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Pöltl: "Sehe mich durchaus längerfristig in Toronto"

Nach der Rückkehr an den Ort, wo Jakob Pöltl seine ersten Schritte in der NBA wagte, wird bereits über dessen langfristige Zukunft spekuliert.

Pöltl: Foto: © getty

Viele bekannte Gesichter, eine vertraute Umgebung. Österreichs Basketball-Aushängeschild Jakob Pöltl fühlt sich nach wenigen Tagen in seiner alten und neuen NBA-Heimat Toronto bereits wieder sehr wohl.

Das Hotelzimmer, in dem er derzeit noch haust, will der 27-Jährige bald gegen eine Wohnung tauschen - wenn auch vorerst nur eine temporäre. Im Sommer kann der Wiener selbst über seinen Arbeitgeber entscheiden. Eine Verlängerung bei den Toronto Raptors scheint gut möglich.

Pöltl war am Donnerstag nach viereinhalb Jahren bei den San Antonio Spurs mitsamt seines zu Saisonende auslaufenden Vertrages nach Toronto abgegeben worden. "Ich denke, dass es eine ganz gute Situation ist hier für mich", erklärte der Center in einer Medienrunde mit österreichischen Journalisten. "Ich sehe mich durchaus auch längerfristig in Toronto."

Viel werde aber auch davon abhängen, wie der Rest der Saison läuft, welche Spieler ihre Verträge verlängern und welche Akteure eventuell noch zum Team geholt werden können.

Im Sommer wartet der große Zahltag

Vorerst scheinen die Raptors allerdings längerfristig mit dem 2,13-Meter-Mann zu planen, sonst hätten sie nicht unter anderem drei Auswahlrechte in künftigen Drafts für ihn eingetauscht. "Wissen tue ich es nicht, aber sie werden sich etwas dabei gedacht haben", meinte Pöltl.

"Bis zu einem gewissen Grad wissen sie auch, was mein Marktwert ist." Rund 20 Mio. Dollar (18,7 Mio. Euro) jährlich könnte er laut US-Medien ab Sommer verdienen. Dass er damit der bestbezahlte Sportler Österreichs wäre, ist für Pöltl nicht mehr als ein "Fun Fact".

In San Antonio habe er zusehends mehr Verantwortung übernehmen müssen. "Das hat mir in meiner Basketball-Entwicklung auf jeden Fall sehr weitergeholfen."

In Torontos Offense wird Pöltl den Ball nicht mehr so oft in Händen halten. "Meine Rolle wird anders aussehen, es geht mehr in die Richtung Unterstützung, aber ich sehe das nicht unbedingt negativ. Es wird sich vielleicht auf die Statistiken auswirken, aber ich tue gerne meinen Job. Daher stört mich das nicht."

Team-Verantwortliche und Trainer erkennen seinen Wert. Pöltl soll das Center-Loch der Raptors füllen, die zuletzt schwache Defense der Kanadier stabilisieren. In San Antonio habe man sehr vorsichtig, fast passiv verteidigt. "In Toronto ist es sehr aggressiv, wir versuchen den Gegner zu Fehlern zu zwingen mit mehr Risiko." Er werde einige Spiele brauchen, um sich an das neue Konzept zu gewöhnen. "Wir haben eine Teamidentität, aber im Endeffekt muss ich trotzdem meine Stärken ausspielen."

Raptors sehen sich als Playoff-Team

Während bei den Spurs die Weiterentwicklung der Mannschaft im Vordergrund stand, wollen die Raptors trotz aktuell negativer Bilanz (27:31 Siege) in der Eastern Conference unbedingt noch den Sprung ins Play-off schaffen. "Die erste Hälfte der Saison war unter den Erwartungen, aber das Talent ist grundsätzlich da im Team", betonte Pöltl. "Es war ein bisschen der Wurm drinnen, aber der Trend geht nach oben. Ich glaube, dass wir noch einiges rausholen können aus der Saison."

In nordamerikanischen Medien war zuletzt hinterfragt worden, warum die Raptors ihren Kader rund um den Transferschluss vergangene Woche nicht weitreichender umgebaut haben. "Ich finde es cool, dass dem Team Vertrauen gegeben wird und Zeit, sich da rauszuspielen", entgegnete Pöltl.

Dafür, ein echter Titelanwärter zu sein, fehle möglicherweise nur etwas Kadertiefe. Läuft es bei Topstar Pascal Siakam oder Fred VanVleet nicht, wiegt das besonders schwer - ebenso wie der jüngste Ausfall von Topverteidiger OG Anunoby wegen einer Handgelenksverletzung.

Mit allen drei Akteuren hat Pöltl zu Beginn seiner NBA-Karriere (2016-2018) in Toronto bereits zusammengespielt. "Das macht das Ganze einfacher - nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch abseits, damit man ein bisschen Anschluss hat."

Pöltl: "War klar, dass etwas passieren würde"

Er habe immer noch Freunde in Toronto, freut sich auf das größere kulinarische Angebot der kanadischen Metropole. Im Raptors-Staff sind viele bekannte Gesichter, Cheftrainer Nick Nurse war zu seiner Zeit Assistenzcoach. Pöltl: "Es ist auf jeden Fall alles sehr vertraut. Es fühlt sich gut an."

Der Trade traf ihn diesmal nicht unvorbereitet. "Es war klar, dass etwas passieren könnte." Die Erstinformation erhielt Pöltl laut eigener Aussage von Spurs-Trainer Gregg Popovich. Es sei ungefähr Mitternacht gewesen, die Spurs-Spieler befanden sich nach einer Niederlage in Toronto gerade auf dem Rückweg von einem gemeinsamen Abendessen ins Hotel. Die Weiterreise am nächsten Tag machte der Österreicher nicht mehr mit, sein Apartment in Texas sieht er nicht mehr.

Aufgrund der längeren Auswärtsreise war Pöltl ohnehin mit zwei Koffern unterwegs. "Vorübergehend bin ich einmal ausgerüstet. Alles andere wird nachgeschickt." Er hätte während der All-Star-Pause ab Mittwoch nach San Antonio zurückreisen können.

Stattdessen will der Wiener aber ein paar Tage Pause in Mexiko einlegen. Danach will er in eine Wohnung ziehen. "Es wird für den Rest der Saison aber etwas Temporäres bleiben", sagte Pöltl. Auf ein neues Heim will er sich erst dann festlegen, wenn er im Sommer auch einen neuen NBA-Vertrag unterschrieben hat.

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