Österreichs NBA-Star Jakob Pöltl hat bei den Toronto Raptors zwei starke Monate hinter sich.
Mit diversen Karrierebestwerten ist selbst eine All-Star-Nominierung nicht ganz ausgeschlossen. Eine Leistenzerrung zwingt den Wiener über Weihnachten zu einer kurzen Pause. Das Fest wird der 29-Jährige erstmals mit seiner Freundin Lisa verbringen.
Einen längeren Verbleib bei den Raptors kann er sich trotz der aktuell schwachen Bilanz der Franchise gut vorstellen.
Durch Verletzungen von Teamkollegen waren Abschlüsse des Centers im bisherigen Saisonverlauf öfter gefragt als seine Pässe. "Es ist gut zu wissen, dass wir diese Option haben, dass ich, wenn ich aggressiv sein will und muss, auch effektiv sein kann", erklärte Pöltl im Gespräch mit der APA.
Eine längere Verletzungspause befürchtet er aber aufgrund der Leistenzerrung nicht. "Ich glaube, es ist eher eine Sache von ein, zwei Wochen."
Statistisch beste Saison der Karriere
15,5 Punkte und 11 Rebounds pro Partie - statistisch ist Pöltls neunte Saison seine bisher beste. Das Vertrauen der Franchise in seine schwierigen einhändigen Würfe ("Floater"), an denen er im Sommer intensiv gearbeitet hat, schätzt der 2,13-Meter-Mann.
"Ich kann aber nicht sagen, dass es der beste Basketball meiner Karriere ist, wenn man bedenkt, dass wir deutlich mehr Spiele verlieren, als gewinnen", betonte Pöltl. "Da hinkt es irgendwo."
Die Raptors sind mit sieben Siegen aus 28 Spielen Vorletzter der Eastern Conference. Verletzungen von Stars wie Scottie Barnes haben die Kanadier mehrfach zurückgeworfen - und lassen auch Pöltl im Dunkeln tappen, wie gut das Team in den nächsten Jahren werden kann.
"Das Potenzial ist immer noch da. Es kann schnell gehen. Wir haben Spieler auf dem aufstrebenden Ast, die sich individuell noch weiterentwickeln werden. Wenn wir dann als Team auch noch zusammenwachsen, ist einiges an Luft drinnen nach oben", sagt der einstige Erstrunden-Pick des NBA-Drafts 2016.
Pöltl will in Toronto bleiben
Pöltl steht in Toronto noch bis 2026 unter Vertrag, dazu verfügt er über eine spielerseitige Option für ein weiteres Jahr. Das Team könnte ihm zu deutlich verbesserten Konditionen - derzeit erhält Österreichs NBA-Pionier jährlich 19,5 Mio. Dollar (18,8 Mio. Euro) - aber bereits im kommenden Sommer eine vorzeitige Verlängerung anbieten.
Pöltl: "Mein Bauchgefühl sagt mir: Ja, ich wäre gerne länger bei den Raptors. Ich kann mir aus jetziger Sicht auch Vertragsverlängerungen vorstellen."
Das Geschäft ist allerdings schnelllebig, ein Tauschgeschäft vor Transferschluss am 6. Februar ebenfalls möglich. "Mir ist bewusst, dass bei einem jungen, neu aufgebauten Team Veränderungen passieren können. Das muss man nicht ignorieren. Es ist gut, wenn man sich damit beschäftigt und im Kopf klar ist", meinte Pöltl.
Er setze sich aber bewusst Grenzen, um nicht den Fokus zu verlieren. "Wenn ich alleine in meinem Zimmer sitze, denke ich nicht über die Trade-Deadline nach."
Laut jüngsten Medienberichten will Toronto seinen Topcenter ohnehin eher halten und derzeit nicht versilbern. Raptors-Coach Darko Rajakovic lobt ihn in den höchsten Tönen. Der Serbe hat bereits im November die Chance auf eine Teilnahme am All-Star-Wochenende ins Spiel gebracht.
Die Exhibition der 24 besten Spieler der Liga wird Mitte Februar erstmals in Form eines Miniturniers ausgetragen, die Fan-Wahl läuft bereits. "Ich bin nicht der Typ, der auf so etwas hinarbeitet", betonte Pöltl. "Ich denke, wenn ich irgendwann auf meine Karriere zurückblicke und sagen kann, dass ich auch einmal All-Star war, dass ich das mehr schätzen würde als jetzt im Moment."
Jakob nicht mehr alleine zu Hause
Vorerst freut er sich auf ein wenig Weihnachtsstimmung mit Freundin Lisa. "In der Vergangenheit, als ich zu Weihnachten alleine war, habe ich eigentlich gar nicht gefeiert", erklärte Pöltl.
Das ist diesmal anders - auch wenn die genaue Planung noch von seiner Verletzung abhängig sei. "Wir werden es schon hinbekommen, nachdem ich eineinhalb bis zwei Tage frei habe und sie hoffentlich auch. Es ist eine coole Sache, wenn man Leute um sich hat, mit denen man Weihnachten feiern kann."
Seine Eltern und Schwester Miriam hatten dem Profi bereits Anfang Dezember einen längeren Besuch abgestattet, auch Freunde waren in Toronto. Beim Auswärtsspiel am Montag bei den New York Knicks will Pöltl seine Kollegen von der Bank aus unterstützen, ein konkretes Comeback-Ziel hat er noch nicht.
Sein größter Wunsch für 2025? "Keine Verletzungen mehr. Das Wichtigste wäre, dass wir einmal alle Spieler auf das Parkett bringen und zumindest eine halbe Saison gescheit gemeinsam spielen können."