Jakob Pöltl kann in den nächsten fünf Tagen während des All-Star Breaks in Mexiko durchschnaufen.
Nach fünf Auswärtsspielen in Folge im Rahmen des alljährlichen "Rodeo Trips" und einer für Spurs-Verhältnisse ungewöhnlich spannenden Trade-Deadline wird Ende Februar wieder der Alltag im Kampf um einen Play-in-Platz einkehren.
Pöltl ist bei den Texanern nicht nur ein Eckpfeiler, sondern im Vergleich zu den meisten seiner Teamkollegen auch alteingesessen.
Bevor es in den Kurzurlaub geht, legte der Wiener in der Nacht auf Donnerstag beim 114:106-Sieg in Oklahoma City noch 20 Punkte, 17 Rebounds (neue Karriere-Bestleistung, zuvor 16), 5 Assists und 2 Blocks auf.
In Interview spricht der 26-Jährige über die Änderungen im Spurs-Kader, seine Erleichterung, nicht selbst getradet worden zu sein, und den anstehenden Rekord seines Head Coaches Gregg Popovich.
Frage: Die Trade-Deadline hat bei den Spurs ungewöhnlich viel Veränderung gebracht. Dass Thad Young nicht bleiben würde, war klar, aber wie sehr warst du von den anderen Trades überrascht?
Jakob Pöltl: Dass in unserer aktuellen Situation mit dem Umschwung und dem Bauen auf junge Spieler mehr passieren würde als sonst, war zu erwarten. Dennoch war ich ein bisschen überrascht - vor allem, dass Derrick White getradet wurde. Für Drew Eubanks ist es bitter gekommen, da er von den Raptors entlassen wurde und in einer schwierigen Situation ist. Wir hatten aber ziemlich viele Center, daher ist der Trade im Nachhinein nachvollziehbar.
Frage: Mit Josh Richardson, Tomas Satoransky und Romeo Langford hast du nun drei neue Teamkollegen. Erwartest du sie auch in der Rotation?
Pöltl: Das ist eine gute Frage. Von der Klasse her könnten sie uns sicher helfen, aber es wird davon abhängen, wie sehr auf die jungen Spieler wie Joshua Primo und Devin Vassell gesetzt wird.
Frage: Auch um dich gab es viele Gerüchte. Warst du nervöser als sonst um diese Jahreszeit und bist du jetzt erleichtert? Hast du mitbekommen, wie ernsthaft die Anfragen waren bzw. ob es für die Spurs überhaupt infrage gekommen wäre, dich zu traden?
Pöltl: Nervös ist vielleicht das falsche Wort, aber ich habe zumindest mehr auf die Berichte aufgepasst, weil ich wusste, dass mein Name im Gespräch war. Darum war ich schon ein bisschen angespannt. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines Trades war, weiß nur das Spurs-Management selbst. Im Vorhinein wurde mir gesagt, dass sie mich nicht traden wollen, aber wenn ein super Angebot kommt, ist niemand sicher. Im Endeffekt ist es ein Business, bei dem das Beste für den Klub gemacht wird. Ich bin jetzt schon erleichtert, es passt für mich gut mit dem Team. Wir sind jung und es gibt noch viel zu lernen. Natürlich würde ich gerne mehr Spiele gewinnen, aber es macht mir Spaß, ich bin glücklich in San Antonio.
Frage: Coach Gregg Popovich fehlen nur noch drei Siege auf den alleinigen Allzeit-Rekord in der Regular Season, den inklusive Playoffs hält er bereits. Was zeichnet ihn aus deiner Sicht aus, warum hat er es geschafft, so lange so erfolgreich zu sein?
Pöltl: Es ist sicher außergewöhnlich, sich so lange an der Spitze zu halten und so viel zu gewinnen. Das spricht für ihn als Coach, seine Teams haben über viele Jahre sehr guten Basketball gespielt. Er hat die Art und Weise, wie in der NBA gespielt wird, verändert. Nicht umsonst spricht man vom „Spurs way“, dem selbstlosen Teambasketball. Ich wünsche ihm, dass er den Rekord bald knackt. Auch wenn Pop eine Legende ist, nimmt man ihn im Umgang gar nicht als solche war, weil er als Mensch ein normaler, guter Typ ist.
Frage: Dejounte Murray legt regelmäßig Triple-Doubles auf und führt die NBA auch in Steals an. Zu Recht ist er nun erstmals All-Star. Was sagst du zu seiner Entwicklung, war sie für dich auch schon vor ein paar Jahren absehbar?
Pöltl: Vor allem nach seinem Kreuzbandriss haben nicht viele - auch ich nicht – erwartet, dass Dejounte so schnell so stark werden würde. Er spielt eine Wahnsinns-Saison, es ist beeindruckend, wie er Spiel für Spiel so gute Leistungen bringt. Ich freue mich sehr für ihn, weil er ein Typ ist, der sich das wirklich hart erarbeitet hat. Seine Einstellung, sein Trainingsfleiß sind vorbildlich, Hut ab. Er ist nicht nur sehr effizient und spielt mit Selbstvertrauen, er führt auch das Team gut an und lässt die einzelnen Mitspieler besser aussehen.
Frage: Was sagst du zu euren Leistungen im ersten Teil des Rodeo-Trips mit einer 3:2-Bilanz? Das Play-in ist weiter in Reichweite, geht sich das aus?
Pöltl: Es waren ein paar gute Spiele dabei. Es könnte immer besser laufen, in Chicago zum Beispiel hätten wir gewinnen können. Man merkt das Fehlen von Derrick White schon manchmal, aber andere Spieler wie Devin Vassell haben zuletzt sehr gut gespielt und geholfen, die Lücke zu schließen. Wenn wir fit bleiben und sich die neue Rotation schnell einspielt, werden wir hoffentlich noch einen Push machen und einen Play-in-Platz erobern.
Frage: Zunächst freust du dich aber auf die All-Star-Pause.
Pöltl: Absolut. Ich werde mit Freunden fünf Tage in Mexiko verbringen und Energie tanken.
Frage: Verfolgst du die Olympischen Spiele und die Super Bowl?
Pöltl: Die Super Bowl habe ich mit ein paar Teamkollegen beim Essen nebenbei geschaut. Es war am Ende spannend und ich denke, die Rams haben verdient gewonnen. Bei Olympia werfe ich ab und zu einen Blick auf den Medaillenspiegel. Früher hätte ich die österreichischen alpinen Skifahrer auswendig aufzählen können, mittlerweile bin ich zu weit weg, um die Athleten genauer zu kennen.