur neun Millionen Dollar an Gehalt, sondern auch 50 Millionen an Strafbeträgen. Sollten Randle und der viermalige Defensive Player Of The Year (DPOY) Rudy Gobert ihre Player-Options nicht ziehen, könnten diese zu besseren Bezügen wieder verpflichtet oder für die Free Agency freigegeben werden.
Die Timberwolves richten den Fokus auf die Zukunft. Durch den KAT-Trade soll Gehaltsspielraum für die Verlängerungen von Naz Reid (25) und Nickeil Alexander-Walker (26) geschaffen werden. Speziell Center Reid soll unbedingt bleiben.
Altherren-Truppe Milwaukee braucht Erfolgserlebnis
Ebenfalls Probleme mit der Second Apron könnten die Milwaukee Bucks bekommen. Die Bucks bezahlen 191 Million Dollar an Gehältern, das Hauptproblem ist dabei die Altersstruktur.
Die designierte Starting-Five bestehend aus Damian Lillard, Pat Connaughton, Khris Middleton, Giannis Antetokounmpo und Brook Lopez hat ein Durchschnittsalter von 33 Jahren. Die Verträge sind schwierig zu traden, noch dazu fehlt eigentlich ein echter Guard-Defender neben dem defensiv ohnehin anfälligen Point Guard Lillard.
Neben dem Alter ist auch die Tiefe der Bank ein Thema. Mit Forward Taurean Prince und Guard Gary Trent Jr. hat sich der 2021-Champion zumindest kurzfristig verstärken können. Den Bucks sind in Sachen Trades wohl großteils die Hände gebunden. Sollte die "Altherren-Truppe" nicht funktionieren, könnte Superstar Antetokounmpo seine Trade-Wünsche intensivieren.
Celtics über Second Apron, aber ohne Zukunftsangst
Der amtierende Champion liegt beim Gehalt fast gleichauf mit den Timberwolves - allerdings ohne wirklich um die Zukunft der Franchise fürchten zu müssen.
Mit dem Superstar-Duo Jayson Tatum und Finals-MVP Jaylen Brown sind die Celtics auf Jahre abgesichert.
Die Verträge von Jrue Holiday, Kristaps Porzingis und Derrick White sind zwar teuer (insgesamt 80 Millionen Dollar), allerdings gut tradebar. Mit dem alternden Al Horford, Payton Pritchard, Sam Hauser und Luke Kornet hat Bosten außerdem viel Talent auf der Bank.
Sprich: Die Celtics können sich nicht nur die Tax-Strafen leisten, sondern auch etwaige Draft-Pick-Rückversetzungen, ohne die gesamte Zukunft aufs Spiel zu setzen.
Lakers kratzen am Second Apron
Die LA Lakers können den Second Apron gerade noch vermeiden - um gerade einmal knapp zwei Millionen Dollar. Obenhin ist somit nicht mehr allzu viel Spielraum, was sich auch auf zukünftige Trades auswirken kann.
Das Team rund um LeBron James und Anthony Davis ist in der Off-Season kaum besser geworden. Mit Dalton Knecht hat man grandios gedraftet, Bronny James ist dagegen noch relativ weit weg von einem gestandenen Spieler. Die dringend benötigte Verstärkung durch einen Free Agent ist aber ausgeblieben.
Sollten die Lakers den Roster per Trade verstärken, können die Kalifornier nicht mehr Gehalt aufnehmen als sie ausgeben, ohne über den Second Apron zu rutschen.