Jakob Pöltl und die San Antonio Spurs? Das passt immer besser.
Der Wiener in Diensten der NBA-Franchise aus Texas bekommt immer mehr Spielzeit und genießt das Vertrauen von Kulttrainer Gregg Popovich.
Nach einem verpatzten Roadtrip samt Niederlagenserie sind die Spurs nun schon seit sechs Spielen ungeschlagen und als Siebenter der Western Conference klar auf Playoffkurs.
Das überstandene Tief gab Pöltl und Co. Kraft: "Zweifel und Sorgen gab es nicht, aber man hat sich schon gefragt, was los ist. Wir haben nicht einfach gesagt 'das wird schon wieder', sondern aktiv daran gearbeitet, dass es wieder besser wird."
Zu seiner persönlichen, internen Beförderung zum Leistungsträger meint Pöltl: "Es ist für mich schon unheimlich cool, dass ich ziemlich offensichtlich das Vertrauen der Coaches bekomme, auch in Hinblick auf die Zukunft bzw. zumindest den Rest der Saison. Es wurde mir gesagt: Das ist deine Rolle und du hast sie dir verdient, mach das Beste daraus."
Weiter geht es in der Nacht auf Samstag mit dem Heimspiel gegen die New York Nicks, 24 Stunden später folgt vor heimischem Publikum das Duell gegen Portland.
Im Interview spricht Jakob Pöltl über den Weg zurück in die Erfolgsspur, seine "neue" Rolle im Team und die (Titel-)Chancen für die weitere Saison.
Frage: In den letzten Wochen läuft es gut bei den Spurs, deutlich besser noch als beim Rodeo Trip. Was hat den Umschwung gebracht?
Jakob Pöltl: Ja, es läuft super. Wir gewinnen und ich bekomme viele Minuten, ich kann mich nicht beschweren. Es ist nicht einfach zu sagen, warum wir auf einmal wieder so viel besser drauf sind. Natürlich hilft es, dass wir nun wieder vermehrt im AT&T Center spielen, wir sind zu Hause ganz klar stärker als auswärts. Man schläft im eigenen Bett, kennt die Halle besser. Wir hatten aber davor auch auswärts schon ganz gute Spiele, in denen es nicht zum Sieg gereicht hat.
Frage: Habt ihr euch im Laufe der Negativserie Sorgen gemacht, oder ist man da bei einem Klub wie San Antonio zu abgebrüht, um Selbstzweifel aufkommen zu lassen?
Pöltl: Zweifel und Sorgen gab es nicht, aber man hat sich schon gefragt, was los ist. Wir haben nicht einfach gesagt „das wird schon wieder“, sondern aktiv daran gearbeitet, dass es wieder besser wird.
Frage: Am Anfang der Saison hat die große Starting Five mit dir und LaMarcus Aldridge nicht gut funktioniert, jetzt tut sie es umso besser. Was hat sich geändert?
Pöltl: Ich bin mehr involviert bzw. beteilige ich mich selbst aktiver am Offensivspiel. Anfangs habe ich mich noch sehr herausgehalten, als ich mit DeMar DeRozan und L.A. gemeinsam auf dem Feld stand, habe mich nur auf den Offensiv-Rebound konzentriert. Jetzt spiele ich öfter Pick-and-Roll, LaMarcus orientiert sich auch mal nach außen und schafft damit mehr Platz, die Defense muss mich mehr respektieren. Trotzdem kann ich weiter meine Stärke am Offensiv-Rebound ausspielen, wenn er in den Low Post geht. Das Ganze ist einfach mehr ausbalanciert als noch zu Saisonbeginn.
Frage: Besonders gegen NBA-Leader Milwaukee hat die große Aufstellung sehr gut ausgesehen. War das so ein Sieg, der einem zeigt, dass man auch die absoluten Top-Teams schlagen und vielleicht auch in den Playoffs eine gute Rolle spielen kann?
Pöltl: Ich denke, wir haben über die gesamte Saison gegen die stärkeren Teams gut ausgesehen und eher gegen die schwächeren öfters ausgelassen. Es muss eine mentale Sache sein, dass wir gegen die besseren Mannschaften einfach mehr „ready to play“ sind.
Frage: Wie beurteilst du den Wechselwunsch von Pau Gasol, der schließlich bei den Bucks gelandet ist?
Pöltl: Ich verstehe es aus seiner Sicht ganz klar, dass er zu einem Team wechseln wollte, bei dem er eine Chance auf Spielzeit bekommt. Es ist cool, dass er mit den Bucks ein sehr gutes Team gefunden hat, dem er helfen und mit dem er auch in den Playoffs gewinnen kann. Vom Coaching-Staff wurde ihm gegenüber sein Status gut kommuniziert, sein Wechselwunsch war dann die Folge. Überhaupt läuft die Kommunikation zwischen Trainerteam bzw. Office und den Spielern bei den Spurs sehr offen und gut.
Frage: Für dich muss es eine unheimliche Bestätigung sein, dass du einen so verdienten Spieler (u.a. WM-MVP, zweimaliger NBA-Champion als Schlüsselspieler) verdrängt hast.
Pöltl: Es ist für mich schon unheimlich cool, dass ich ziemlich offensichtlich das Vertrauen der Coaches bekomme, auch in Hinblick auf die Zukunft bzw. zumindest den Rest der Saison. Es wurde mir gesagt: Das ist deine Rolle und du hast sie dir verdient, mach das Beste daraus. Natürlich hat das auch eine negative Seite: Es ist schade, dass es dazu gekommen ist, dass Pau gehen wollte und gegangen ist.
Frage: Die Entwicklungen der letzten Zeit lassen darauf schließen, dass der Favoritenkreis heuer recht groß ist. Und das, obwohl LeBron James mit den Lakers die Playoffs wohl verpassen wird.
Pöltl: Dass die Lakers heuer keine Bäume ausreißen werden, habe ich ehrlich gesagt schon von Anfang an vermutet. Dass sie jetzt die Playoffs vielleicht nicht einmal knapp verpassen, kam dann doch etwas überraschend. Die Nummer eins bleiben für mich klar die Golden State Warriors, sie sind das „team to beat“. Dahinter gibt es ein breites Favoritenfeld – sowohl im Osten, als auch im Westen, wo nicht nur die Houston Rockets als Herausforderer gefährlich sind.
Frage: Für euch ergibt sich also das Ziel, als Sechster oder Siebenter in die Playoffs zu gehen, um den Warriors aus dem Weg zu gehen – sollten sie ihre Top-Position im Westen halten können.
Pöltl: Es wäre sicher nicht blöd, Golden State aus dem Weg zu gehen. Prinzipiell wollen wir aber zunächst einmal den Playoff-Einzug fixieren und so hoch hinauf wie möglich. Wir wollen nicht als Achter gerade so hineinrutschen, sondern schon möglichst etwas höher gesetzt in die Playoffs starten. Das hat gar nicht so sehr mit den Warriors zu tun.