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5 Gründe: Darum holen Pöltls Raptors den NBA-Titel

Noch nie standen die Vorzeichen für das Team um Jakob Pöltl günstiger:

5 Gründe: Darum holen Pöltls Raptors den NBA-Titel Foto: © GEPA

Die Toronto Raptors haben eine historische Chance: Erstmals kann das NBA-Team des Österreichers Jakob Pöltl die Regular Season auf dem ersten Platz im Osten beenden. Noch nie waren die Kanadier so erfolgreich wie in dieser Spielzeit.

Der Weg durch die Playoffs ist vom ersten Seed aus wohl am komfortabelsten, wenn auch nur marginal, denn Mannschaften wie Boston, Cleveland, Houston oder Golden State warten.

Dass die Raptors dadurch der Top-Favorit auf den NBA-Titel wären, ist ein Trugschluss. LAOLA1 hat jedoch fünf Gründe gefunden, warum es dennoch mit dem ganz großen Wurf klappen könnte:

Bench Mob

Mittlerweile dürfte es jeder, der die Raptors interessiert beobachtet, mitbekommen haben: Die Bank der Toronto Raptors ist die beste der gesamten NBA. Das Net-Rating der Raptors-Bank ist das unangefochten höchste der Liga. Beim Net-Rating handelt es sich um die Differenz zwischen Offensive Rating und Defensive Rating. Vereinfacht, die Punktdifferenz einer Mannschaft pro 100 Angriffe.

Bei der Raptors-Bank beträgt dieses 9,1. Houston und Golden State können mit 7,4 bzw. 7,3 halbwegs mithalten. Zu den restlichen Bänken besteht ein beträchtlicher Abstand, die nachfolgenden Mannschaften bewegen sich um 3,5. Zum Vergleich: Das schwächste Team dieser Statistik, die Phoenix Suns kommen auf einen Wert von -7,7.

Kurios: Das Net Rating der Bank ist höher als das der gesamten Mannschaft. Die Raptors kommen insgesamt auf 7,7 – Platz drei in der NBA hinter den Rockets (9,1) und den Warriors (8,9).

"Basketball-Reference.com" drückt die Stärke des Quintetts Miles-Pöltl-Siakam-VanVleet-Wright noch deutlicher aus. In den knapp 284 Minuten, in denen diese fünf Spieler gemeinsam auf dem Court standen, wurden pro 100 Angriffen 23,2 Punkte mehr erzielt als kassiert.

Teil des "Bench Mobs", wie das Bank-Kollektiv der Raptors auch genannt wird, ist auch der Österreicher Jakob Pöltl. Der Center genießt einen hohen Stellenwert bei den Kanadiern: Pöltl bestritt als einziger Raptor alle 76 Saisonspiele. Einsatz von Beginn konnte er zwar noch keinen verbuchen, aber er bringt es auf durchschnittlich 18,4 Minuten Einsatzzeit pro Spiel.

Während Pöltl defensiv seinen Beitrag leistet, tun Fred VanVleet und C.J. Miles selbiges in der Offensive. Der 24-jährige VanVleet kann das höchste Offensive Rating aller Raptors aufweisen, die mehr als die Hälfte aller Regular-Season-Spiele bestritten. Miles erzielt pro Spiel durchschnittlich 10,1 Punkte - Höchstwert aller Bankspieler.

In dieser Spielzeit konnte der Bench Mob schon mehrere Spiele retten, auch gegen die Startformationen der Gegner. In den Playoffs wird es für Coach Dwane Casey darauf ankommen, die richtige Mischung zwischen Startern und Bank zu finden. Gelingt ihm dies, dann wird die Bank auch in der Post-Season einen wichtigen Beitrag leisten.

Schwacher Osten

Faustregel: Der Weg ins Finale ist in der Eastern Conference "einfacher" als im Westen, da die Dichte an Top-Teams im Westen höher ist.

Aktuell trifft der Vierte im Westen, San Antonio, auf Oklahoma City. Im Osten lautet das Erstrunden-Duell zwischen dem Vierten und dem Fünften Philadelphia gegen Indiana. Bei allem Respekt vor den 76ers und Pacers, die Spurs und Thunder sind, trotz einiger Probleme, über sie zu stellen.

Für die Raptors ist das Halten des ersten Platzes der Eastern Conference elementar wichtig. Bei einem Überstehen der ersten Playoff-Runde würden Boston bzw. Cleveland erst in den Eastern Conference Finals warten. Die restlichen Playoff-Mannschaften der Eastern Conference sollten für Pöltl und Co. allesamt schlagbar sein.

Im Westen sieht die Sache anders aus. Da bekommt auch der erste Seed in der zweiten Runde mitunter einen richtigen Kracher. Aktuell müssten die Rockets, sollte sich in der ersten Runde immer die höher gesetzte Mannschaft durchsetzen, gegen die Spurs spielen.

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Home Court

Dass das Air Canada Centre einen gewissen Heimvorteil bringt, erscheint bei der Betrachtung der Zahlen logisch. Die Raptors haben 31 Siege und 7 Niederlagen zu Buche stehen, Top-Wert im Osten. NBA-weit können nur die Houston Rockets eine bessere Bilanz aufweisen (32-6).

Nicht nur die Kanonenfutter aus Atlanta oder Chicago hatten in "T-Dot" Probleme, auch die ernstzunehmende Konkurrenz strauchelte. LeBron James und die Cleveland Cavaliers wurden im einzigen Duell der beiden Mannschaften in Kanada mit einer 99:133-Niederlage heimgeschickt. Auch die Boston Celtics rund um Kyrie Irving konnten im bisher einzigen Duell in Toronto nichts holen.

West-Primus Houston kassierte ebenfalls eine Niederlage. Ein Heimsieg gegen die Houston Rockets ist kein alltägliches Erlebnis: Das Team um James Harden und Chris Paul hat eine Auswärtsbilanz von 30-9, Spitzenwert in der NBA.

Seit einigen Jahren geht in Toronto ein besonderer Geist um. Obwohl die Zuseherzahlen im Air Canada Centre seit der Vince-Carter-Ära hoch sind, der Stellenwert der Raptors war nie höher. Seit 2014 gibt es am Maple Leaf Square, dem Vorplatz zum Air Canada Centre, Public Viewings, im sogenannten "Jurassic Park".

Die Phrase "We The North" ist seit einigen Jahren fest verankert und Teil des Spirits, der rund um die Raptors herrscht.

Sollten die Rockets, die die Regular Season der Western Conference bereits für sich entschieden haben und den ersten Seed in den Playoffs einnehmen werden, vor dem Finale scheitern, dann wird die Straße zum NBA-Titel höchstwahrscheinlich durch Toronto verlaufen. Der Heimvorteil kann dann entscheidend sein.

Angeschlagene Gegner, gesunde Raptors

Die große Konkurrenz der Raptors hat in dieser Saison mit Verletzungssorgen zu kämpfen. Die Celtics müssen seit dem ersten Spiel auf Neuzugang Gordon Hayward verzichten, der sich zur Saisoneröffnung eine schwere Beinverletzung zugezogen hat. Talisman Kyrie Irving wird den Rest der Regular Season nach einer nicht-invasiven Knieoperation verpassen. Ob der Point Guard rechtzeitig für die Playoffs fit wird, ist fraglich.

Bei den Cavaliers ist die Situation nicht so angespannt, doch auch Cleveland hatte in dieser Saison schon mit Verletzungen zu kämpfen. Isaiah Thomas, der in der Off-Season für Kyrie Irving aus Boston kam, verpasste die erste Hälfte der Regular Season. Das Experiment mit Thomas dauerte nicht lange, zur Trade-Deadline verfrachteten die Cavs den Point Guard zu den Los Angeles Lakers. Thomas zog sich in Los Angeles eine schwere Verletzung zu und fehlt den Rest der Saison.

Doch auch andere wichtige Spieler hatten in Cleveland mit Blessuren zu kämpfen: Kevin Love verpasste bereits über 20 Spiele verletzungsbedingt, Rebound-Maschine Tristan Thompson musste 29 Partien zusehen. Immerhin konnte der wichtigste Spieler der Cavaliers, LeBron James, alle 75 Spiele bestreiten. Von der Gesundheit des selbsternannten MVPs der aktuellen Saison wird der Erfolg in den Playoffs abhängen.

Auch im Westen hat der Verletzungsteufel zugeschlagen. Der amtierende Champion aus Kalifornien musste zeitweise auf die vier Stars Steph Curry, Draymond Green, Kevin Durant und Klay Thompson verzichten. Der MVP der vergangenen Saison, Steph Curry, wird den Warriors noch länger fehlen: Durch seine Knieverletzung verpasst er wahrscheinlich die erste Playoff-Runde.

In Houston musste Chris Paul bereits über 20 Spiele aussetzen. James Harden, der kürzlich mit einer Knöchelverletzung zu kämpfen hatte, wird mit Hinblick auf die Playoffs in einigen Spielen geschont.

Bei den Toronto Raptors kennt man diese Probleme nicht. Alle wichtigen Spieler blieben vom Verletzungspech verschont. Valanciunas, Lowry, DeRozan und Ibaka konnten über 70 Spiele bestreiten.

Statistische Spitzenwerte durch starkes Kollektiv

In Toronto wandeln keine Individualisten, dort ist die Mannschaft der Star. Kyle Lowry und DeMar DeRozan sind zwar die besten Spieler der Raptors, doch das Kollektiv steht eindeutig im Vordergrund.

In den wichtigen pro-Spiel-Statistiken findet sich kein Raptor unter den Top-10. Bei den Team-Wertungen sieht dies ganz anders aus: die Raptors sind offensiv und defensiv unter den zehn besten Teams der Liga.

Auch in der Field-Goal-Wertung zählt man offensiv und defensiv zu den Top-Teams. In der Point-Differential-pro-Spiel-Wertung befinden sich die Raptors auf Platz zwei, nur hinter den Houston Rockets.

Im Gegensatz zu anderen Spitzenmannschaften in der NBA sind die Raptors organisch gewachsen. Während sich die Rockets, Celtics, Cavaliers, Warriors und Co. mit der Akquise eines oder mehrerer Superstars jeweils einen ordentlichen Schub gegeben haben, sieht dies bei den Raptors ganz anders aus. Von den Akteuren die mehr als die Hälfte aller Regular-Season-Spiele absolviert haben, sind nur drei nicht von den Raptors gedraftet worden. Kaum ein anderes Team aus den oberen Sphären der NBA kann eine solche Dichte an Eigenbauspielern vorweisen.

Serge Ibaka wurde 2017 per Trade aus Orlando losgeeist, Kyle Lowry kam 2012 zu den Raptors, nachdem er in Houston in Ungnade gefallen ist.

Bench Mobber Fred VanVleet, der im College mit seinen Wichita State Shockers mehrmals das NCAA-Tournament erreichen konnte, fand im 2016er NBA Draft keine Berücksichtigung. Nach starken Leistungen im Summer-League-Team der Raptors bekam VanVleet einen Zweijahresvertrag. Das in ihn gesetzte Vertrauen zahlt er vor allem diese Saison zurück.

Auch in der Offensive gehen die Raptors andere Wege als die Konkurrenz. Während bei Superstar-lastigen Teams das Offensiv-Spiel beinahe ausschließlich über selbige läuft, wird in Toronto sehr aufs Teamplay geachtet. Vor allem bei DeMar DeRozan macht sich diese Umstellung bezahlt, der Guard der Raptors wird diese Saison wohl einen Höchstwert an Assists pro Spiel erreichen. Sein Net-Rating liegt in dieser Saison bei 6,6. Verglichen mit 3,3 aus dem Vorjahr eine Verdoppelung.

Dass Jakob Pöltl dem derzeit besten Raptors-Team aller Zeiten angehört, verdeutlicht die aktuelle Elo-Wertung der Raptors. Bei der Berechnung von Elo geht es nur um Siege und Niederlagen. Dabei kommt es auf den Punkteabstand und die Qualität des Gegners an, ein hoher Sieg gegen einen besseren Gegner bringt mehr Punkte ein als ein knapper Sieg gegen einen schwachen Gegner.

Die Statistikwebsite "FiveThirtyEight" zählte nach einem Sieg gegen die Dallas Mavericks Mitte März 1722 Punkte, historischer Spitzenwert für das Team aus Kanada. "FiveThirtyEight" rechnet für seine Wertung bis zum ersten NBA-Spiel 1946 zurück.

Man möchte beinahe dazu verleitet sein zu fragen: "Wann, wenn nicht jetzt?"

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