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Pöltl: "Bin nur so viel wert, wie die Angebote an mich"

Österreichs NBA-Export spricht über die ungewöhnliche Situation nach dem Trade - und seine Vorstellungen in der Free Agency, in der sein dickster Vertrag winkt.

Pöltl: Foto: © GEPA

Jakob Pöltl ist zurück in Wien. Jetzt beginnen wohlverdiente Wochen des Abschaltens.

Die letzten Monate in der NBA waren von Stress geprägt - und der Sommer könnte es aufgrund der Free Agency auch werden.

Pöltls Zeit bei den San Antonio Spurs kam nach fünf Jahren zur Trade Deadline zu einem Ende, das nächste Kapitel hieß ausgerechnet wieder Toronto. Bei den Raptors hatte der Wiener seine NBA-Karriere begonnen. Von einem Prügelknaben der Liga von einen Tag auf den anderen zu einem Playoff-Anwärter.

Im Play-in war dann aber Endstation. Und nun steht der 27-Jährige als Free Agent vor einer noch ungeklärten Zukunft. Die Weichen werden ab 1. Juli gestellt, ein Verbleib in Toronto ist eine der Möglichkeiten.

Klar ist aber: Der nächste Vertrag wird der dickste seiner bisherigen NBA-Karriere. Pöltl machte sich auf seiner Position als Center zuletzt mit guten Statistiken und Auftritten einen Namen. Das mögliche Jahressalär könnte sich laut NBA-Analysten im Bereich um die 20 Millionen US-Dollar bewegen - damit wäre der Wiener der bestbezahlte österreichische Sportler.

Fast schon traditionell stand Pöltl an der Alten Donau Rede und Antwort über den Status quo und die nächsten Monate.

 

Jakob Pöltl über...

...die Saison 2022/23

Es war eine interessante Saison. Die Zeit in San Antonio war für mich persönlich ganz gut. Natürlich frustrierend, weil wir relativ viel verloren haben, aber das war schon vor der Saison absehbar. Daher war klar, dass es eine Erfahrungssaison wird, mit der die Spurs auf die Zukunft aufbauen wollten. In der es nicht darum ging, viel zu gewinnen. Der Wechsel war stressig, es war ungewohnt, mitten in der Saison das Team zu wechseln. Ich bin aber gut damit zurechtgekommen. Es gab eine Phase, die neuen Kollegen, das neue System kennenzulernen. Mit dem sofortigen Druck, Performance zu bringen. Zu dem Zeitpunkt ging es darum, sich so gut wie möglich für die Playoffs zu positioneren. Das Ende war enttäuschend, wir haben in den zwei Monaten, in denen ich in Toronto war, gut gespielt. Im Play-in haben wir uns unter unserem Wert verkauft. Aber wenn man sich in die Position bringt, diesen Weg gehen zu müssen, dann ist man selber schuld.

...die Mentalität im Team, wenn man ohne Erwartungen in die Saison geht

Geht man an wie jede andere Saison. Wir waren topmotiviert, sind gut gestartet. Aber es waren Phasen dabei, wo man gespürt hat, dass viel Frust drinsteckt, wenn man viel verliert und fühlt, man probiert es eh, aber es klappt nicht. Niemand hatte Erfahrung damit, wir wussten nicht, wie wir damit umgehen. Aber im Locker Room und in jeder anderen Hinsicht war die Mannschaft sehr positiv. Es war eine der coolsten Truppen, in denen ich spielte, weil jeder gut mit jedem konnte und viel abseits des Basketball gemacht wurde. Wir hatten nicht den Kader, viel zu gewinnen, und auch nicht die Erfahrung, uns aus diesem Tief herauszuarbeiten.

...das Prozedere beim Trade nach Toronto

"Es ist mir nicht egal, was ich verdiene. Aber ich schaue, dass meine Spielsituation passt, mir Coaches und Stadt taugen. Dann der Rest."

Es war eine interessante Erfahrung. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich mental ein bisschen darauf vorbereiten konnte, weil es doch Gerüchte um die Mannschaft gab. Das Komische war, wie schnell dann alles gehen musste, speziell in Toronto ins System zu kommen. Nach meinem letzten Trade zu den Spurs war ich "geblindsided", da war ich mehr überrascht. Dafür hatte ich hinten raus im Sommer mehr Zeit, mich auf die Challenge vorzubereiten. In Toronto bin ich am nächsten Tag beim Training gestanden, habe die Leute kennengelernt. Am zweiten Tag war ich im Training drin und es ging zum ersten Spiel. Es geht so schnell. Da wirst du einfach ins Spiel reingeworfen, "probier mal aus". Das war der ungewöhnlichste Teil am Trade. Die alten Teamkollegen zu verlieren, war für mich schade. Ich habe in San Antonio über die Jahre sehr schöne Freundschaften aufgebaut. Auf eine gewisse Art und Weise war es auch ein Heimkommen nach Toronto. Ich habe gemerkt, dass es um die Mannschaft herum sehr viele altgewohnte Leute gibt. Physios, unser Koch in der Halle, alles Leute, die ich jahrelang nicht gesehen habe. Das war ein sehr netter Moment.

...ob der Trade eine gute Entscheidung der Teams war

Das wird sich erst weisen. Es war von beiden Seiten ein Risiko. In Toronto muss es jetzt mit dieser Mannschaft klappen. Ich habe bewiesen, dass ich dem Team sehr weiterhelfen kann. Die Spurs sind im Rebuild, da verstehe ich, wenn man sich von den älteren Spielern trennt und mit Draftpicks was aufbaut. Ich habe beim Abschied sehr gutes Feedback bekommen. Es tat ihnen leid, dass sie mich so gehen ließen. Sie hätten mich gerne gehalten. Aber es machte mehr Sinn, so einen Deal einzugehen.

...seinen kommenden Vertrag...

Ich würde schon den Verbleib in Toronto favorisieren, weil mir die letzten Monate gut gefallen haben und ich das Gefühl habe, wir können etwas aufbauen. Was das Geld angeht: Für mich ist es nicht so, dass es mir bisher egal gewesen wäre, aber es steht nicht oben auf der Liste. Ich schau, dass zuerst alles andere passt. Es ist mir nicht egal, was ich verdiene. Aber ich schaue, dass meine Spielsituation passt, mir Coaches und Stadt taugen. Dann der Rest. Ich werde mich mit meinem Agenten zusammensetzen, mich mit anderen Centern in der NBA vergleichen und schauen, was meinen Wert darstellt. Dann kommt es darauf an. Ich bin nur so viel wert, wie die Angebote daherkommen. Dann werde ich das beste Gesamtpaket annehmen.

...und die Verhandlungen

Ich habe selbst wenig Erfahrung mit dieser Situation. Die letzte Free Agency war anders, es ist ein Unterschied, ob du restricted oder unrestricted Free Agent bist. Ich werde involviert sein, aber nicht bei Telefonaten und am Tisch sitzen. Ich bekomme nur Updates, aber kann meinen Input geben. Wo ich mich selbst sehe, wird vom Agenten schon in Betracht gezogen. Vor 1. Juli, wenn die Free Agency beginnt, dürfen keine Gespräche geführt werden. Auch mit Toronto gab es noch keine konkreteren. Sie sind zufrieden mit mir und haben sich mein Grundverständnis geholt, dass ich gerne hier weiterspielen würde. Das war von beiden Seiten sehr positiv. Ich denke, dass es eine gute Option für mich wäre. Ich fühle mich in der Stadt und mit den Kollegen wohl, das Ende der Saison war insgesamt gesehen auch ein gutes. Da hatte in diesem Zeitraum kaum ein Team in der NBA einen besseren Record. Ich sehe das Potenzial, daher würde es mich freuen, etwas aufzubauen und um was mitspielen zu können. Aber die wirklichen Gespräche fangen erst an.

...die mittelfristigen Titelchancen der Toronto Raptors

Pöltl könnte sich gut mit einem Toronto-Verbleib anfreunden
Foto: © getty

Sie sind schon noch ein Stück weg davon. Aber es gibt eine gute Basis und talentierte Spieler. Es ist auch noch eine junge Mannschaft ohne echte Veteranen. Da war niemand dabei, der älter war als ich oder mehr Erfahrung hatte. Da kann man noch etwas aufbauen, die Mannschaft muss noch zusammenfinden. Ein bis zwei Rollenspieler fehlen, die Flow in die Mannschaft bringen. Wir haben in den guten Phasen sehr gut gespielt, aber in einzelnen Spielen gab es Schwächephasen, wo wir angestanden und in einen schlechten Rhythmus reingekommen sind. Oft sind es nur kleine Änderungen, dann klappt eh wieder alles. Mit den richtigen Zusatzspielern, eine ganze Saison ohne Verletzungsprobleme, könnte es schnell nach oben gehen. Es fehlt dem Team nicht so viel.

...den unterschiedlichen Lebensstil in Toronto und San Antonio

Es ist einfach anders. Ich bin in den letzen Jahren draufgekommen, dass es für mich nicht so einen Unterschied macht. In den ersten Jahren war ich noch mehr in der Stadt, in Bars oder beim Fortgehen. Mittlerweile habe ich mich in eine Richtung entwickelt, bei der ich nach dem Training heimfahre und Zeit mit Freunden verbringe.

...sein Sommerprogramm

Das wird anders aussehen als in den vergangenen Jahren. Ich steuere auf die Free Agency zu, da werde ich dann ein bisschen mehr hin und her fliegen. Die kommenden Monate habe ich aber vor, in Wien zu sein und hier zu trainieren. Das Programm werde ich auch ähnlich gestalten. Ich bin an einem Punkt in meiner Karriere, an dem ich meinen Rhythmus gefunden habe, schon weiß, wie ich gern ins Training reinstarte und den Sommer aufbaue, damit ich in Topform bin.

...seinen körperlichen Zustand nach den NBA-Jahren

Eigentlich geht es mir noch sehr gut. In den ersten Saisonen war es egal, was ich mache. Mittlerweile muss ich schauen, dass ich mich entsprechend um meinen Körper kümmere. Kleine Wehwehchen werden häufiger, aber es war noch nichts dabei, was mich wirklich eingeschränkt hat. Ich habe sowieso nicht vor, bis 40 zu spielen, mal schauen, ob sich was ändert. Man kann schon lange spielen, das hängt vom Spielertypen ab. Wenn viel auf Athletik basiert, wird es schwerer.

...die laufenden NBA-Playoffs

Nachtrauern, nicht dabei zu sein, tue ich nicht. Es war eine "zache" Saison, auch die anschließenden Gespräche, was schiefgegangen ist. Aber sobald wir das verarbeitet hatten, war die Saison für mich erledigt. Ich konzentriere mich auf die nächste. Ich schaue aus zeitlichen Gründen keine Playoffs, verfolge die Ergebnisse aber mit. Vielleicht sehe ich in den Finals ein, zwei Spiele.

...die ÖBV-Nationalmannschaft

Ich habe noch keine Gespräche geführt, ob ich dabei sein kann, das wird von Terminen abhängen. Es wird wegen meiner Vertragssituation aber schwerer. Hängt davon ab, wie schnell sich das regelt. Hoffen würde ich schon. Wir haben einiges an Talent in Österreich. Das Problem mit diesem Window-System: Dass es nicht nur für mich schwer ist, dabeizusein. Es fehlen immer Spieler. Daher fehlt die Konstanz. Darum sind wir im Gesamtpaket anderen Nationen hintennach. Die Organsation und das Drumherum passen. Es ist schade, dass dieser letzte Schritt fehlt. Vielleicht geht es anderen Ländern ähnlich.

...die 3x3-WM in Wien

Pressebetreuer Dominic Marsano verlor eine Wette gegen Jakob...
Foto: © GEPA

Ich bekomme 3x3 nur am Rande mit, aber ich war schon vor zwei, drei Jahren einmal dabei, kenne auch die meisten Spieler. Grundsätzlich ist es ein cooles Konzept, hat Spaß gemacht, mitzuspielen. Eine andere Art von Basketball, vergleichbar wie Volleyball zu Beachvolleyball. Man kann gestalten, dass Raum für beide Sportarten da ist. Gut, dass in Österreich in die Richtung Gas gegeben wird. Es ist selten der Fall, dass Tempo in der Entwicklung und gleich Enthusiasmus drin ist, egal bei welcher Sportart. Ich kann mir schon vorstellen, hinzuschauen.

...gegönnten Luxus

Bekanntlich mache ich das eher nicht. Vermutlich auch mit dem neuen Vertrag nicht. Was sich mit dem Geld am meisten verändert hat: Im Urlaub wird mehr Geld rausgeschmissen. Und ich habe mir in der letzten Saison ein Auto gekauft. Einen Audi RS7. Das sind Dinge, die sich meisten Spieler schon früher leisten. Ich bin in dem Prozess hintennach und jetzt da angekommen, wo sich die anderen in den ersten zwei bis drei Jahren befinden, was das Geldausgeben betrifft. Das hat mich noch nie so interessiert. Wenn ich etwas haben will, schaue ich, dass es sich im Budget ausgeht.

...sein Playstation-Rating von 81

Ich weiß nichtmal, wo das im Vergleich steht. Das wird schon passen. Ich bin eigentlich schon ein Zocker, es wird weniger, aber NBA hab ich so lang nicht gespielt. Das war vor meiner Karriere, vielleicht zuletzt mit NBA 14. Zur Zeit spiele ich Pokémon!.

...seine Hobbies

Immer kompliziert, in der Saison Hobbies zu haben ist schwer. Wir machen oft Spieleabende bei mir zuhause, solche Sachen mache ich gern. In der Offseason bin ich mehr Outdoor, besonders in Österreich verbringe ich gern Zeit an der Alten Donau oder ein Wochenende außerhalb Wiens.

...riskante Freizeitgestaltung ohne Vertrag

Ich bin sowieso vorsichtig. Alles Extremsportarten, bei denen eine Verletzungsgefahr da ist, darf ich nicht machen. Offiziell gibt es eine Liste, wo alle diese Sportarten drauf sind. Skifahren, Mountainbike - das ist alles dabei. Ins Schwimmbad gehen oder ein Kickerl mit Freunden ist kein Problem, da ist bis jetzt auch nichts passiert. Aber ich nehme mich entsprechend zurück.

...sein jährliches Jugend-Camp in Wien

Ich fürchte, das wird sich dieses Jahr nicht ausgehen, es gibt Terminprobleme in Wien und bei mir mit der Free Agency. Wir kamen auf keinen grünen Zweig. Aber hoffentlich nächstes Jahr wieder. Es ist ein Projekt, das ich weiterführen will. Es braucht einiges an Arbeit von meinem Supportteam um mich herum. Und der Zeitpunkt muss passen.

@laola1 🇦🇹 Basketball-Star Jakob Pöltl von den Toronto Raptors ist derzeit auf Heimaturlaub in Österreich und lässt bei der PK auf der Alten Donau schon mal Sommergefühle aufkommen. 😎🏝 #laola1 #l1 #wirlebensport #nba #basketball #jakobpöltl #torontoraptors #summervibes ♬ Originalton - Laola1.at das Sportportal

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